Flüchtlinge kommen am Anfang Dezember in Karlsruhe in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Baden-Württemberg an. Foto: dpa

Nach einem schwachen Rückgang im Herbst treffen nun wieder mehr Asylbewerber in Baden-Württemberg ein. An einem einzigen Tag sind es 370. Manche Flüchtlinge harren schon wochenlang in ihrer Notunterkunft aus.

Karlsruhe - Kleiderausgabe statt Weihnachtskonsum: Zwei Zelthallen einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Karlsruhe sind entgegen früherer Planungen zurzeit voll belegt. Die Zahl neu eintreffender Flüchtlinge in Baden-Württemberg steigt kräftig. Seit Anfang Dezember nahm die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) 3100 Asylbewerber auf, wie ihr Leiter Martin Steffens am Dienstag in Karlsruhe mitteilte. Allein innerhalb von 24 Stunden bis Dienstagmittag trafen 370 Menschen ein.

Die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl (SPD) zeigte sich beim Besuch der Notunterkunft in Karlsruhe besorgt darüber, „dass wir über Weihnachten in die extreme Situation kommen, dass Menschen auf der Straße stehen“. Deshalb hoffe sie, dass die geplante LEA-Außenstelle mit bis zu 2000 Plätzen in einer ehemaligen US-Wohnsiedlung in Heidelberg am kommenden Montag eröffnet werden könne. Außerdem wurde am Freitag eine weitere Notunterkunft für bis zu 500 Menschen in einem ehemaligen Gebäude der Bundeswehr in Karlsruhe eingerichtet.

Die LEA beherbergt zurzeit 5500 Personen: knapp 4000 in Karlsruhe, 900 in Meßstetten (Zollernalbkreis) und 600 in Mannheim. Auch die Notunterkunft in zwei Zelthallen auf dem Gelände der ehemaligen Mackensen-Kaserne in Karlsruhe, die eigentlich nur noch als Puffer in Bereitschaft gehalten werden sollte, ist nun mit rund 1000 Menschen voll belegt. Die meisten von ihnen kommen aus Balkanstaaten und haben kaum Chancen auf einen positiven Asylbescheid. Die zweitgrößte Gruppe sind Afrikaner. Danach folgen Flüchtlinge aus dem arabischen Raum, viele aus Syrien und dem Irak.

Aufenthalt in der LEA soll so kurz wie möglich sein

Erst vor wenigen Tagen dort eingetroffene Menschen wie der 17-jährige Lazom aus Albanien äußerten sich am Dienstag zufrieden über ihre Unterkunft, in der mit Planen behängte Bauzäune für etwas Privatsphäre zwischen den Doppelstockbetten sorgen sollen. Andere wie der Flüchtling Abley aus Senegal zeigten sich frustriert darüber, dass sie schon seit drei Wochen in dem außerhalb der Stadt gelegenen Quartier ausharren müssten, ohne dass etwas passiere: „Wir können hier nur essen und schlafen, und nachts ist es kalt.“

Wegen der unterschiedlichen Verfahrensschritte einschließlich der erforderlichen Gesundheitsuntersuchungen könne es manchmal etwas länger dauern, bis der Asylantrag gestellt werden könne, erklärte Steffens. „Wir hoffen, dass es uns schrittweise gelingt, die Rückstände abzubauen.“ Ziel sei es, den Aufenthalt in der LEA so kurz wie möglich zu halten. Bis zum Abschluss des Asylverfahrens werden die Bewerber dann auf Unterkünfte in den Städten und Landkreisen verteilt, deren Standards vom Flüchtlingsaufnahmegesetz geregelt sind.

Um die Betreuung der Flüchtlinge in der Mackensen-Kaserne kümmern sich auch rund 400 ehrenamtliche Helfer des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das das einstige Kasernengelände inzwischen als „Campus Ost“ nutzt. Die Unterstützung komme aus allen Bereichen der Hochschule und des Forschungszentrums, sagte Koordinatorin Ruth Stephan, von Studenten, Professoren, Dozenten und Mitarbeitern der Verwaltung.