Bei den "Baiersbronner Geschichten" (von links): Dorothee Kühnel, Bürgermeister Michael Ruf, Manfred Thierer und Ortsvorsteher Erwin Zepf Foto: Klumpp Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Wenig bekannte Allgäuer Hüttentradition weist Parallelen zum Schwarzwald auf

Baiersbronn. Heuer standen die "Baiersbronner Geschichten" im Zeichen der Glasmacherkunst. Manfred Thierer – engagierter Heimatpfleger, Verfasser zahlreicher landeskundlicher Publikationen und Vorstand des Heimatvereins Leutkirch – ließ vor der Kulisse der Schönmünzacher Glashütte die Geschichte der Glasherstellung im Allgäu wieder aufleben.

Initiiert hatten den Vortrag Archivarin Dorothee Kühnel und Bürgermeister Michael Ruf. Denn die Glasherstellung im Allgäu des 17. bis 19. Jahrhunderts hat durchaus Anknüpfungspunkte zu der in der Region. Etwa, was die Herkunft der Allgäuer Glasmacher betrifft. Diese stammten nämlich unter anderem aus dem Schwarzwald. Aber auch aus dem Schwäbischen Wald, der Schweiz oder Tirol.

Ihr Einkommen, so Thierer, lag weit über dem gewöhnlicher Bauern oder Waldarbeiter. Auch hatten sie mehr Rechte. Bei der Arbeit wurde ihnen aber ganz genau auf die Finger geschaut. Ihr Verhalten, erklärte Thierer, sei präzise dokumentiert worden. Das belegen heute noch erhaltene Vermerke wie "war sehr fleißig" oder "war schon am Vormittag betrunken".

Die größte und bedeutendste der Allgäuer Glashütten war die Hütte Schmidsfelden (1678 – 1898). Benannt nach ihrem Gründer Johann Balthasar von Schmidsfeld, wurden dort edle Schmuckgläser, später auch Gebrauchsglas hergestellt.

Doch der Glasboom hatte Folgen: der Brennstoff Holz wurde knapp. Und damit immer teurer. Auch im Schwarzwald, von wo aus Flößer das begehrte Holz bis nach Holland vertrieben und den Rohstoff damit zusätzlich verknappten, waren die Tage der Glashütten gezählt. Auch die, der Glashütten in Schönmünzach und Buhlbach. Und auch in "Schmidsfelsen" gingen die Schmelzöfen 1898 aus. Das imposante Gebäude zerfiel, bis ausgerechnet der Einsturz des Dachs im Jahr 1981 die Rettung brachte. Der Heimatverein Leutkirch nahm sich der Glashütte an.

Mit Erfolg: Heute arbeitet dort wieder ein Glasmacher, Künstler haben sich angesiedelt, ein Café ist entstanden. Die Restaurierung von Kapelle und Herrenhaus steht noch aus. Doch bereits heute ist die Glashütte Schmidsfelden ein beliebtes Ausflugsziel, das rund 15 000 Besucher jährlich anlockt.

Und weil sich unter Denkmalfreunden gut fachsimpeln lässt, besuchte Manfred Thierer am kommenden Tag noch die Glashütte in Buhlbach. Die "Baiersbronner Geschichten" gehen am Mittwoch, 24. Februar in die nächste Runde. Los geht es um 19 Uhr im Haus des Gastes in Tonbach. Dann wird sich alles um die historische Schweinemast im Wald drehen.