Über nahezu senkrechte Felswände mussten die Rettungskräfte bei der Übung einen Verunglückten retten. Foto: Schwark

Beinahe beängstigend realistisch: Rettungskräfte des Nordschwarzwalds stellen verschiedene Szenarien an vier Stationen nach.

Baiersbronn-Obertal - Was sie können, zeigten die Ortsgruppen der Bergwacht im Nordschwarzwald bei einer gemeinsamen Übung.

Der Nordschwarzwald zieht viele Urlauber und Tagestouristen an. Die Landschaft bietet sich für allerlei Aktivitäten im gebirgigen Gelände an. Immer wieder gibt es dabei auch Unfälle. Im oft schwierigen Gelände, teils bis zur senkrechten Felswand, ist die Bergwacht Schwarzwald somit immer wieder gefragt, um Personen zu retten.

Einmal im Jahr üben die Bergwachten im Nordschwarzwald gemeinsam den Ernstfall. Die Übung findet jedes Jahr bei einer anderen Ortsgruppe statt. Nun war Obertal wieder an der Reihe. Als Gastgeber empfing die Ortsgruppe Obertal Kollegen aus Offenburg, Baden-Baden, Achertal, Karlsruhe, Bad Herrenalb und Pforzheim zur Großübung.

Dabei wurden auf einer Länge von 300 bis 400 Meter schwierige Situationen an vier Stationen im Gelände durchgespielt. Harald Dieterle, Vorsitzender der Ortsgruppe Obertal, begrüßte Frank Kühnle als Landesvorsitzenden der Bergwacht Schwarzwald, Thomas Waldenspuhl von der Nationalparkleitung sowie Vertreter vom DRK, vom Malteser Hilfsdienst, von den Feuerwehren Obertal, Mitteltal und Baiersbronn sowie der örtlichen Vereine. Auch der stellvertretende Landesvorsitzende Dieter Burkhard von der heimischen Ortsgruppe war vor Ort.

Im Gebiet der Rotmurgschlucht hatten die Gastgeber an den vier Stationen ein realitätsnahes Szenario aufgebaut. Für den Laien beängstigend realistisch, startete die zweistündige Übung.

Zum Übungsszenario gehörte ein Gleitschirmflieger, der in einem Baum auf seine Rettung wartete, sowie ein Pilzsucher, der sich in einer Felswand verletzt und in eine gefährliche Situation manövriert hatte. Dazu kam eine abgestürzte Radfahrerin, die unten neben der Rotmurg lag, während ihre Freundin um Hilfe rief. Bei Station 4 ging es um einen Forstwirt, der bei der Arbeit verunglückt war und über einen Felsvorsprung gerettet werden musste.

An jeder Station wurden die Rettungsmaßnahmen von einem Mitglied der Ortsgruppe Obertal überwacht. Der Ablauf der Übung wurde detailliert festgehalten, um später in aller Ruhe Stärken und Schwächen zu analysieren.

Beeindruckend war es, wie die Teams auf engen Wegen den Weg zu den Verunglückten fanden. Für die Zuschauer ergab sich die Möglichkeit, das Geschehen vom Weg aus mitzuverfolgen. Doppelseile, Flaschenzüge, ja selbst Seilbahnen, wurden im schwierigen Terrain befestigt. Den Gleitschirmflieger befreiten die Mitglieder der Bergwacht mit einem Rettungssitz über eine Seilbahn, befestigt an zwei Bäumen. Aufwendige Seilsicherung war am Fels gefragt, wobei die Bergwachthelfer sich von oben an die verunglückten Personen heranarbeiteten, um diese mit speziellen Liegen am Fels abzuseilen. "Felsrettungen kommen zum Beispiel am Verlobungsfelsen immer wieder vor, wenn sich Spaziergänger versteigen", war zu erfahren. Ein Brennpunkt sei auch die Wutachschlucht, so Kühnle, wobei die Bergwachtleute teils mit Neoprenanzügen zu den Verunglückten vordringen müssen. Die Übung diente zudem dazu, die Zusammenarbeit zu trainieren. Denn gerade unter der Woche arbeiten Mitglieder einzelner Ortsgruppen bei Einsätzen immer wieder eng zusammen, so der stellvertretende Landesvorsitzende Burkhardt. Nach der eindrucksvollen Übung, bei der alle Bereiche außer der Luftrettung durchgespielt wurden, folgte ein Mittagessen.

Die Verantwortlichen analysierten mit den Gruppenvertretern den Übungsablauf. Die Ortsgruppe Obertal selbst hat bis zu 70 Einsätze im Jahr. Bald stehen wieder die Winterdienste rund um den Ruhestein an.