So sehen sie aus: Jodtabletten für den Ernstfall Foto: dpa

NRW und Thüringen besorgen sich Millionen von Jodtabletten für den Fall eines nuklearen Zwischenfalls. Und Baden-Württemberg? Hat sie längst.

Stuttgart - Die Regierung in Nordrhein-Westfalen ist beunruhigt wegen der jüngsten Atompannen in belgischen Kernkraftwerken. Sie will deshalb Millionen von Jodtabletten besorgen, die im Fall eines Atomunfalls an die Bevölkerung ausgegeben werden können. Die Tabletten hemmen im Notfall die Aufnahme radioaktiven Jods im menschlichen Körper. Auch das Land Thüringen hat Bedarf an Kaliumjodid-Tabletten angemeldet. Von Baden-Württemberg ist dergleichen nicht bekannt.

Der Grund: Weite Teile des Südwestens mit seinen zwei aktiven Atomkraftwerken in Philippsburg und Neckarwestheim liegen in anderen Katastrophenschutzzonen als etwa NRW – und dort gelten schärfere Vorschriften. Für die Bevölkerung dieser Zonen sind laut Stuttgarter Innenministerium längst Jodtabletten vorhanden: „In Baden-Württemberg befinden sich in der Umgebung kerntechnischer Einrichtungen und in verschiedenen Zentrallagern genügend Jodtabletten, um die gesamte Bevölkerung des Landes damit zu versorgen.“ Zu den eigenen Kraftwerken kommen hierzulande als potenzielle Gefahr auch noch die Reaktoren unmittelbar an den Grenzen zu Frankreich (Fessenheim) und der Schweiz (Beznau, Leibstadt).

Bund und Länder sind derzeit aber im Gespräch, wie die Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten künftig gestaltet werden soll. NRW – das Land hat selbst keine Kernkraftwerke – hält die aktuellen Pläne für unzureichend. Auch Thüringen hat für den Fall eines Atomunfalls beim Bund einen Bedarf von Jodtabletten für etwa 550.000 Thüringer Bürger angemeldet.