Das Wildbader Hallenbad ist seit Sommer geschlossen. Ob es noch einmal aufmacht, ist ungewiss. Foto: Mutschler

Geschlossenes Hallenbad macht Verein zu schaffen. Erste Mitglieder haben bereits gewechselt.

Bad Wildbad - Rund 150 aktive und passive Mitglieder hat die Schwimmabteilung des TSV Wildbad. Noch. Denn seit das Hallenbad geschlossen ist, steht die Abteilung vor großen Problemen. Die ersten Schwimmer haben bereits den Verein gewechselt.

Im Moment versuchen die Schwimmer, noch das Beste aus der Situation herauszuholen. Während das Aufbautraining derzeit nicht stattfindet und auch Erwachsene keine Trainingsmöglichkeiten haben, können wenigstens die Schwimmkurse für Kinder dank unkomplizierter Zusammenarbeit im Schwimmbad des Berufsförderungswerks durchgeführt werden.

Schwieriger wird es für die Wettkampfgruppe, in der bislang 17 Schwimmer aktiv waren. "Die Eltern der Wettkampfgruppe nehmen aufwendige, weite Fahrten nach Freudenstadt und Sindelfingen in Kauf", um ihre Kinder zum Schwimmtraining bringen zu können, erklärt Abteilungsleiter Rolf Bott. Abfahrt freitags nach Freudenstadt ist um 17 Uhr, Rückkehr gegen 21.15 Uhr. In Sindelfingen wird sonntags trainiert, hier fahren Eltern und Kinder um 7.30 Uhr los und kommen gegen 11.30 Uhr zurück. Viele Telefonate seien nötig gewesen, um überhaupt diese Ausweichmöglichkeiten zu bekommen. Aber mittelfristig, so ist Bott sicher, werde es so kein Überleben geben. Die Schwierigkeiten machten sich bereits bemerkbar, so Bott. So würden derzeit drei Schwimmer eine Pause machen, drei weitere hätten bereits den Verein gewechselt.

Nicht aufgeben

Dennoch: "Die Schwimmer stemmen sich energisch gegen den drohenden Untergang durch die Schließung ihrer Trainingsstätte", sagt Bott. Beeindruckend sei es, so der Abteilungsleiter weiter, "wie die jungen Schwimmer mit dieser Situation umgehen". Keiner gebe die Hoffnung auf, in absehbarer Zeit wieder eine Trainingsmöglichkeit in Bad Wildbad zu haben.

Trotz dieser schwierigen Bedingungen waren die Wildbader bei den Bezirksmeisterschaften des Bezirks Mittlerer Neckar der Jahrgänge 2005 und jünger sehr erfolgreich und konnten 30 Bezirkstitel plus weitere Silber- und Bronzemedaillen gewinnen.

Der sportliche Aufschwung begann vor etwa 25 Jahren, als die Stadt einen neuen Schwimmmeister gesucht habe, erzählt Bott. Der neue Mann erwies sich als Glücksfall, denn Gerhard Arndt war Co-Trainer der polnischen Nationalmannschaft, bevor er nach Bad Wildbad kam. Auch heute noch ist er Trainer des TSV und mitverantwortlich für Erfolge wie den Gewinn des Weltmeistertitels durch Michael Bott beim World Masters in der Altersklasse 25 bis 30 Jahre. Beinahe so lange ist Rolf Bott in der Verantwortung. Seit 20 Jahren ist er Abteilungsleiter und hat in der Zeit "alle Höhen und Tiefen" erlebt. Die derzeitige Situation sei jetzt aber der "absolute Tiefpunkt".

Aber ans Aufgeben denkt Bott noch lange nicht. Jetzt gilt es erst mal, irgendwie über den Winter zu kommen, bis die Freibadsaison wieder beginnt. "Dann haben wir etwas Zeit gewonnen", sagt er.

Wie es dann aber weiter geht, weiß er auch nicht. Deshalb hat er sich auch mit einem Brief an Bürgermeister Klaus Mack und die Stadträte gewandt, in dem er noch einmal deutlich machte, dass die Schwimmabteilung in ihrer Existenz bedroht sei.

Er erinnert außerdem daran, dass sich alle Fraktionen "klar und unmissverständlich für die Erhaltung der Bäder" oder Alternativen ausgesprochen hätten. Bott vertraut darauf, dass der Gemeinderat ernsthaft nach Lösungen suche und spätestens im kommenden Herbst das Hallenbad wieder in Betrieb gehe oder eine Traglufthalle über dem Freibad steht. Die Vision Staatsbad 4.0 sei interessant, aber bis zu einer möglichen Umsetzung vergingen mindestens fünf bis sieben Jahre, ist er sich sicher.

Nur Randsportart

Gerade diese Traglufthallen sieht er als mögliche Alternative. Im Stuttgarter Inselbad funktioniere das seit 30 Jahren, sagt Bott, der deutschlandweit viele Schwimmhallen besucht hat. Auch in Neustadt an der Weinstraße stehe "eine sehr schöne Anlage".

Als weitere provisorische Möglichkeit nennt er temporäre Becken, wie sie etwa bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen aufgebaut werden. "Die könnte man in eine Halle wie die ehemalige Soccer-Arena stellen", sagt er. Ob sich das rechne, oder es eine geeignete Halle gebe, wisse er nicht.

Nach dem Bau des städtischen Hallenbades 1971 sei es in Vergessenheit geraten, sagt Bott. Auch nach einem Gutachten aus dem Jahr 2001 sei nichts zur Erhaltung des Bades getan worden. In dieser verfahrenen Situation habe nun der Gemeinderat die Zukunft der Wildbader Schwimmer in der Hand und die Schwimmer "wären der erste Verein in der Stadt, dem die notwendige Grundlage für den Übungs- und Trainingsbetrieb entzogen würde", so Bott. Er hofft aber immer noch auf eine schnelle Lösung, auch wenn die "Randsportart Schwimmen keine Lobby wie die Ballsportarten" habe. Bott: "Es wäre sehr, sehr bitter, wenn es so zu Ende gehen würde."