Von weit her kamen sie zur Jahrgangsfeier nach Bad Wildbad: Harald Willig mit seiner Frau Elizabeth (sitzend), Cornelie Larguier (links) und Christa Cook. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Harald Willig besucht seine ehemaligen Schulkameraden

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. 17 000 Kilometer von Sydney (Australien) bis Bad Wildbad legte in der vergangenen Woche per Flieger und Bahn Harald Willig zurück, der mit seiner Frau Elizabeth an der Jahrgangsfeier 1938/39 in der Kurstadt teilnahm.

Willig hatte natürlich den weitesten Anreiseweg, aber auch andere Schulkameraden kamen von weit her. Christa Cook geborene Teichmann reiste aus New Jersey (USA) an und legte dabei rund 6300 Kilometer zurück, während Cornelia Larguier geborene Hoffmann "nur" 860 Kilometer mit dem Auto fahren musste, um von Le Cailar bei Montpellier in Südfrankreich in die Stadt ihrer Jugend, nach Bad Wildbad, zurückzukehren.

Was bewegt jemanden, nach Australien auszuwandern? Bei Harald Willig war es wahrscheinlich Abenteuerlust. Nachdem er 1953 die achte Klasse der Volksschule abgeschlossen hatte, lernte er den Elektrikerberuf. Einige Jahre später fiel ihm ein Werbeprospekt in die Hände. "Komm in das Land, wo Milch und Honig fließen, wo Palmen wachsen und die Sonne immer scheint", hieß es da. Zusammen mit zwei Freunden beschloss er 1959 für "eine Weile" nach Australien zu reisen. Allerdings wurden die beiden Freunde vor der Abreise krank, und so reiste er allein nach Down Under – wohlgemerkt ohne englische Sprachkenntnisse. Zuerst einmal tourte er durch ganz Australien, zwei Jahre lang, arbeitete hier und dort, bis er wieder in den Süden kam.

Als Elektriker konnte er dort nicht arbeiten, da er die ganzen Fachausdrücke nicht kannte. So fing er als Maler und Anstreicher an, und ab und zu verkaufte er auch selbst gemalte Bilder. Als sehr guter Zeichner war er bereits während seiner Schulzeit aufgefallen – und dieses Hobby pflegt er auch heute noch.

Im Großraum Sydney lernte er seine spätere Frau Elizabeth kennen, die von Tasmanien kam, einer Insel, etwa doppelt so groß wie Baden-Württemberg, südlich von Australien gelegen. Sie war als Krankenschwester tätig. Die Hochzeit war 1975 – seither leben die Willigs am Rande von Sydney an der Ostküste Australiens mit direktem Blick aufs Meer. 20 Jahre lang hat Willig neben seiner beruflichen Tätigkeit dort ein altes Haus um-, aus und angebaut. Dort lebt er jetzt mit seiner Frau Elizabeth. Die beiden Söhne sind inzwischen im Ausland tätig, ein Sohn lebt in Dänemark, der zweite in der indonesischen Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java.

Bereits vor fünf Jahren war Harald Willig mit seiner Frau in Bad Wildbad, und – nach eigener Aussage – freut er sich, seine früheren Schulkameraden wieder zu treffen und den Schwarzwald zu besuchen. Aber zurück nach Deutschland, das will er nicht mehr. In Australien hat er eine neue Heimat gefunden.