Landrat Riegger, Intendant Schönleber und Bürgermeister Mack (von links) am Rossini-Brunnen. Foto: Kugel Foto: Schwarzwälder-Bote

Erstklassiges für Auge und Ohr an drei Wochenenden / "Rossini in Wildbad" mit verdichtetem Programmangebot

Von Markus Kugel

Bad Wildbad. "Rossini in Wildbad" ist etwas ganz Besonderes. Das wurde gestern bei einem Pressegespräch im Bad Wildbader Rathaus herausgestellt. Landrat Helmut Riegger sprach von dem herausragenden Festival im Kreis. Es sei eine Herzensangelegenheit, dass man sich finanziell beteilige.

Vor 15 Jahren hätte sich wohl niemand vorstellen können, in welcher Liga man mittlerweile spiele. Riegger dankte Festspielleiter Jochen Schönleber und seinem Team. Jedes Jahr werde noch eins draufgesetzt, freut er sich auf die kommende Saison.

Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack sprach von einem Kraftakt für die Stadt. Dieser gelinge nur mithilfe des Landkreises, der Sponsoren und des Landes. Nicht zu vergessen die vielen helfenden Hände. Er nannte es eine Besonderheit: eine kleine Stadt und große Festivalaufgaben. Als Glücksfall bezeichnete der Schultes den Förderverein Kurtheater. Das Marketing werde im Übrigen immer professioneller.

Vorverkauf läuft ungewöhnlich gut

Intendant Schönleber meinte, es gebe das Übliche zu verkünden. Werde normalerweise doch immer etwas Neues geboten. Er freut sich, das dank eines Bauklimatikers in der Trinkhalle künftig "angenehmere Verhältnisse" herrschen. Im Kurtheater mit seiner wunderbaren Akustik und der ganz besonderen Atmosphäre stünden leider nur 200 Plätze zur Verfügung. Deshalb gebe es bereits Wartelisten fürs Eröffnungswochenende. Die Preise für die Karten habe er wohl zu niedrig angesetzt.

Der Vorverkauf für das Festival 2015 läuft laut Schönleber ungewöhnlich gut. Erwartet werden 5000 bis 6000 Besucher.

Das Opernpublikum bezeichnete der Festivalleiter als flüchtiges Wesen. Beim deswegen verdichteten Programm stünden viele Sachen in kurzer Zeit an. Doch der Stress lohne sich.

Was im vorigen Jahr schon erprobt wurde, wird nun ausgebaut: An drei Wochenenden bietet man Erstklassiges für Auge und Ohr. Repertoire-Höhepunkt ist ein Revolutionsstoff aus Sizilien, der von einem Stuttgarter Hofkapellmeister und -komponisten vertont wurde: die "Sizilianische Vesper" von Joseph von Lindpaintner. Sie wurde 1843 komponiert und damit ein Jahr vor Verdis berühmter Fassung desselben Stoffes.

Einen besonderen Akzent markieren zudem zwei herausragende Mezzosoprane.

Das Auftakt-Wochenende im Kurtheater am 10./12. Juli beginnt mit einem Liederabend der im Vorjahr gefeierten jungen Mezzosopranistin Margarita Gritskova von der Wiener Staatsoper.

Am 11. Juli findet die szenische Premiere von "L’inganno felice – Die glückliche Täuschung" statt. Es folgt am 12. Juli im Kurtheater die komische Oper "Le Cinesi – Die Chinesinnen", ein Salonstück von Manuel García (original mit Klavierbegleitung). Realisiert wird sie als Gastspiel der Concertante Barcelona als moderne szenische Erstaufführung. Die Oper komme dort ziemlich gut an, stellte Schönleber fest.

Am 16. Juli wird dann das Belcanto Opera Festival mit einem Festkonzert feierlich eröffnet. Die erst kürzlich mit dem "Oscar della lirica" als beste Mezzosopranistin ausgezeichnete Marianna Pizzolato singt ihre Rossini-Paraderollen von "Tancredi" bis "Zelmira" und etliche unbekannte Arien. Antonino Fogliani dirigiert das Festspielorchester Virtuosi Brunensis.

Die nächste Premiere steht am 18. Juli mit "Bianca e Falliero" an – eine der großen Opern, die Rossini für die Mailänder Scala schuf.

Am Sonntag darauf findet eine Aufführung von Rossinis "L‘Italiana in Algeri – Die Italienerin in Algier" durch Studenten der Akademie BelCanto mit szenischen Elementen als Abschluss eines ereignisreichen Wochenendes statt.

Noch dichter ist das Programm zum Abschluss des Festivals. Am 22. Juli gibt es nochmals "L’italiana in Algeri – Die Italienerin in Algier", am 24. Juli wird im Kurtheater "L’inganno felice – Die glückliche Täuschung" gezeigt, am 24. sowie am 26. Juli ist "Bianca e Falliero" zu erleben. Und am 25. Juli gibt es dann als moderne konzertante Erstaufführung die Oper "Il vespro siciliano – Die sizilianische Vesper" (Voraufführung am 24. Juli).

Übrigens: Diese bemerkenswerte Revolutionsoper aus dem Vormärz, von der bereits zwei aufregende Arien bei einem Konzert des Festivals 2011 auf dem Programm standen, wurde teilweise in Wildbad komponiert.

Ein weiterer Höhepunkt des Festivals ist die erste zyklische Gesamtaufführung von Rossinis berühmten Sonate a quattro (hoch virtuose) Streichersonaten in der neu erschienen kritischen Ausgabe. Die Aufführung findet in zwei Konzerten statt. Es spielen Solisten des Festivalorchesters Virtuosi Brunensis.

Die Studenten der Akademie BelCanto sind in vielen Konzerten und Opernaufführungen zu erleben. Der Südwestrundfunk und Deutschlandradio Kultur zeichnen erneut mehrere Opern auf.

Ein weiteres Bonbon: Seine Königliche Hoheit Herzog Carl von Württemberg hat die Schirmherrschaft für die moderne Erstaufführung des Stuttgarter Hofkapellmeisters übernommen und wird auch nach Bad Wildbad kommen.