Der Arbeitskreis "Regionale Altlasten" habe im April 2012 mit dieser Aussage die Bürger informiert, so Initiator und Sprecher Detlev Bott. Foto: Bott Foto: Schwarzwälder-Bote

Arbeitskreis "Regionale Altlasten" sieht weiter Handlungsbedarf

Von Markus Kugel

Bad Wildbad. Nachdem über die "Gifttod-Aufkleber" in Bad Wildbad im Oktober berichtet worden war, ging der Arbeitskreis "Regionale Altlasten" (AKRA) zum ersten Mal mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. Wie Detlev Bott, Initiator und Sprecher aus Calmbach, seinerzeit bemerkte, sei AKRA ein Zusammenschluss von mehr als 100 Personen.

Nach den Anschuldigungen wehrten sich bekanntlich die Verantwortlichen des Landratsamtes Calw gegen den Vorwurf, nichts gegen die Verunreinigung des Grundwassers in Calmbach zu unternehmen und bei der ehemaligen Deponie im Tannmühltal zu sorglos zu sein.

Jetzt meldet sich wiederum AKRA zu Wort. "Wer schweigt, von dem wird angenommen, dass er zustimmt – wir schweigen nicht", teilt man einleitend mit.

Angesichts eigener Ratlosigkeit in der Sache seitens der verantwortlichen Behördenvertreter werde von diesen die Seriosität des Überbringers der schlechten Botschaft infrage gestellt. Er und sein Arbeitskreis würden lediglich dem Image des Heilbades schaden, anstatt der Sache zu dienen. Sei die Aussage des Pressesprechers des Landratsamts Calw etwa ein Akt purer Verzweiflung?

"Mag der behördliche Pressesprecher doch einmal die Zahl der im Amt angenommenen Opfer der Giftmüllausscheidungen konkret benennen. Wir vom Arbeitskreis kennen die Namen all der Menschen hier im Gauthiertal, alle, die hier wohnen beziehungsweise arbeiten – auch von denjenigen, die hier gewohnt oder gearbeitet haben, die an Krebs erkrankt beziehungsweise inzwischen bereits daran gestorben sind", so AKRA.

Die Dokumentationen basierten auf den Infos besorgter Bürger. Doch wenn die behördliche Not zu groß werde, wenn man sich seiner Verantwortung zu entziehen versuche, verweise man gerne auf die aktuelle Trinkwasserqualität des Ortes. "Doch auch hier hat sich unser Arbeitskreis seit Jahren bereits dem örtlichem Trinkwasserproblem gewidmet. Sogar mit Erfolg, was die Trinkwasserabgabe an die Gemeinde Schömberg und die Anwohner der Hinteren Gauthierstraße betrifft. Deren Wasserversorgung aus der verunreinigten Calmbachquelle wurde im Jahre 2011 endlich eingestellt", wird zudem mitgeteilt.

Die zuständigen Behörden behandelten noch immer den Vorgang der Grundwassersanierung sehr zurückhaltend. Auf kontinuierliches Nachfragen reagiere man amtlicherseits offensichtlich gereizt "und bescheidet sich stets mit dem Hinweis auf vorgeblich bevorstehende, aber eben monatelang anhaltende Ermittlungsarbeit".

AKRA stellt fest: "Gemäß unseren Erfahrungen mit dem Landratsamt Calw, mit dessen fragwürdigem Handeln, angeblich gemäß gültiger Verwaltungsvorschriften, ist damit zu rechnen, dass auch weiterhin lediglich Ignoranz als Erkenntnis ausgegeben wird." Dass also auch künftig von offizieller Seite kein Handlungsbedarf zur Beseitigung der Giftmüllkippe bestehe. Außerdem heißt es: "Unser Misstrauen gegenüber unserer Behörde beruht nicht zuletzt auf der uns systematisch erscheinenden Verschleierung von Tatsachen mithilfe fortgesetzter Tricksereien, die uns als konsequentes Handeln des Amtes serviert wird." Mehrfach habe das Landratsamt "in unseren Augen versucht, hinsichtlich zurückliegender und aktueller Vorkommnisse übergeordnete Behörden, selbst Gerichte, vor allem aber unser Aktionsbündnis vorsätzlich zu täuschen".

Man bleibe bei der Einschätzung, "dass Handlungsbedarf zur Entsorgung der Giftmülldeponie Gauthier und Sanierung der Wildbader Grundwasserwelt dringend geboten ist". Dieser Meinung schließe sich auch das Umweltdezernat der Polizeidirektion Calw an.

Ein dortiger Sachbearbeiter habe, so Bott gestern gegenüber unserer Zeitung, gesagt: "Es geht hier um die Gesundheit der Leute, die auf dem Spiel steht, und es dient letztendlich jedem, dass er nicht gefährdet wird. Wenn diese Substanz in das Grundwasser gelangt ist, haben wir ein sehr großes Problem. Und wenn diese Substanz die Thermalquellen erreicht, dann wird das Problem noch größer, das bekommen wir unter Umständen gar nicht mehr in den Griff. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, ein sehr dringender Handlungsbedarf."