Während Pegida-Gegner in Villingen-Schwenningen zu hunderten den Münsterplatz und die Fußgängerzone füllen, ... Foto: dpa

Pegida kann im Südwesten keine Massen anlocken. Nur in Villingen-Schwenningen gelingt der islamkritischen Bewegung ein Aufmarsch. Doch die Zahl der Teilnehmer ist gering.

Villingen-Schwenningen - Die Mehrheitsverhältnisse sind eindeutig an diesem Abend in Villingen-Schwenningen im Schwarzwald: Während Pegida-Gegner zu hunderten den Münsterplatz und die Fußgängerzone füllen, bleibt der islamkritischen Bewegung und ihren Anhängern nur eine Seitenstraße. Mehr schafft Pegida nicht, die Gegner am Montagabend sind klar in der Überzahl. Es ist der zweite Pegida-Aufmarsch in Baden-Württemberg. Er zeigt symbolhaft, dass die rechtsgerichtete Bewegung im Südwesten nur eine Nebenrolle spielt.

Pegida hat bislang vergeblich versucht, in Baden-Württemberg Fuß zu fassen. Selbst in den größeren Städten des Landes sind der Bewegung, die in Sachsen Menschenmassen anlockt, keine Aktionen gelungen. Einzig in Villingen-Schwenningen hat sie es bislang auf die Straße geschafft. Zwei Wochen nach der Premiere unternimmt sie am Montagabend den zweiten Anlauf. Es kommen 50 bis 80 Teilnehmer. Und damit weniger als vor zwei Wochen. Damals waren es 100 Teilnehmer.

Warum gerade in der 81 000 Einwohner zählenden Stadt im Schwarzwald Pegida aufmarschiert, lässt sich nicht klären. Die Organisatoren der Pegida-Demo wollen sich nicht in die Karten schauen lassen, lehnen Fragen der Medien ab. Als Hochburg rechter Gruppen sind die Stadt und ihre Umgebung nicht bekannt, sagt ein Sprecher der Polizei. An diesem Abend macht dem Veranstalter auch noch starker Schneefall einen Strich durch die Rechnung macht.

Aus ihrer rechten Gesinnung machen die Redner keinen Hehl

„Wir sind eine Bürgerbewegung“, sagt einer der Organisatoren. Mit seinen Mitstreitern steht er bei Minustemperaturen im Neuschnee und wirbt für Pegida. Die Parolen an diesem Abend ähneln denen, die auch in Dresden, bei Legida in Leipzig und anderswo zu hören sind: gegen eine Islamisierung des Abendlandes, gegen Ausländer, gegen die etablierte Politik, gegen Medien. Die Gruppe, die hier steht, nennt sich sbh-gida. Das Kürzel steht für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Aus ihrer rechten Gesinnung machen die Redner keinen Hehl. Sie sprechen das Publikum mit „Patrioten“ an, hetzen offen gegen Ausländer. Über einen Kamm scheren lassen sich die Teilnehmer des Aufmarsches aber nicht. Familienväter stehen neben Rentnern, junge Frauen reihen sich ebenso ein wie Auszubildende und andere. Jeder ist mit seinen eigenen Anliegen da, vieles bleibt diffus - und geht im Lärm der Gegendemonstranten unter. Auf dem Münsterplatz, nur wenige Meter entfernt, stellt sich den Pegida-Leuten die Antifa in den Weg. Und einige hundert Meter gibt es eine weitere Anti-Pegida-Demonstration, mit der die Stadt geschlossen gegen die Islamkritiker steht. Und im Münster ruft die katholische Kirche zum Gottesdienst - auch ein Zeichen gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit. Als die Glocken läuten und lautstark zur Heiligen Messe rufen, hört man von Pegida zeitweise nichts mehr.