Staatsbad-Geschäftsführer Frank Rieg (links) informierte in der Maurischen Halle in einer Betriebsversammlung seine Mitarbeiter über angedachte mögliche Veränderungen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Versammlung: Mitarbeiter werden über "Staatsbad 4.0" informiert / Studie in Auftrag gegeben

In der Maurischen Halle des Palais Thermal, wo sonst Bade- und Wellness-Freunde sich genussvoll ausruhen, fand jetzt eine Mitarbeiterversammlung des Staatsbades Wildbad statt: Rund ein Drittel der Mitarbeiter war anwesend.

Bad Wildbad. Geschäftsführer Frank Rieg begründete den ungewöhnlichen Versammlungsort damit, dass man keinen eigenen größeren Raum mehr habe. Schließlich seien durch die Teilkommunalisierung des Staatsbads die Veranstaltungsräume in der Hand der Touristik.

Den internen betrieblichen Besprechungen, die vom Betriebsratsvorsitzenden Maik Maaß geleitet wurden, ging zuerst eine allgemeine Mitarbeiter-Information durch Rieg voraus, zu der auch unsere Zeitung eingeladen worden war.

Zusammenarbeit mit Stadt

Der Grund hierfür war eine gewisse Unruhe der Mitarbeiter des Staatsbads wegen der Vision "Staatsbad 4.0" von Bürgermeister Klaus Mack. Darauf reagierten die Mitarbeiter des Staatsbads aus Sorge um ihren Arbeitsplatz.

Mack sagte beim Neujahrsempfang, er habe dem Land das Projekt "Staatsbad 4.0" vorgeschlagen. Die Idee ist, die Vital Therme in das Neue Eberhardsbad einzubauen, den jetzigen Standort der Therme für ein neues Hotel zu nutzen und das Kurhaus als Tagungshaus an dieses Hotel anzubinden.

Frank Rieg wies darauf hin, dass man in Zusammenarbeit mit der Stadt sich überlegt habe, ob man die inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert bestehende Vital Therme modernisieren könnte mit dem Anbau eines Hallenbads als Sportbad.

Das bisherige Hallenbad beim Enztal-Gymnasium entspreche keineswegs mehr den Bedürfnissen der Zeit und sei ziemlich heruntergekommen. Die Machbarkeit für diese Neugestaltung der Vital Therme und die Kosten seien in Zusammenarbeit mit der Stadt bereits erarbeitet worden. Eine Wirtschaftlichkeitsstudie stehe jedoch noch aus.

Die Vital Therme in ihrer derzeitigen Form sei heute architektonisch und technisch nicht mehr konkurrenzfähig, da man in den Bädern möglichst alle Zielgruppen erfassen wolle.

Andere Hallenbäder, wie in Dobel oder Schömberg, seien inzwischen geschlossen worden, deshalb sei der Bedarf für ein modernes durchaus gegeben.

Bester Standort

Rieg weiter: Inzwischen habe die Stadt durch Fachleute eine Studie machen lassen für ein Wellness-Sport-Kongress- und Familienhotel im Vier-Sterne-Bereich. Laut dieser, bei der viele Standorte untersucht wurden, gilt als bester und einziger Standort das Gelände der derzeitigen Vital Therme mit einer Erweiterung in den angrenzenden Kurpark und direktem Zugang zum Kurhaus als Tagungsgebäude.

Die Vital Therme, so Rieg, sollte in das dringend einer Nutzung zuzuführende "Neue Eberhardsbad" (NEB) verlagert werden.

Blick zurück: Das NEB wurde nach knapp siebenjähriger Hangsicherung und Bauzeit im Jahr 1977 mit einem Kostenaufwand von rund 50 Millionen Mark als reines Kurmittelhaus fertiggestellt. Es musste jedoch wegen des gravierenden Rückgangs des Kurwesens aufgrund der Gesundheitsreform im Jahr 2000 geschlossen werden. Seither steht das Gebäude teilweise leer oder wird für andere Zwecke genutzt. Außerdem liege die letzte qualifizierte Untersuchung des NEB 15 Jahre zurück.

Das Land beziehungsweise die Finanzverwaltung, so Rieg, habe nun den Auftrag erteilt, zu untersuchen, ob es architektonisch möglich ist, das NEB so zu verändern oder umzubauen, dass hier Folgendes entstehen könnte: ein Thermal-Innen- und Außenbecken, ein Hallenbad mit einem 25-Meter-Sportbecken, Textil-Dampfbad und weitere Infrastruktur (Umkleiden, Duschen, Bistro, Wellness, Gesundheit, Kleinkind- und Familienbereich, Parkmöglichkeiten).

Des Weiteren sei eine Kosten- und Wirtschaftlichkeitsstudie erforderlich. Erst dann könne entschieden werden, ob in Richtung Standort Vital Therme (Hallenbad) weiter konzipiert oder mit potenziellen Hotel-Investoren verhandelt werden könne.

Neue Nutzung

An eine Aufgabe der Vital Therme sei keineswegs gedacht, lediglich die Standortfrage sei neu, da damit das bisherigen NEB einer neuen Nutzung zugeführt werden könnte.

Bürgermeister Mack ist Mitglied des Aufsichtsrats des Staatsbades. Er hatte ursprünglich seine Zusage zur Teilnahme an diesem Informationsgespräch zugesagt, war jedoch verhindert. Am gestrigen Freitag bestätigte er, dass die Informationen von Staatsbad-Geschäftsführer Rieg zuträfen.

Macks Vision "Staatsbad 4.0" resultiert, wie er auf Anfrage erklärte, aus der Revitalisierung des Königlichen Kurorts mit der "Kabinettsordre" im beginnenden 19. Jahrhundert (1.0), der 1959 herausgekommenen und zum Teil umgesetzten "Denkschrift zur Gesamtplanung des Staatsbad Wildbad" (2.0), dem Bau des Meisterntunnels (verkehrsmäßige Entlastung der Innenstadt samt Veränderungen), der neuen Stadtbahnführung und dem Neubau der Bergbahn (3.0). Mack: "Auch damals hatte man Visionen."

Rieg beruhigte zum Abschluss seiner Informationen seine Mitarbeiter – er sehe gute Chancen, dass es positiv weitergehe. Schließlich müssten alle Überlegungen und Planungen nicht nur machbar sein, sondern auch finanzierbar. Wobei die Kosten für das Land eine nicht geringe Rolle spielten, da ja auch die Wirtschaftlichkeit solch großer Veränderungen von großer Bedeutung sei.