Erstmals hatte der Freundeskreis Asyl in Bad Wildbad die Bewohner der beiden Flüchtlingsunterkünfte zu einem Informationsrundgang eingeladen. Das Bild zeigt eine Gruppe unterhalb der Wilhelmschule, begleitet und geführt von Bruno Knöller, Monika von Pigage und Vera Müller. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundeskreis Asyl lädt zur Stadtführung ein / Zwei Rundgänge mit einigen Stationen / Geringe Kenntnisse

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Die Asylbewerber in Bad Wildbad wohnen und leben im Windhof und in der Uhlandshöhe. Viele von ihnen sind täglich unterwegs, um einzukaufen oder zum Deutschunterricht zu gehen. Aber was wissen sie eigentlich von Bad Wildbad, der Stadt, in der manche von ihnen bereits seit vielen Monaten leben?

Das fragte sich der von Monika von Pigage geleitete Freundeskreis Asyl, dem auch der Bad Wildbader Stadtrat Bruno Knöller angehört. Sein Vorschlag: "Wir machen eine Stadtführung für die Asylbewerber."

Auch Vera Müller, seit längerer Zeit in den beiden Asylunterkünften aktiv, machte mit. So waren knapp 20 Bewohner des Windhofs und zwei Tage später Bewohner der Uhlandshöhe mit den drei "Guides" – schließlich konnten nur wenige etwas deutsch, deshalb auf englisch – über zwei Stunden lang im Städtle unterwegs.

Monika von Pigage, Vera Müller und Bruno Knöller hatten sich überlegt, was man den Teilnehmern zeigen könnte, wobei natürlich die praktischen und lebensnotwendigen Dinge im Vordergrund standen. Das Geschichtliche war zweitrangig. Schließlich ist es für Menschen, die überwiegend aus Angst und Not nach Deutschland flohen, schwer verständlich, was und wie der geschichtliche Hintergrund einer Stadt ist.

Man darf dabei nicht vergessen, dass die Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Ländern – Algerien, Nigeria, Somalia, Serbien, Kosovo, Pakistan, Eritrea und weitere – mit einer höchst unterschiedlichen Kultur kommen und zu Deutschland bisher kaum irgendeinen Bezug hatten.

Gleich zu Beginn der Führung vom Windhof aus wurde darauf hingewiesen, dass Einkaufswagen von Supermärkten – 14 Stück standen neben dem Windhof-Eingang – nicht einfach mitgenommen werden dürfen, und dass auch das Radfahren im Kurpark nicht gestattet ist.

Wichtiger für die Bewohner war allerdings: Wo finde ich einen Arzt? Wo sind öffentliche Toiletten? Wo ist der "Civil Service" (Bürgerservice), wenn ich etwas wissen will? Wo ist die Schule, der Kindergarten, das Jugendhaus? Beim Blick aufs Jugendhaus waren manche erstaunt darüber, dass auch sie dort hingehen können. Überhaupt schien es so, dass viele Asylbewerber eine Scheu hatten, sich mit Einwohnern zu verständigen – keineswegs nur aus sprachlichen Gründen.

Bei den Informationen zur Wildbader Geschichte war ein Besuch im Sitzungssaal des Rathauses geeignet, denn ein Teilnehmer der Führung war der Ansicht, dass es in Bad Wildbad Gebäude gebe, die über 500 Jahre alt seien. Was natürlich wegen der verschiedenen Brände nicht zutraf. Interessiert war man auch an den Flaggen, die vor dem Rathaus und an den Stadteingängen zu sehen waren, ebenso an der Polizeiwache. Denn häufig hatten die Asylbewerber in ihren Heimatstaaten schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht – dass es auch anders möglich ist, schien ihnen unwahrscheinlich.

Agentur für Arbeit, Feuerwehr, Bahnhof mit einem für sie unverständlichen Fahrschein-Automaten, Bergbahn, Sana-Klinik – das waren weitere Stationen des Rundgangs. Erstaunt und begeistert zeigte man sich über die Räumlichkeiten im Forum König-Karls-Bad – solch bauliche Pracht für "Normalbürger" war manchem völlig unverständlich.

Deutlich zeigten die beiden Rundgänge, auch wenn nur ein kleiner Teil der derzeit 160 Asylbewerber mit dabei war, dass die interessierten Teilnehmer nur geringe Kenntnisse hatten über die Stadt, in der sie leben. Vielleicht war es jedoch ein erster wichtiger Schritt, zu den Menschen, die in Bad Wildbad leben, etwas mehr Vertrauen zu haben und auch, sofern notwendig, jemanden zu fragen. Schließlich sind die Sozialarbeiter der beiden Einrichtungen nicht ständig vor Ort, um alle anstehenden Probleme zu beantworten oder zu lösen.