Susanne Fuierer erklärte interessierten Besuchern bei der Jubiläumsfeier Funktion und Spielweise der Orgel mit all ihren Besonderheiten. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Orgel in Wildbader Stadtkirche ist 25 Jahre alt / Führung mit Susanne Fuierer / Pfeifen aus Fichtenholz sowie Metall

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Es ist eigentlich selbstverständlich, dass in einem Gotteshaus eine Orgel vorhanden ist. So auch in der Wildbader Stadtkirche, wo jetzt das 25-jährige Jubiläum des Musikinstruments begangen wurde.

Im Allgemeinen ist es bei neueren evangelischen Kirchen üblich, die Orgel an der Westseite zu platzieren, so auch in der 1750 geweihten Wildbader Stadtkirche.

Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen ab November 1986 wurden an Pfingsten 1989 die Kirche und die neue Orgel wieder eingeweiht. Entwurf, Konstruktion, Anfertigung, Intonation und Schleierbretter der Orgel wurden durch die Firma Orgelbau Plum in Marbach ausgeführt. Die damaligen Kosten lagen bei 360 000 DM. Einige der Pfeifen aus der 1954 erbauten Vorgängerorgel konnten dabei in den Neubau übernommen werden.

Kirchenmusikerin Susanne Fuierer erklärte in ihrer Orgelführung nach dem Sonntags-Gottesdienst den Aufbau, die Funktion und die Spielweise der Orgel in Theorie und Praxis. 1778 Pfeifen aus Fichtenholz und Metall (verschiedene Zinnmischungen) in einer Größe von vier Zentimetern bis knapp fünf Metern sind das klingende Kernstück, wobei das Windwerk ebenso wichtig ist – ohne den entsprechenden Wind bringt die "Königin der Musikinstrumente" keinen Ton zustande.

Die Tastatur ist aufgebaut wie beim Klavier, allerdings nennt man dies bei der Orgel Manual, und da gibt’s gleich zwei davon. Dazu kommt das Pedal, das mit den Füßen zu bedienen und ebenfalls wie eine Klaviertastatur aufgebaut ist. 27 Register hat die Wildbader Orgel, mit denen man Klangfarbe und Lautstärke sowie Modulationen verändern und auch einige Blasinstrumente anklingen lassen kann – so beispielsweise Trompete, Cornett, Rohr- und Spitzflöte. Auch ein angepasster Violinklang ist möglich.

Das Hauptregister ist der "Prinzipal", der vor allem beim Gemeindegesang melodieführend ist.

Da die Seitenbretter geöffnet waren, konnten die interessierten Teilnehmer einen Blick ins Innere der Orgel werfen, wobei es den Laien erstaunt, dass die meisten Funktionen mechanisch vom Spieltisch aus bewegt werden und nicht elektrisch. Die Pedalarbeit, das Anspielen der Pedale (Fußtastatur), scheint besonders schwierig, da man ja zur gleichen Zeit auch die Manuale bedienen muss. Nicht umsonst trägt Fuierer spezielle Orgelschuhe mit etwas schmalerer Sohle und kleinem Absatz, damit nicht aus Versehen gleich zwei Pedale getreten werden.

Neben der Erklärung war es auch wichtig, dass Fuierer die Orgel bediente – sie spielte und führte einzelne Tonvariationen mit verschiedenen Registern. Während man die "Pedalbrummer" auch als älterer Zuhörer noch wahr nahm, waren die ganz hohen Töne mit etwa 7040 Hertz gerade noch hörbar – was darüber liegt, bleibt unhörbar. Junge Menschen können diese Töne dagegen noch hören. Ein "Tutti" mit (fast) allen Registern bot einen enorm lauten und vollen Klang, der allerdings für Liedbegleitung wenig geeignet ist.