Uwe-Peter Spinner als Lehrer Klamm (links) und Regisseur Markus Angenvorth im Gespräch mit den Besuchern des Stückes "Klamms Krieg". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: In Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen wird das Stück "Klamms Krieg" aufgeführt

"Klamms Krieg" ist für ein Theaterstück ein durchaus normaler Titel. Schließlich kämpfen bei einem Krieg zwei Mächte gegeneinander.

Bad Wildbad. Klamm, ein Deutschlehrer am Gymnasium, kämpft jedoch gegen zwei Gegner: einmal gegen sich selbst, und dann gegen die Schüler seines Leistungskurses Deutsch an seinem Gymnasium. Der Grund: Ein Schüler hat aufgrund einer schlechten Note, die er von Klamm erhielt, das Abitur vermasselt und deshalb Selbstmord begangen.

Der Leistungskurs erklärt daraufhin Klamm den Krieg durch Nichtbeteiligung am Unterricht, das heißt: Die Schüler sitzen zwar im Klassenzimmer, führen jedoch keinerlei unterrichtliche Aktivitäten aus, sie schweigen.

Pädagoge hinterfragt sich

Zuerst sieht Klamm die Schüler als Gegner, dann jedoch, in seiner erfolglosen Rechtfertigung den Schülern gegenüber, stellt er fest, dass er sich selbst hinterfragen muss. War seine Reaktion dem durchgefallenen Schüler gegenüber richtig? Klamm zieht dabei alle Register: Er droht mit dem Schulleiter. Er lockt mit guten Noten, mit einem häuslichen Unfall, und schließlich mit seinem Suizid. Der Ausgang des "Kriegs" bleibt für die Zuschauer allerdings offen.

Das von Schriftsteller Kai Hensel verfasste und im Jahr 2000 uraufgeführte Theaterstück "Klamms Krieg" ist ein Monolog, der inzwischen zu den meist gespielten Stücken auf deutschsprachigen Bühnen und in vielen Klassenzimmern zählt.

Die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Calw brachte dieses Schauspiel in der Landesakademie Bad Wildbad auf die "Bühne", wobei die Schüler als Zuschauer fehlten.

Wo – außer in einem Klassenzimmer – hätte ein solches Theaterstück einen besseren Aufführungsort als hier, wo stets Pädagogen aus allen schulischen Bereichen sich fortbilden.

Und sicher machen sich nicht nur Lehrer Gedanken über das Stück, sondern auch alle anderen Besucher. Hat jeder doch seine eigene Schullaufbahn durchgemacht, mit allen positiven und negativen Erfahrungen und Erlebnissen.

Klamms Rechtfertigung, die den Inhalt des Stückes ausmacht, wird von Uwe-Peter Spinner gespielt, eigentlich gelebt, sodass die Zuhörer betroffen sind.

Der Stuttgarter Schauspieler schreibt über das Stück und sich selbst: "Sich an einem so vielschichtigen Charakter wie dem Lehrer ›Klamm‹ zu reiben, der in eine Extremsituation gerät, nicht aus seiner eigenen Haut heraus kann und so in eine Tragödie gezwungen ist – diesen Menschen ›Klamm‹ erfahrbar zu machen, dafür bin ich Schauspieler geworden." Und dass er ein hervorragender Schauspieler ist, dies zeigt sein Auftritt in der Landesakademie.

Klamms Ausspruch "Schule wird sich nie ändern, weil es immer Menschen gibt, die mehr wissen!", zeugt von einer gewissen Überheblichkeit.

Nicht umsonst hält sich Klamm für den besten Deutschlehrer der Schule. Die Kollegen, so Klamm, wollen bei den Schülern beliebt sein, aber Lehrer dürfen nicht beliebt sein, denn Schule ist Zwang. Damit rechtfertigt Klamm sich selbst und bedauert sich gleichzeitig selbst. Er fühlt sich als der Einzige, der noch was sagt, und im gleichen Atemzug entschuldigt er sich, dass er Lehrer ist.

Einzigartige Leistung

Uwe-Peter Spinner ist Schauspiel mit Leib und Seele. Ihm nimmt man den Klamm ab, eine schauspielerisch einzigartige Leistung, die an keiner Stelle absackt, auch wenn das Theaterstück rund 80 Minuten dauert.

Und die Zuschauer? Einer gibt zu, dass er einen solchen "Kotzbrocken" von Lehrer selbst erlebt habe. Viele sind betroffen und fragen sich, warum es so weit kommen musste.

In dem sich anschließenden Gespräch mit Regisseur Markus Angenvorth stellt man fest, dass eine vernünftige Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern zur Lösung hätte beitragen können. Jedoch kann man in "Klamms Krieg" andererseits ebenso die Abhängigkeit des Schülers vom Lehrer erkennen, wobei die Zuschauer sich durchaus als Schüler fühlten.

Hatte zu Beginn Akademiereferentin Ulrike von Altrock in "Klamms Krieg" eingeführt, so schloss VHS-Leiter Sebastian Plüer die aufrüttelnde Veranstaltung mit dem Dank an alle Mitwirkenden und die Besucher des Abends.