Agrarminister Alexander Bonde jubelt, die Gegner bleiben kritisch: Der Nationalpark – hier der sogenannte Lotharpfad im Naturschutzgebiet Schliffkopf – hat auch ein Jahr nach der Eröffnung nicht überall Befürworter. Foto: dpa

Minister Alexander Bonde spricht ein Jahr nach Gründung von Erfolgsgeschichte. CDU streitet über Position.

Baiersbronn - Die Geburt war schwierig, der erste Geburtstag für den Naturschutzminister daher umso erfreulicher: Ein Jahr nach der Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald zog Alexander Bonde (Grüne) am Donnerstag Bilanz – eine durchweg positive.

"Unser Nationalpark leistet tolle Naturschutzarbeit und entwickelt sich gut", verkündete Bonde am Donnerstag in Stuttgart stolz der Presse. Vor genau einem Jahr hat der Landtag das Großschutzgebiet im Nordschwarzwald per Gesetz eingerichtet, für Bonde "eine historische Stunde für den Naturschutz", wie er gestern betonte.

Seither hat sich im ersten Nationalpark Baden-Württembergs einiges getan: Der Park wachse auf vielen Ebenen in seine neue Bestimmung hinein, so der Minister, der mit Lob für das Nationalparkteam nicht geizte. Die derzeit rund 70 Mitarbeiter, die unter der Leitung der beiden Nationalparkdirektoren Wolfgang Schlund und Thomas Waldenspuhl arbeiten, seien mit großem Engagement und mit Leidenschaft dabei, das Motto "Natur Natur sein lassen" umzusetzen und erlebbar zu machen. "Das ist ein äußerst spannender Prozess", so der Minister. Der Nationalpark leiste damit einen wichtigen Beitrag, um Menschen aus nah und fern die Natur und deren Entwicklung näherzubringen.

Voran geht es offensichtlich auch mit dem geplanten Besucherzentrum des Nationalparks am Ruhestein: "Der Architektenwettbewerb hat die erste Runde bereits durchlaufen", so Bonde. 2018 soll das Zentrum mit großer Ausstellungsfläche laut Minister fertig sein, das Land will rund 22 Millionen Euro investieren.

283 Führungen, Touren und Informationsveranstaltungen wurden in diesem Jahr in der Nationalpark-Kulisse angeboten und 51 Junior-Ranger lassen sich gerade zu Park-Experten ausbilden. "Mit dem Naturpark und den Schulen in der Region gibt es bereits eine enge Kooperation bei vielen Projekten", bilanzierte Bonde, und auch die Kirchen würden den Nationalpark gerne als Ort der Begegnung und für Gottesdienste unter freiem Himmel nutzen. Auch während der Wintermonate soll die Park-Kulisse für die Gäste zugänglich sein: Der Nationalpark übernimmt ab dieser Saison das Spuren im Bereich Hoher Ochsenkopf und Herrenwies, damit Langläufer den Nationalpark durchqueren können.

Pufferzonen sorgen für Vergrößerung durch die Hintertür

Problemlos läuft laut Minister die Borkenkäferbekämpfung an den Grenzen der Nationalparks. Da habe sich im Gründungsjahr die Kooperation mit dem Landesbetrieb ForstBW bewährt: "Im 500 Meter breiten Puffergürtel gibt es regelmäßig Käferkontrollen", versicherte Bonde. Es sei ein "klares Versprechen", alles zu tun, dass der Borkenkäfer diese Sperre nicht überwindet.

Doch nicht nur die Käfergefahr, auch der Puffergürtel selbst sorgt für Unmut bei den Nationalpark-Gegnern vor Ort. Denn überall dort, wo der Nationalpark an Staatswaldgebiet grenzt, soll der Pufferstreifen nach außen, in den Staatswald hinein, verlegt werden. Lediglich an den Grenzen zum Kommunal- oder Privatwald würden laut Zonierungsvorschlag die Pufferstreifen innerhalb des Nationalparks liegen.

Dadurch werde die Nationalparkfläche sozusagen durch die Hintertür vergrößert, kritisieren die Park-Gegner. Außerdem rücke die Kulisse an manchen Orten nun sehr nahe an die Bebauung heran. Entsprechend scharf formuliert ist stellenweise die Stellungnahme der Gemeinde Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) zur geplanten Zoneneinteilung im Nationalpark, die auch der Freudenstädter Kreistag in jüngster Sitzung übernommen hat: "Die Absicht, die Pufferzone in den Bereich des Staatsforsts zu verlegen, wird von der Bürgerschaft nicht akzeptiert, nachdem die Einrichtung eines Nationalparks schon gegen den Willen der Bürgerschaft erfolgt ist", schreibt darin beispielsweise der Ortschaftsrat aus Huzenbach, einem Baiersbronner Teilort.

FDP kritisiert "überdimensionierten Beamtenapparat"

Der FDP-Abgeordnete Friedrich Bullinger kritisierte indes die hohen Kosten und "den überdimensionierten Beamtenapparat in der Parkverwaltung". Das Land hatte die Startphase mit 7,2 Millionen Euro unterstützt, die je zur Hälfte in Personalstellen und Sachmittel fließen. Bis 2016 soll die Verwaltung von aktuell 70 Stellen auf 89 wachsen. Deutlich über die Hälfte der Stellen sind dabei für Information und Umweltbildung sowie Wald- und Naturschutz vorgesehen.

Insgesamt wird der rund 10.000 Hektar große Nationalpark Schwarzwald in drei unterschiedlich stark geschützte Bereiche gegliedert: in Kernzonen, in denen die Natur sich selbst überlassen wird, in Entwicklungszonen, die in den nächsten 30 Jahren auf die Wildnis vorbereitet werden sollen, und in Managementzonen, in denen der Mensch weiterhin in die natürlichen Prozesse eingreifen wird.

Rund ein Viertel des Nationalparks wird dauerhaft Managementzone bleiben – beispielsweise um die beweideten Grinden in der Parkkulisse zu erhalten und die umliegenden Wälder vor Borkenkäfern zu schützen.

Andre Baumann, Chef des Naturschutzbundes Nabu, schrieb zum Geburtstag: "Noch ist der Nationalpark ein kleines Pflänzchen, von dem man nur die Keimblätter sieht. Bis er zum stattlichen Baum wird und seine wahre Stärke ausspielt, vergehen noch Jahrzehnte und Jahrhunderte."