Zum Abschluss gab es beim Liederkranz noch viele Ehrungen und Geschenke. Auf dem Foto Vorsitzende Suse Kehrer (Vierte von rechts), die seit 20 Jahren Vorsitzende ist, der stellvertretende Vorsitzende Thomas Groß (Fünfter von rechts) sowie Dirigent Martin Günter (Dritter von rechts) im Kreis der Geehrten und weiteren Vorstandsmitglieder. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Versammlung: Gesangverein löst sich auf / Grund ist der fehlende Nachwuchs / Beschluss fällt einstimmig

Nach 122 Jahren Vereinsbestehen kommt das Aus für den Liederkranz Mitteltal: Bei der Hauptversammlung beschlossen die Mitglieder die Auflösung des Vereins.

Baiersbronn-Mitteltal. Noch 2015 hatte der Liederkranz Mitteltal das 120-jährige Bestehen des am 28. Juli 1895 gegründeten Traditionsvereins gefeiert, nun wurde die Vereinsära beendet.

Bei der letzten Hauptversammlung des Liederkranzes Mitteltal im Hotel Blume in Obertal wurden viele Taschentücher gebraucht, denn nach über 120 Jahren Vereinsgeschichte stand die offizielle Auflösung des Vereins auf der Tagesordnung.

"Wir haben es uns nicht einfach gemacht, aber die Gründe sind bekannt, und es gibt keine andere Lösung", so Vorsitzende Suse Kehrer, die seit 20 Jahren Vorsitzende ist. Hauptgrund für die Auflösung sei der fehlende Nachwuchs.

Zunächst stand bei der Versammlung der Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr auf der Tagesordnung. Schriftführerin Gabriele Gaiser blickte auf ein ruhiges Vereinsjahr zurück, das von vielen Auftritten und Vereinsaktivitäten geprägt war.

Die Schriftführerin hob besonders die gute Kameradschaft im Verein und die hervorragende Arbeit des Dirigenten Martin Günter seit 25 Jahren hervor. Sie ließ fröhliche Feste und gelungene Auftritte des Liederkranzes noch einmal Revue passieren, bevor Kassiererin Monika Weigmann die Finanzen des Vereins offenlegte. "Das letzte Jahr mussten wir mit einem Verlust abschließen", berichtete sie.

Dirigent Martin Günter machte deutlich, dass der Verein auch im letzten aktiven Jahr sehr präsent gewesen ist. "Wir haben es nicht ausschleifen lassen, sondern haben in vielen Auftritten nochmals gezeigt, was wir können", so Günter. "Es ist heute ein trauriger Anlass, aber für mich war es immer eine schöne Zeit. Wenn ihr in Zukunft die Erinnerung an das bewahrt, was ich euch über das Singen beigebracht habe, wäre es für mich eine Genugtuung", so der Dirigent.

Antrag kann erst nach einem Jahr erfolgen

Suse Kehrer erläuterte nach der Entlastung des Vorstands das weitere Prozedere der Vereinsauflösung. Eine endgültige Löschung des Vereins könne erst nach einem Jahr beantragt werden. "Erst wenn alles abgewickelt ist, ist endgültig Schluss, so lange besteht der Verein noch, nur der Singbetrieb ist eingestellt", erklärte die Vorsitzende. Einstimmig beschlossen die Mitglieder die Auflösung.

Thomas Groß, stellvertretender Vorsitzender, blickte nochmals in die Vergangenheit und betonte, wie wohl er sich stets im Verein gefühlt habe. "All unsere gemeinsamen Aktivitäten waren geprägt von Freude, manchmal auch von Anspannung, aber immer auch von familiärem Zusammenhalt. Unser Verein war wie eine große Familie."

Kaum ein Auge blieb trocken bei der anschließenden Ehrung der langjährigen Vereinsmitglieder. Da waren Taschentücher gefragt. "20 Jahre Vereinsvorstand, das bedeutet nicht nur Hobby", betonte Groß bei der Auszeichnung von Suse Kehrer. Geflügelte Worte und Dankesworte hatte sich Suse Kehrer für ihre langjährigen Vereinskameraden überlegt und übergab an Margret Eberhardt, Rudi Möhrle und Manfred Risch die Urkunden und ein Geschenk für 25 Jahre als Sänger im Verein. Dieter Jehle und Helmut Ruoss wurden für drei Jahrzehnte ausgezeichnet, Brigitte Schmelzle und Thomas Pfau erhielten eine Auszeichnung für 40 Jahre Vereinstreue. "Du warst in allen Bereichen eine großartige Hilfe", so Suse Kehrer zu Monika Weigmann, die sie für ein halbes Jahrhundert Mitgliedschaft im Verein ehrte und zur Ehrensängerin ernannte.

Am Ende der Versammlung ging es um die Besitzgegenstände des Vereins. Die Fahne und die Noten sowie weitere Schriftstücke sollen ins Gemeindearchiv kommen. Für das Klavier wird noch ein Abnehmer gesucht.

Mitglieder wollen Kontakt halten

Wichtig war es allen Mitgliedern, sich auch weiterhin zu treffen und in Kontakt zu bleiben. Daher vereinbarten die Mitglieder, sich regelmäßig jeden zweiten Dienstag im Monat zu treffen, schon im März soll ein erstes Treffen stattfinden.

Der Liederkranz Mitteltal ist zwar Geschichte, doch die Verbundenheit bleibt bestehen, da waren sich alle Anwesenden einig.