Voll besetzt war der Rosensaal bei der Informationsveranstaltung des Freundeskreises Asyl. Foto: Michel

Vor allem im Hinblick auf Belegung zweier ehemaliger Hotels sind weitere Ehrenamtliche nötig. Auch Helfer profitieren vom Helfen.

Baiersbronn - Die Botschaft war positiv, die Stimmung auch. Bei der Informationsveranstaltung des Freundeskreises Asyl im voll besetzten Rosensaal wurden vor allem zwei Signale gesendet: Die ehrenamtliche Hilfe bereichert auch die Helfer. Und diese können noch etliche mehr in ihren Reihen brauchen.

Jede Menge Lob für die ehrenamtlichen Helfer, die den Flüchtlingen zur Seite stehen, aber auch Verständnis für die Sorgen von Einheimischen – das brachten sowohl Bürgermeister Michael Ruf als auch Landrat Klaus Michael Rückert bei der Informationsveranstaltung des Freundeskreises Asyl zum Ausdruck. Und noch etwas: Der Flüchtlingszuzug ist eine Aufgabe, die einen langen Atem erfordert.

"Ein ganz, ganz riesengroßes Dankeschön" kam von Rückert für die Ehrenamtlichen, "die Großartiges" leisteten. Der Landkreis und die Gemeinde seien auf sie angewiesen. Rückert machte keinen Hehl daraus, dass die Aufgabe groß ist. Beim Thema Flüchtlinge befinde man sich gerade erst am Beginn eines Langstreckenlaufs. Doch: "Ich bin der Meinung, wir schaffen das." Der Landkreis rechne damit, dass in diesem Jahr pro Monat unterm Strich (mit Ab- und Zugängen) etwa 120 Flüchtlinge mehr untergebracht werden müssen. Inzwischen habe der Landkreis über 120 Wohnungen angemietet, doch die gehen langsam aus. Deshalb sind auch größere Einheiten, sogenannte Gemeinschaftsunterkünfte, notwendig, für die sich besonders leer stehende Hotels und Pensionen eignen. Klar stellte Rückert, dass diese eben nicht überall zu finden sind. Deshalb gebe es auch keine ganz klare Verteilung nach Ortsteilen.

Im Moment sei der Landkreis dabei, in Mitteltal das ehemalige Hotel Sternen vorzubereiten, in dem rund 110 Personen untergebracht werden können. Im Hotel Panorama in Baiersbronn können etwa 65 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Gebäude sei inzwischen schon mit einem Architekten besichtigt worden. Beim "Sternen" geht der Landkreis zurzeit von einer Belegung ab 1. Mai aus, beim Panorama Hotel wird es wohl drei bis vier Monate dauern, bis es als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann.

Bürgermeister Ruf beleuchtete die Anschlussunterbringung, für die die Gemeinde zuständig ist. Diese betrifft Flüchtlinge, die anerkannt sind, oder Flüchtlinge, die sich länger als 24 Monate offiziell registriert im Land aufhalten. Für 2016 rechnet Baiersbronn bei der Anschlussunterbringung mit 36 Personen.

Vollzeitstelle bei der Gemeinde

In der Gemeinde tut sich beim Thema Flüchtlinge aber noch mehr. In der Verwaltung wird eine Vollzeitstelle für einen Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten geschaffen, der die Ehrenamtlichen unterstützt. Laut Ruf sind für diese Stelle 26 Bewerbungen eingegangen. Außerdem wird das ehemalige Trigema-Gebäude nun als Kleiderkammer genutzt.

Rückert ging auch auf die Sorgen ein, die die Ankündigung von Gemeinschaftsunterkünften immer wieder in der Nachbarschaft aufkommen lässt. Es sei im Landkreis aus diesen Unterkünften heraus noch nichts passiert, was für die Nachbarn relevante Auswirkungen gehabt habe. "Aus vielen Kritikern und Skeptikern sind engagierte Unterstützer geworden", stellte Rückert fest. Zum einen warb er um Verständnis für die Aufgabe, der sich der Kreis und die Kommunen stellen müssen, zum anderen dafür, auch die Chancen der Zuwanderung zu sehen – ob bei der Gewinnung von Personal, zum Beispiel in der Gastronomie, oder auch für jeden einzelnen Helfer selbst. Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen, sei eine Bereicherung. Was die Arbeitskräfte angeht, bekam Rückert Unterstützung aus dem Publikum: Auch das Handwerk, in dem es viele unbesetzte Lehrstellen gebe, hoffe auf Auszubildende durch den Flüchtlingszustrom.

Fremdes ist ja nur so lange fremd, bis es vertraut geworden ist. Und auch dafür, dass das Fremde weniger fremd wird, sind die ehrenamtlichen Kräfte notwendig. Für die Flüchtlinge gelte es, sich anzupassen. Um ihnen dabei zu helfen, auch dafür würden die Ehrenamtlichen gebraucht, betonte Benjamin Geigl, Sachgebietsleiter Aufnahmebehörde beim Sozialamt.

Eindrucksvoll waren die Schilderungen der ehrenamtlichen Helfer aus den verschiedenen Ortsteilen. Da wurde von den Flüchtlingen in Obertal erzählt, von denen einige schon Arbeit gefunden hätten, und die sich zwischenzeitlich so wohl fühlten, dass sie den Ort gar nicht mehr verlassen wollen, von denen in Schönmünzach, die beim Schneeschippen helfen, und deren großer Wunsch es ist zu arbeiten, von dem Versuch, ein Dolmetscher-Netzwerk aufzubauen, vom Aufbau der Kleiderkammer und vom Café Asyl.

Die Selbsthilfe der Flüchtlinge untereinander, die Schwierigkeiten, Wohnungen zu finden, der Zugang der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt und Sprachkurse waren unter anderem Themen bei den Fragen aus den Reihen der Besucher. Ein Anwohner sprach die Ängste in der Nachbarschaft an, die von Ruhestörung bis Brandgefahr reichten. Er, so der Mann, habe schon rechtsradikale Post im Briefkasten gehabt. Rückert bot ihm an, sich wieder zu treffen, wenn die Flüchtlinge eingezogen sind. "Wenn es Probleme gibt, dann lösen wir sie."

Viel Positives, das ebenfalls Ängsten vorbeugen kann, brachten die ehrenamtlichen Helfer vor. Indem man sich engagiere, könne man am besten beeinflussen, wie es später aussehe, sagte eine Frau. "Ich kann Sie nur dazu einladen, mitzumachen." Eine andere Rednerin brachte ebenfalls das Thema Angst ins Spiel, aber aus einer anderen Perspektive: "Auch die Asylbewerber haben Angst." Was nutzen könne? "Einfach ein Lächeln, das kostet nichts."