Anlieger der Landesstraße 409 klagen über eine Zunahme des Schwerlastverkehrs. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: Nach Ausbau der Landesstraße 409 Beschwerden über Zunahme des Schwerlastverkehrs

Die Straßenfreigabe der Landesstraße 409 war Ende 2016 mit viel Prominenz gefeiert worden. Die frisch sanierte Straße ist zwar aufwendig gestaltet worden, doch seit der Fertigstellung klagen die Anwohner über zunehmende Lärmbelastung.

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Die ausgebaute Landesstraße 409 wurde von Verkehrsminister Winfried Hermann feierlich freigeben, selbst an die Eidechsen war gedacht worden, doch die Anwohner kommen mit ihrem Wunsch nach einem Fahrverbot für Schwerlastverkehr – zumindest während der Nacht – keinen Schritt weiter.

Zahlreiche Schreiben ans Landratsamt

Hanns-Friedrich Kettenbaum ist Mitgründer einer rund 50 Anwohner umfassenden Bürgerinitiative, die in zahlreichen Schreiben das Landratsamt als zuständige Verkehrsbehörde um Hilfe bei der Lärmbekämpfung gebeten hat.

"Es fand auch eine Kreisverkehrsschau statt, doch das Straßenbauamt hat fast alle unsere Anliegen abgeschmettert", erklärt Kettenbaum.

"Es ist sehr ärgerlich, dass die Anlieger vor Baubeginn im Unklaren gelassen wurden, dass nach der Fertigstellung der Lkw-Verkehr in beide Richtungen rollen würde." Ob das bewusst oder unbewusst geschehen sei, kann Kettenbaum nicht sagen. Doch nach dem Ausbau sei das einseitige Fahrverbot für Schwerlastverkehr zügig aufgehoben worden. Dabei habe es in einer Bürgeranhörung vor dem Ausbau noch geheißen: "Im Moment gehen wir davon aus, dass die einseitige Regelung Bestand hat."

Das von fast allen Anliegern geforderte Lkw-Fahrverbot in beide Richtungen von 20 bis 6 Uhr wurde mit der Begründung, keine rechtliche Grundlage zu haben, abgelehnt. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme des Landratsamts: "Die L 409 ist eine Landesstraße, die seit dem Ausbau ausreichend breit ist, um Begegnungsverkehr von Lkw problemlos zu ermöglichen. Zudem wird die Lärmbelastung durch den neuen Straßenbelag auf ein Minimum reduziert."

Kettenbaum und seine Mitstreiter sehen das anders. Auch Ortvorsteher Karlheinz Nestle kann die Beschwerden durchaus nachvollziehen, denn seit der Freigabe für Lkw-Verkehr in beide Richtungen werde die Strecke deutlich mehr befahren, betont auch er. "Vor dem Ausbau war die Straße nur für die einseitige Lkw-Befahrung zugelassen, lange hatten die Ortschaft und die Gemeinde versucht, die Strecke ganz für den Lkw-Verkehr sperren zu lassen."

Nestle verweist dabei auf die optimale Umleitungsstrecke über die Landesstraße 350. "Dort sind weit weniger Anwohner betroffen als bei uns in Klosterreichenbach, das sollte dringend berücksichtigt werden."

Natürlich sei der Ausbau der Landesstraße 409 gemacht worden, um Verbesserungen zu erzielen, dies sei in vielen Bereichen geschehen, so Kettenbaum. Dazu gehöre auch der neue Gehweg. "Wir wollen nicht alles schlecht reden, doch der Lärm ist auf Dauer nicht zu ertragen. Zwar gilt auf der Strecke Tempo 30, doch die Wenigsten halten sich daran."

Gerade während der Vollsperrung der Bundesstraße 462 sei der Verkehr rasant angestiegen. Dass noch weitere Sperrungen der Bundesstraße folgen, sei absehbar und damit auch wieder der unerträgliche Lärm. "Alles fließt über die ausgebaute Landesstraße 409, ohne dass sich die Anwohner wehren können."

Schon in der jüngsten öffentlichen Ortschaftsratssitzung war das Thema Stein des Anstoßes für viele anwesende Zuhörer. Die neue Landesstraße 409 sei sogar unter den Lkw-Fahrern in Frankreich als gute Ausweichstrecke bekannt, berichtete ein Besucher der Sitzung.

Eckpunkte zu Papier gebracht

In einem langen Schreiben an die Gemeinde Baiersbronn hat die Bürgerinitiative für eine Wohnumfeldverbesserung an der ausgebauten Landesstraße 409 viele Eckpunkte zu Papier gebracht. "Der L-409-Ausbau hat zwar den ersehnten Fußgängerweg gebracht, jedoch im Gefolge auch die Lkw-Tauglichkeit erhöht", heißt es in der Unterschriftenpetition. Die Verlockung für die Fahrer von Lastwagen, die mit Navis ausgerüstet sind, sei groß, und die Umweltbelastung durch Lärm und Abgase nehme zu.

Ein anderes Thema, über das sich Kettenbaum und Nestle Gedanken machen, ist die Verkehrssicherheit. "Der einseitige Gehweg zwingt die Besucher, die Straße zu queren, es gibt viele Ausfahrten und Engstellen. Diese sind durch den zunehmenden Verkehr sehr kritisch zu sehen", sagt Ortvorsteher Nestle. Man erwarte schon von den Behörden, hier Verbesserungen vorzunehmen.

Eine weitere kritische Bemerkung macht Nestle in Richtung des Regierungspräsidiums. Die versprochene Ausgleichsmaßnahme in Form von Streuobstbäumen, die gepflanzt werden sollten, fehle immer noch. Nun steht der Winter vor der Tür. Auch die nicht mähbare Böschung sollte bepflanzt werden, "alles Fehlanzeige bisher", so Nestle. "Die gleichen Verantwortlichen kommen wieder nicht in die Pötte."