Nennt sich Welt- und Europameisterin zugleich und gewann das zweite Mal nach dem Vorjahr in Baiersbronn: Angelika Rösch Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei den Baiersbronner European Open muss sich Christian Schäffkes geschlagen geben. Angelika Rösch triumphiert.

Der dritte Spieltag der European Senior Open in Baiersbronn stand ganz im Zeichen der Halbfinals, dabei zogen die Favoriten Daniel Dolbea und Christian Schäffkes nicht ganz kampflos in die Finalrunde ein – und der Seriengewinner sollte sogar das Finale verlieren.

Der bekam es im Halbfinale zunächst mit Thorsten Wolff zu tun, er traf auf einen erbittert kämpfenden Gegner. Immer mal wieder mit sich hadernd zeigten beide Spieler ihr innere Anspannung und boten über weite Strecken Tennis auf höchstem Niveau. Sehenswerte Ballwechsel und gut platzierte Schläge faszinierten die Gäste auf den Tribünen, die immer öfter in begeistertes Klatschen ausbrachen.

Thorsten Wolff blieb dran und ließ sich vom stark spielenden Schäffkes nicht einschüchtern, doch auch nach seinem Aufschlagverlust zeigte der Titelverteidiger des vergangenen Jahres seine Spielqualitäten. Erst der Tiebreak musste die Entscheidung bringen und konnte auch aufgrund seiner Aufschlagstärke von Christian Schäffkes für sich entschieden werden. Der zweite Satz ging ebenfalls mit 6:2 an den Titelverteidiger, der damit erneut im Endspiel der Europameisterschaften in Baiersbronn stand.

Daniel Dolbea und Sebastian Schöllhorn lieferten sich ein ebenbürtiges Match, auch wenn das Ergebnis am Ende mit 6:1 und 6:4 deutlicher aussah, als es das Spiel der beiden zeigte. "Not gegen Elend" ließ Daniel Dolbea verlauten, denn Fehler auf beiden Seiten ließen jedes Spiel zum Dauerkampf der beiden Rivalen werden. Sebastian Schöllhorn zeigte sich sehr laufstark und kämpfte um jeden Punkt. Ein Hecht a la Boris Becker hinterließ roten Stand auf seinem sonst so blütenweißen Outfit, doch Daniel Dolbea wusste zu kontern und machte zielstrebig seine Punkte.

Am Ende waren es die gut platzierten Schläge Dolbeas, der nun erneut mit seinem Dauerrivalen Christian Schäffkes um den Sieg der Europameisterschaften kämpfen würde. " Einmal habe ich Schäffkes bereits schlagen können, mal sehen was morgen geht", so Dolbea am Samstag. Und dann waren auch die Damen gefragt.

Mit der amtierenden Weltmeisterin Angelika Rösch hatte Olena Schmelzer eine harte Gegnerin im Halbfinale der Damen. Trotz Fußproblemen ließ die Vorjahressiegerin Rösch keinen Zweifel an ihren erneuten Titelamibitionen aufkommen und siegte deutlich mit 6:4 und 6:0 gegen die Ukrainerin, die im ersten Satz noch mithalten konnte. Hart umkämpft war der erste Satz der zweiten Halbfinalpaarung bei den Damen zwischen der Spanierin Ana Salas-Lozano und der auf Nummer zwei gesetzten Stefanie Kolar.

Lange Ballwechsel und hart umkämpfte Punkte waren ausschlaggebend für eine Entscheidung im Tiebreak, an dessen Ende die Spanierin die glücklichere Siegerin war und mit 7:6 knapp den ersten Satz zu ihren Gunsten entscheiden konnte. Auch der zweite Satz ging mit 6:3 an die in Baiersbronn gut bekannte spanische Spielerin, gegen die Stefanie Kolar kein Mittel fand. Nachdem Vorjahresaus von Ana Salas-Lozano im Halbfinale gegen Angelika Rösch war das Finale perfekt.

