Das Verum Audium Vokalensemble beim Schlussapplaus. In der Mitte ist Dirigent Benjamin Hartmann zu sehen. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Karfreitag: "Verum Audium Vokalensemble" gibt begeisternde Vorstellung in Wildbader Stadtkirche

Den "Sieben Kreuzesworten" Jesu werden in den vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) des Neuen Testaments besondere Bedeutung zugemessen. Beim Karfreitagskonzert in der Wildbader Stadtkirche waren sie ebenfalls Thema.

Bad Wildbad. Es sind sieben Aussagen: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", "Ich sage Dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein", "Weib, siehe Dein Sohn; siehe deine Mutter", "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" "Mich dürstet", "Es ist vollbracht", und "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist". Diese sieben Aussagen gelten im Christentum als letzte Botschaft Jesu, mit der er seinen Kreuzestod deutet.

Zahlreiche Komponisten wurden durch die Bedeutung dieser Worte angeregt, sie zu vertonen. Trotz des gleichen Inhalts ist die Art und Weise der Vertonung entsprechend den jeweiligen musikalischen Richtungen sehr unterschiedlich.

Drei Kompositionen

In der Stadtkirche Bad Wildbad waren am Karfreitagabend drei unterschiedliche Kompositionen zu den "Sieben Worten" zu hören. Heinrich Schütz (1585-1672), Albert Becker (1834-1899) und Knut Nystedt (1915-2014).

Hervorragende Interpreten des Konzerts, das von Benjamin Hartmann geleitet wurde, waren 14 Sängerinnen und Sänger des "Verum Audium Vokalensemble" (VA-VE), deren Auftritt wahrhaft eine Sternstunde eines homogenen und trotzdem transparenten Chores darstellte.

Eröffnet wurde die "Musik zur Passion und Auferstehung" mit der Komposition von Heinrich Schütz "Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz", die um 1645 entstanden ist.

Es war für die Zuhörer ergreifend, wie Schütz, der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarocks, die letzten Worte Jesu kompositorisch umgesetzt hat, und vor allem, wie klar und stimmlich ausgezeichnet das Vokalensemble dies übernahm. Da stimmte jeder Einsatz, jedes Solo, jedes Ausklingen der Stimmen, für die Zuhörer ein Genuss ohnegleichen, wie dies auch bei den anderen chorischen Werken deutlich wurde.

Modern, aber nicht schrill

Zur Begehung der Todesstunde Jesu am Karfreitag folgte die Lesungsmusik von Albert Becker (1834-1899), einem Komponisten der Romantik. Seine Interpretation der "Sieben Worte des Erlösers am Kreuze" hatte eine opulente Klangfarbe, wobei Kirchenmusikerin Susanne Fuierer die dazu gehörenden Texte klar vortrug.

Auch hier zeigte das Vokalensemble mit seinen professionellen Sängerinnen und Sängern durch alle Stimmlagen, sowohl chorisch als auch solistisch ihr herausragendes Können, wobei die geistige Stimmung besonders bei "Mich dürstet" überaus deutlich und ergreifend wurde.

Bewegter, aber bisweilen auch düsterer, war die chorische Umsetzung der "Sieben Worte" in Knut Nystedts Komposition "Die sieben Worte Jesu am Kreuz". Knut Nystedt, ein norwegischer Komponist und Chorleiter, starb vor drei Jahren im hohen Alter von 99 Jahren und hinterließ ein umfangreiches kompositorisches Werk, das geistliche und weltliche Musik umfasst. Seine Komposition zur Kreuzigung ist modern, jedoch nicht atonal oder schrill. Auch hier waren die Vokalisten in bester Verfassung und reagierten hervorragend auf das zurückhaltende Dirigat von Benjamin Hartmann.

Vor allem der ausdrucksvolle Schluss der Nystedt-Komposition erhöht das Geschehen am Kreuz in besonderer Weise. Die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz, die sich an die "Sieben Worte in drei Jahrhunderten" anschlossen, sind ein geistliches musikalisches Werk für Singstimmen und Basso continuo (kleine Orgel). Das 1635/36 entstandene Werk wird von Schütz als "Concert in Form einer teutschen Begräbnismesse" beschrieben.

Bei der Motette am Schluss des sonst a cappella gesungenen Werkes, teilt sich der Chor in zwei am Altar stehende Hauptchöre und einen Fernchor im Kirchenschiff, eine besondere Wirkung, welche die Zuhörer tief beeindruckte.

Das Verum Audium Vokalensemble und dessen Dirigent Benjamin Hartmann bewiesen großes Können.