In einer Aufnahme von Hoffotograf Karl Blumenthal ist in der hundert Jahre alten Schrift über das Staatsbad Wildbad das in seiner äußeren Form bis heute wenig veränderte Olgabad abgebildet. Foto: Schwarzwälder-Bote

40-seitiges Büchlein schildert Wildbads Kurangebot vor hundert Jahren / Direkte Zugverbindungen vom In- und Ausland

Von Hans Schabert

Bad Wildbad. Auf der Titelseite eines 40-seitigen, rund hundert Jahre alten Büchleins steht: "Staatliches Bad Wildbad – Schwarzwald". Das Werk ist in vier Abschnitte gegliedert und gleichermaßen Bad- und Reiseführer sowie Werbe- und Informationsschrift.

In der Einführung ist beschrieben, dass die Heilquelle seit dem 14. Jahrhundert viel besucht wird: Der Kurort mit 4200 Einwohnern und 20 154 Besuchern im Jahr 1913 verdanke "seinen Weltruf auch heute noch der wunderbaren Heilkraft seiner unmittelbar aus dem Urgestein hervorbrechenden Thermen". Die Stadt habe Kanalisation, gutes Trinkwasser, Gasanstalt, Elektrizitätswerk sowie ein Schlachthaus mit Kühlanlage. Schon damals wurde das Klima gelobt und die Zusammensetzung des Wassers beschrieben. Dessen Radioaktivität habe demnach zehn Mache’sche Einheiten betragen.

Der eigentlich erste Abschnitt des Büchleins ist mit "Bäder und sonstige Kurmittel" überschrieben. Dort werden das Graf-Eberhards-Bad, das 1968 abgebrochene "Katharinenstift oder Bürgerbad" und damals noch als solches betriebene König-Karls-Bad und seine "Lese-, Spiel-, Rauch- und Billardräume" mit Bildern illustriert beschrieben. Das Olgabad wird "Schwimmbadgebäude" genannt. Mit je einem großen Badbecken für Herren und Damen wurde in "erwärmtem, gewöhnlichen Quellwasser" auch Schwimmunterricht angeboten.

Für Thermal-Trinkkuren wird der Eberhardsbrunnen am Kurplatz an der Nordseite des großen Badgebäudes genannt und "zum Gurgeln mit Thermalwasser" ein Brunnen im König-Karls-Bad. Und in der Milchkuranstalt, an der Kernerstraße "wird frisch gemolkene warme und kalte Kuhmilch morgens und nachmittags verabreicht".

Unter "II. Krankheiten und Leiden", wird aufgeführt, was in Wildbad von Gicht und Rheuma über "Folgen und Beschädigungen durch Verletzungen im Frieden und im Krieg" bis zu Frauenkrankheiten und "Beschwerden der alten Leute" alles Linderung und Heilung erfährt. Der dritte Abschnitt heißt: "Unterhaltungen und besondere Veranstaltungen".

"Die Züge verkehren von früh bis spät halbstündlich, in der Hauptverkehrszeit viertelstündlich", wird auf den Sommerberg mit seinem Höhenklima und die Bergbahn hingewiesen. Auch Krankenhäuser, die Stadtapotheke sowie Gottesdienste sind erwähnt.

Zum Schluss wird auf Literatur über Wildbad und direkte Zug-Reiseverbindungen ins Staatsbad von Berlin, Hannover, Wien, Basel, Zürich und Paris aus, aufmerksam gemacht.

Die Schrift "Staatliches Bad Wildbad" wurde von der Badverwaltung herausgegeben. Verantwortlich war wohl Bad-Kommissar Freiherr von Gemmingen-Guttenberg, auf der Impressum-Seite mit folgendem Hinweis genannt: "Alle Angelegenheiten des gesellschaftlichen Lebens, Theater und Konzerte gehören zur Geschäftsaufgabe des Bad-Kommissars, welchem Wünsche in dieser Hinsicht vorzubringen sind." Sein Sitz war das "Geschäftszimmer über der Badkasse". Er hatte "Sprechstunde täglich von 10 – halb 12 Uhr vorm." und die Telefonnummer 93.