Großartige Schauspielkunst ohne viel Schnickschnack: die Schauspielerin Dorothee Jakubowski im Baiersbronner Rosensaal Foto: Mießler Foto: Schwarzwälder-Bote

"Oskar und die Dame in Rosa": Dorothee Jakubowski in ergreifendem Solostück über die Vorbereitung auf den Tod

Von Gabriele Mießler Baiersbronn. Das ambulante palliative Versorgungsnetz – ein Zusammenschluss der ambulanten Hospizgruppen und Diakonie- und Sozialstationen im Landkreis Freudenstadt – hatte zu einer besonderen Theateraufführung in den Rosensaal eingeladen. Dorothee Jakubowski, Leiterin der Theatergruppe "das chamaeleon" in Horb, gelang es von der ersten Minute an, das Publikum mit ihrem Solostück "Oskar und die Dame in Rosa" zu fesseln. Die Erzählung von Éric-Emmanuel Schmitt ist eine Geschichte über die Möglichkeiten der Liebe und des Glaubens.

Im Mittelpunkt steht der todkranke zehnjährige Oskar in den beiden letzten Wochen seines Lebens. Er hat bei dem Gespräch gelauscht, in dem sein Arzt seinen Eltern erklärt, dass sämtliche Versuche, seiner Leukämie-Erkrankung Einhalt zu gebieten, fehlgeschlagen sind. Alle Drei schweigen sich dem Kind gegenüber dazu aus, nur "die Dame in Rosa" spricht offen und ehrlich mit dem Jungen – eine außergewöhnliche Freundschaft entsteht. Der internationale Bestseller wurde schon als Figurentheater, filmisch und sogar als Oper umgesetzt. Ebenso wie Oskar ist der belgische Romancier, Dramatiker und Filmregisseur Éric-Emmanuel Schmitt mit der atheistischen Grundeinstellung seiner Eltern aufgewachsen. Schmitt bekannte sich nach Jahren als Agnostiker später zum Christentum. In seinen Werken nehmen die Weltreligionen einen wichtigen Platz ein.

Die Produktion des Zimmertheaters Rottweil bringt das Thema Vorbereitung auf den Tod auf ganz spezielle Weise auf den Punkt. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Kiste mit Briefen und die besonderen Fähigkeiten der vielseitigen Künstlerin Dorothee Jakubowski sind alles, was gebraucht wird, um sich in die Seelenwelt des sterbenden Jungen einzufühlen. Durch ihre absolut überzeugende Darstellung der verschiedensten Figuren brachte die Schauspielerin es trotz des traurigen Themas fertig, die zahlreich erschienenen Zuschauer zwischendurch auch mal zum Lachen zu bringen. So zum Beispiel, als die von Oskar sogenannte Dame in Rosa, eine ältere Krankenschwester, von ihrer angeblichen Zeit als Catcherin erzählt.

Sie wird zu Oskars Wegbegleiterin in seinen letzten Tagen und bringt den Jungen dazu, Gott Briefe zu schreiben – diese Briefe werden zum roten Faden der Geschichte. Nachdem Rosa Oskar von einer Legende erzählt, in der jeder Tag zehn Jahre dauert, füllen sich die Seiten. Er setzt sich im Gegensatz zu den Menschen, deren Schweigen ihn tief enttäuscht, mit allen möglichen Emotionen auseinander. Rosa schafft es, ihm zu zeigen, dass man körperliche Leiden nicht vermeiden kann, sich der Kampf gegen seelische Schmerzen allerdings lohnt. Der Junge hat mit dem Schreiben eine Möglichkeit gefunden, seiner Enttäuschung über seine Eltern Luft zu machen – sie kommen nicht mit der Situation zurecht. Er schreibt über seine Gedanken, Gefühle, Ängste und Freuden, setzt sich mit den großen Themen des Lebens auseinander und schließlich mit der Vorbereitung auf den Tod.