Die Vorkommnisse von Köln beschäftige jetzt auch das Land Baden-Württemberg. Foto: dpa

Nach den Vorkommnissen in Köln bei einer Demonstration von Hooligans gegen Salafisten, kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Jetzt schaltet sich auch das Land Baden-Württemberg ein.

Stuttgart - Nicht erst seit den Ausschreitungen am Sonntag in Köln bereiten gewalttätige Hooligans der Polizei in Baden-Württemberg immer größere Sorgen. „Wir haben diese Szene schon länger im Blick“, sagte ein Sprecher von Innenminister Reinhold Gall (SPD) am Montag in Stuttgart. Für diese Woche sei eine Expertenrunde einberufen, um die Lage zu analysieren und Schritte zu prüfen.

Diese Runde sei schon vor den Kölner Vorfällen geplant gewesen. Rund 4000 gewaltbereite Hooligans hatten sich am Sonntag in Köln mit Rechtsextremen zu einer Demo gegen Salafisten versammelt. Es kam zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mindestens 44 Beamte wurden verletzt. 17 mutmaßliche Gewalttäter kamen in Gewahrsam. Laut Innenministerium liegen bislang keine Infos dazu vor, ob bei den Auseinandersetzungen in Köln auch Teilnehmer aus dem Südwesten dabei waren. Nach Schätzungen des Ministeriums gibt es in Baden-Württemberg rund 1800 Problemfans.

In den vergangenen Monaten gab es auch in Baden-Württemberg Zusammenstöße zwischen Hooligans und Rechtsextremen auf der einen Seite und Salafisten auf der anderen. Als Brennpunkt kristallisierte sich Mannheim heraus: Ende März und Ende September gab es Vorfälle, bei denen die Polizei einschreiten musste - deutlich kleiner zwar als in Köln, aber mit ganz ähnlichem Muster: Verabredet werden solche Versammlungen laut Innenministerium meist im Internet und sehr spontan.

Nicht der erste radikale Vorfall mit Hooligans

23. März 2014: Rund 200 Hooligans des Fußball-Regionalligisten Waldhof Mannheim aber auch von eigentlich rivalisierenden Klubs greifen eine angemeldete Salafisten-Kundgebung mit rund 400 Teilnehmern an. Feuerwerkskörper fliegen, es kommt zu Rangeleien. Die Polizei nimmt 16 Hooligans in Gewahrsam, vier werden wegen unterschiedlicher Delikte vorübergehend festgenommen.

27. September 2014: Wie aus dem Nichts greifen laut Polizei rund 100 Rechtsextreme, darunter 50 Mannheimer Fußball-Hooligans, in der Innenstadt Stände an, an denen über die politische Lage in Syrien und dem Irak informiert wird. Nach Angaben der Polizei hatte man sich im Internet verabredet.

Plötzlich standen sich zwei feindlich gesinnte Lager gegenüber, heißt es bei der Polizei. Die Rechtsextremen waren auch aus Rheinland-Pfalz, Südhessen, dem Saarland und der Region Karlsruhe/Pforzheim angereist. Die Infostände werden geräumt, den Provokateuren Platzverweise erteilt.

Die Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“, bei deren Demo in Köln es am Sonntag zu den gewalttätigen Ausschreitungen kam, ist nach Experteneinschätzung ein gefährliches Sammelbecken. Neben Hooligans mischten Neonazis, Autonome Nationalisten oder auch die extremistische Gruppierung Die Rechte mit, sagte Bernd Wagner, ein Kenner der rechtsextremistischen Szene. Da der Szene klar geworden sei, dass sie in Deutschland mit Ausländerfeindlichkeit nicht punkten könne, habe sie sich auf die Salafisten verlegt, vor denen Sicherheitsbehörden zu recht als terrorgefährlich warnten. Wagner arbeitet für das Berliner Exit-Programm für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene.