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Bad Wildbader Gemeinderat beschließt Testphase. Straße soll für Geschäfte belebt werden.

Bad Wildbad - Wie kann die Wilhelmstraße in Bad Wildbad endlich belebt werden? In seiner Sitzung am Dienstagabend im Forum König-Karls-Bad beschloss der Gemeinderat, erst einmal übergangsweise die Straße für Autos zu öffnen.

Bei vier Gegenstimmen beschloss das Gremium, ab 1. September die Fußgängerzone in der Wilhelmstraße aufzuheben. Stattdessen wird für die Dauer von sechs Monaten ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich eingerichtet. Das heißt, dass Autos mit einer maximalen Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde durch die Wilhelmstraße fahren können. Aus Sicherheitsgründen beschloss das Gremium eine Einbahnstraße. Autos dürfen lediglich aus Richtung der Wildemann-Brücke beziehungsweise des Technischen Rathauses in die Wilhelmstraße fahren. Eine Zufahrt von der Uhlandstraße ist verboten. Die Einbahnregelung gilt auch für Fahrradfahrer. Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen dürfen sie auch an Sonn- und Feiertagen durch die Wilhelmstraße fahren. Darüber hinaus gilt ein eingeschränktes Halteverbot. Es werden Kurzzeitparkplätze eingerichtet, auf denen das Parken für bis zu 30 Minuten erlaubt ist.

Nach der Testphase und der Entscheidung, ob die Änderungen in der Wilhelmstraße beibehalten werden oder nicht, wird etwa die Hälfte der Lampen entfernt. Die verbleibenden Leuchten lässt die Stadt mit LED ausrüsten. Bänke werden an geeignete Stellen gesetzt. Blumenkübel erhalten ihre endgültigen Plätze. Auch Spielgeräte mit Federn sollen auf Vorschlag von SPD-Fraktionschef Bruno Knöller aufgestellt werden. Die Umgestaltung nach der Testphase wurde einstimmig beschlossen.

Bürgermeister Klaus Mack machte in der Aussprache deutlich, dass nichts gegen diesen Test spreche. Mit der Durchfahrmöglichkeit von Nord nach Süd soll gewährleistet werden, dass tatsächlich nur diejenigen Autofahrer in die Wilhelmstraße fahren, die tatsächlich etwas einkaufen wollten.

Marina Lahmann, bei der Kommune zuständig für das Stadtmarketing, berichtete in der Gemeinderatssitzung von einer Umfrage unter den Gebäudeeigentümern und Inhabern beziehungsweise Mietern von Geschäften und Praxen in der Wilhelmstraße. Von den 72 verschickten Fragebögen kamen 39 zurück. 22 waren für eine Öffnung, 16 waren dagegen, einer konnte sich nicht entscheiden.

Stadtrat Holger Frey, Sprecher des Wildbader Einzelhandels, machte sich im Namen der CDU-Fraktion für die Öffnung der Wilhelmstraße für Autos und das Einrichten von Kurzzeitparkplätzen stark. So würden viele Gehbehinderte gerne mit dem Auto in die Wilhelmstraße fahren, um etwas einzukaufen, berichtete er. Allerdings müsse auch für Recht und Ordnung gesorgt werden. "Sollte alles im Chaos enden, werden wir die Öffnung wieder zurücknehmen", versicherte er. Stadtrat Rainer Weiss (CDU) regte an, am Ende des Testes erneut die Bürger zu befragen.

SPD fürchtet Folgeschäden am Belag

Hans-Henning Saß dagegen lehnte im Namen der SPD-Fraktion den Vorschlag der Verwaltung ab. Nach seiner Meinung verliert die Stadt Zeit, um das Bild der Wilhelmstraße aufzuwerten. Zudem würde für den fußläufigen Verkehr die Situation im Vergleich zur König-Karl-Straße weiter verschlechtert. Darüber hinaus entstünden mit dem Bau des Wohn- und Geschäftshauses Enzblick in der Nähe der Wilhelmstraße ohnehin Parkplätze. "Der Straßenbelag wird noch schlechter", befürchtet Saß. Damit nicht genug. Die Öffnung der Straße werde auf den Wunsch einer kleinen Gruppe hin beschlossen. Zudem sei ihm nicht klar, was nach der Testphase auf welcher Basis beschlossen werden soll. Mögliche Straßenschäden machen auch seiner Fraktionskollegin Ursula Jahn-Zöhrens große Sorgen. "Der Belag ist jetzt schon schwierig. Eventuell kommen Folgeschäden hinzu", warnte sie.

Bruno Knöller gab zu bedenken, dass das Land von der Stadt eventuell Mittel wegen des Tunnelbaus zurückfordern könnte. Schließlich sei dieser gebaut worden, um den Verkehr aus der Innenstadt zu halten. In dieser Frage gab Mack jedoch Entwarnung. Rita Locher von der Freien Wählervereinigung sagte, dass ihre Fraktion mehrheitlich die Testphase unterstütze. Sie geht davon aus, dass der verkehrsberuhigte Geschäftsbereich eine Hilfe für diejenigen sei, die etwas einkaufen wollten.

Überrascht von der Ablehnung des Verwaltungsvorschlags durch die SPD zeigte sich Lochers Fraktionskollege Giuseppe Craca. Falls es in der Testphase nicht funktioniere, verliere man gar nichts. Das Gewerbe in der Wilhelmstraße befinde sich seit Jahrzehnten im Niedergang. Zudem werde die Straße keineswegs nur auf den Wunsch der Einzelhändler geöffnet.