Die "Kälbermühle" alias "Anker" schließt die Türen – damit endet die Geschichte eines Traditionslokals. Foto: Schabert

Am Sonntag ist Restaurant "Kälbermühle" zum letzten Mal geöffnet. Gebäude künftig reine Wohnunterkunft.

Bad Wildbad - Die Tage des von den meisten "Kälbermühle" genannten Lokals im Tal unterhalb von Sprollenhaus und der Siedlung Christophshof sind gezählt. Am kommenden Sonntag ist das beliebte und traditionsreiche Restaurant zum Bedauern von vielen letztmals geöffnet.

Früher hieß das Haus "Anker", wie auch ein solches Gerät – groß davor liegend – unterstreicht. Die Namen rühren aus der Geschichte der viele Generationen lang genutzten Gaststätte.

Denn hier "ankerten" schon die Flößer, kehrten schon die Floßknechte ein. Das Ende hängt mit dem Verkauf des Gebäudes zusammen.

Die neuen Eigentümer wollen es laut den Gaststättenpächtern zu einem reinen Wohnhaus machen. Seit fünf Jahren haben "Monika und ihr Team" den Gasthof betrieben. Radler, Biker, Wanderer oder mit dem Auto ins Große Enztal kommende Gäste schätzten gleichermaßen die Qualität der Küche wie deren ganztägige Öffnungszeit. Gerne kehrten viele Stammgäste, darunter der "Stammtisch Sprollenhaus", hier in gemütlicher Runde ein.

Sägemühle verpachtet

Die eigentliche Kälbermühle lag einst auf der anderen Seite der Enz bei der Mündung des Kälberbachs. Es handelte sich um eine Sägemühle aus dem 14. Jahrhundert, die im Zusammenhang mit der Enzflößerei der Grafen von Württemberg entstand. Urkundlich nachgewiesen ist sie 1537 als von Wildbader Bürgern betrieben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie zerstört. 1662 erfolgte der Wiederaufbau. Im Anschluss wurde sie an Bürger aus Wildbad und aus den bis zur Bildung der Gemeinde Bergorte 1850 zum Unteramt Neuweiler gehörigen Dörfern Hünerberg und Meistern verpachtet. Die Sägemühle wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Ungefähr an ihrem ursprünglichen Platz steht das heute hauptsächlich noch zur Stromerzeugung genutzte alte Wasserwerk des Zweckverbands Schwarzwaldwasserversorgung.

Der "Anker", mit dessen Schließung ein Stück Gaststättentradition Geschichte wird, wurde seit dem Jahr 1835 mehrfach umgebaut, wie sich im freundlich und modern gestalteten Gastraum leicht erkennen lässt.