Weitblick: Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack bei der Eröffnung des Baumwipfelpfads im September vorigen Jahres. Foto: Kugel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bad Wildbader Bürgermeister will als Ausschussvorsitzender den Tourismus im Land stärken

Bad Wildbad. Mehr als 1000 Städte und Gemeinden vertreten im Gemeindetag Baden-Württemberg ihre gemeinsamen Interessen. Der Tourismusausschuss des kommunalen Landesverbands hat vor Kurzem das Bad Wildbader Stadtoberhaupt zum neuen Vorsitzenden gewählt. Es löste Gerhard Ueding ab, der sich nach drei Amtszeiten als Bürgermeister in Bad Ditzenbach in den Ruhestand verabschiedete. Wir stellten Klaus Mack ein paar Fragen.

Die Fachausschüsse nehmen sich vor allem der Sachthemen in der Gesetzgebung an und geben Orientierungshilfen. Welchen Stellenwert hat der Tourismusausschuss?

Zu wichtigen Fragen oder Gesetzgebungsverfahren wird der Gemeindetag gehört. Er ist damit der direkte Ansprechpartner des Landes, wenn es um die kommunalen Interessen geht. Alle touristischen Belange werden im Tourismusausschuss erörtert und behandelt. Damit legt der Ausschuss eine wertvolle Grundlage für die Positionierung des Gemeindetags in touristischen Fragen und hat somit eine recht hohe Bedeutung.

Wie viele Mitglieder hat eigentlich der Ausschuss?

Der Tourismusausschuss hat 24 Mitglieder. Darin vertreten sind Bürgermeister touristischer Städte und Gemeinden aus dem ganzen Land. Hinzu kommen die Vertreter aus der Geschäftsstelle des Gemeindetags.

Wie oft wird normalerweise getagt – und wo?

Der Ausschuss tagt in der Regel zweimal im Jahr. Die Sitzungsorte sind über das ganze Land verteilt. Somit erhalten die Mitglieder einen Einblick in die touristische Entwicklung ganz Baden-Württembergs.

Nimmt Ihr neues Amt viel Zeit in Anspruch?

Da ich bisher schon Mitglied des Ausschusses war und regelmäßig an den Sitzungen teilgenommen habe, ändert sich im Zeitbedarf recht wenig. Ich wurde in meiner Funktion als Ausschussvorsitzender jedoch zusätzlich in den Tourismusbeirat des Landes gewählt. Dieser hat beratende Funktion bei allen tourismuspolitischen Fragestellungen. Den Vorsitz des Tourismusbeirates führt der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde. Mitglieder im Tourismusbeirat Baden-Württemberg sind die tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen, Vertreter des Landkreistages, des Städtetages und des Gemeindetages, der Industrie- und Handelskammer, der Tourismusmarketing Baden-Württemberg, des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg und des Dehoga Baden-Württemberg. Diese Funktion bedeutet für mich eine zusätzliche Sitzung pro Jahr. Das ist also zeitlich überschaubar.

Was steht bei Ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste?

Ziel unser aller Bemühungen ist es, dass der Tourismus im Land gestärkt wird. Man muss es immer wieder betonen: Im Tourismus arbeiten mehr Menschen als in der Automobilindustrie. Das sind 200 000 nicht exportierbare Arbeitsplätze. Gesetzliche Bürokratiemonster wie zuletzt das Arbeitszeitgesetz führen am Ende dazu, dass sich immer weniger Menschen für eine Selbstständigkeit im Tourismus entscheiden werden. Da müssen wir gegensteuern. Was nützen uns die schönsten Wanderwege, wenn die Gäste am Ende kein Gasthaus mehr finden, in das sie einkehren können? Projekte des Gemeindetags, wie "Rettet die Dorfgasthäuser" sollen dazu beitragen, diesem Trend entgegenzuwirken. Mir ist aber auch wichtig, dass wir weg vom Kirchturmdenken, hin zu größeren, schlagkräftigen Einheiten bei den Tourismusorganisationen kommen. Und nicht zuletzt will ich mich dafür einsetzen, dass im Landeshaushalt mehr Geld für den Tourismus bereitgestellt wird, damit mehr Investitionen im Tourismus möglich werden.

Inwieweit profitiert die Stadt Bad Wildbad von Ihrer neuen Position?

Die Herausforderungen in Bad Wildbad sind ja exemplarisch für viele Gemeinden. Wenn wir also gemeinsam mehr für den Tourismus im Land erreichen können, profitiert die Stadt Bad Wildbad am Ende genauso von diesen Errungenschaften. Hinzu kommen die wichtigen Verbindungen im ganzen Land. Bad Wildbad bleibt damit im Gespräch.

Sie sind auch Vorsitzender des Touristischen Aktionsbündnisses Nördlicher Schwarzwald (TANS) und Mitglied im Aufsichtsrat der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) sowie Delegierter im Tourismusverband Baden-Württemberg. Deshalb zu guter Letzt die Frage: Wie kann der Tourismus im Oberen Enztal an Zugkraft gewinnen?

Das Obere Enztal ist Teil der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald. Wir haben es bereits geschafft, uns in einer größeren Einheit zusammenzuschließen und gemeinsam aufzutreten. Diesen Prozess wollen wir weiterführen. Ich plädiere deshalb für ein touristisches Entwicklungskonzept der ganzen Region. Damit würden wir in den Gemeinden unsere touristischen Investitionen abstimmen und gemeinsam an Investoren herantreten. Das würde uns mehr Schlagkraft verleihen und wäre beispielhaft für andere Regionen. Im Enztal direkt wollen wir den Naturraum Sommerberg-Kaltenbronn neu positionieren und ganz bewusst eine eigene Profilierung entwickeln. Der Sommerberg kann mit dem Baumwipfelpfad, der geplanten Erlebnis-Lodge und einem Familienrundweg dabei der Motor dieser Entwicklung sein. In Bad Wildbad wollen wir die Verbindung von Gesundheit und Tourismus weiter befördern. Uns schwebt dabei ein Gesundheitstal vor, das sowohl die ärztliche Versorgung der Zukunft sichert, als auch mit präventiven Selbstzahlerangeboten neue Marktsegmente erschließt. u Die Fragen stellte Markus Kugel