Mit dem Ausgang des Herrendoppelfinals hatten Kenner der Szene schon fast gerechnet. Mit Daniel Dolbea und Christian Schäffkes trafen Sebastian Schöllhorn und der Franzose Cedric Pruchniewski auf zwei starke Einzelspieler, die sich auch im Duo gut ergänzten. Nachdem sowohl Schäffkes wie auch Dolbea im vergangen Jahr noch mit anderen Doppelpartnern spielend im Halbfinale ausgeschieden waren, bündelten sie in diesem Jahr ihre Stärken und ließen ihren Gegnern im ersten Satz kaum eine Siegchance. Im zweiten Satz hatten sich Timo Hahn und Cedric Pruchniewski besser auf die Spielweise der beiden Einzelfinalisten eingestellt, konnten jedoch die Big-Points nicht zu ihren Gunsten entscheiden. Am Ende hieß es Spiel, Satz und Sieg für Schäffkes/Dolbea die mit 6:2 und 6:4 sich den Titel im Doppel bei den Herren sicherten. Damit hat einer von beiden nun die Chance, als Doppelsieger bei den diesjährigen European Senior Open nach Hause zu fahren.Am Finaltag war der Höhepunkt gestern zweifelsohne das der Herren. Ballwechsel wurden von tosendem Applaus begleitet, der dritte Satz musste die Entscheidung bringen, Daniel Dolbea zeigte sich einmal mehr fest entschlossen: Platzierte Vorhandschläge und schnelle Laufduelle, während derer sich beide nichts schenkten, ließen das Match zum Spannungshöhepunkt des gesamten Turniers werden.

Der Aufschlagverlust von Schäffkes, sonst so verlässlich, bildete im achten Spiel des letzten Satzes das Schlüsselspiel. Beim Stand von 5:3 witterte der Vizeeuropameister des vergangenen Jahres seine Chance. Richtig nervenaufreibend wurde das Spiel zum Matchgewinn für Daniel Dolbea, der vier Matchbälle brauchte, um den Sieg einzutüten. "Es war der Aufschlag von Schäffkes, der nicht kam und mir den Sieg bescherte", so der glückliche Sieger nach dem Match. Schäffkes hingegen zeigte sich in seiner Dankesrede als sympathischer Verlierer, dankte allen für die gute Organisation und machte eigene Schwächen für den Titelverlust verantwortlich. "Das Glück war heute nicht auf meiner Seite", zog er Bilanz.

Im vorangegangenen Endspiel der Damen war es die Titelverteidigerin Angelika Rösch, die trotz schmerzenden Fersensporns ihrer spanischen Gegnerin Ana Salas-Lozano nicht den Titel der Europameisterin überlassen wollte. Nachdem die amtierende Weltmeisterin den ersten Satz souverän gewann, war es der zweite Satz der ihr zu schaffen machte. Der Spanierin Ana-Salas Lozano gelang es, Röschs druckvollem Spiel die Schärfe zu nehmen, indem sie beharrlich retournierte und viele Topspin-Bälle spielte.

Rösch wurde daraufhin ungeduldig und machte viele Fehler, sodass sie zwar den ein oder anderen Satzball abwehren konnte, dann aber in den entscheidenden Tiebreak gehen musste. Am Ende siegte sie glücklich. "Das Spiel ist mir ein bisschen aus der Hand geglitten, im Kopf war ich im zweiten Satz schon weiter", sagte Rösch, die nun Welt- und Europameisterin gleichzeitig ist und das zweite Mal nach dem Vorjahr in Baiersbronn gewinnen konnte.

Im Anschluss an die jeweiligen Endspiele gab es die feierlichen Siegerehrungen und der Vorsitzende des Fördervereins, Herbert Klumpp, sowie Turnierdirektor Michael Kappler dankten allen Helfern, Sponsoren, sowie den zahlreich erschienenen Zuschauern. "Bitte tragen sie sich den Termin für nächstes Jahr bereits jetzt ein", forderte Herbert Klumpp die Anwesenden auf – und datierte gleichmal eine erneute Austragung der Europameisterschaften: vom 30. Juli bis zum 2. August 2015.