Vor 100 Jahren wurde dieser Gedenkstein aufgestellt. Fotoarchiv: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Wildbads Förderer Otto von Schwarz war Präsident der Domänendirektion / Strecke meist "Ölsträßle" genannt

Von Hans Schabert

Bad Wildbad. Vor 100 Jahren wurde der Weg am Meisternhang über Wildbad "Otto-von-Schwarz-Weg" getauft. Dies verrät ein Gedenkstein von 1914 an der von den Älteren in der Stadt bis heute "Spazierweg" genannten Strecke.

Die meisten kennen diese mit der Schillereiche, Schutzhütten und seit einiger Zeit freigeschlagenen, weiten Ausblicken auch als Ölsträßle. Wer war dieser Otto von Schwarz? Die Historiker der Stadt wissen, dass das zu seinen Ehren bestehende Kleindenkmal aus Sandstein sogar auf einer Ansichtskarte verewigt ist. Fast nicht mehr zu erkennen ist auf dem schon etwas verwitterten Stein, ob er von 1814 oder 1914 stammt. Aber Uli Blumenthal hatte im Gedächtnis, dass von Schwarz wohl Ministerialbeamter der königlichen Verwaltung war. Dass es sich um einen Förderer des Wildbader Bäderwesens handelte, haftete Götz Bechtle im Gedächtnis. Aufschluss brachte schließlich "Die Chronik einer Kurstadt als Baugeschichte". "Herausgegeben vom Staatsbad Wildbad" steht auf der hellblauen Hard-Cover-Titelseite des 1988 erschienenen Werks, auf der eine Farbaufnahme des Brunnens von Thouret im Kurpark den Blick auf sich zieht. Auf Seite 265 des Buchs schreibt Autor Thomas Eckhard Föhl: "Die Kgl. Domänendirektion als die oberste Staats- und Verwaltungsbehörde für Wildbad hielt deshalb unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Dr. von Schwarz am 13.10.1905 eine Sitzung in Wildbad ab. Schwarz gab die Planung bis 1910 bekannt." In den Jahren des Aufbruchs vor dem Ersten Weltkrieg war von Schwarz entscheidend an vielen geplanten und abgeschlossenen Vorhaben in Wildbad beteiligt. Gerade war die Verbreiterung und Verglasung der Trinkhalle fertig, die von 1871 bis 1951 den Platz der heutigen Endhaltestelle der S-Bahn einnahm.

Die Erweiterung der Kuranlagen und in diesem Zusammenhang die Errichtung "einer Reihe neuer Parkbauten" gingen in die Verwirklichung. Es stand die Errichtung des 1910 fertiggestellten Kursaal-Gebäudes an. Für das Olgabad lagen 1905 die Entwürfe vor. Im Frühjahr 1907 wurde es – zur Entlastung des gerade umgebauten und erweiterten König-Karls-Bads – als Schwimmbad für die "Sommerfrischler" unter dem damals auf 20 000 Jahresgäste gesteigerten Zustrom an Erholungssuchenden fertiggestellt.

Die Bad Wildbaderin Karla Arp erinnert sich, wie in ihrer Schulzeit ihre Klasse von der Wilhelmschule aus in den 1960er-Jahren zum Schwimmunterricht dorthin pilgerte. Mitte der 1970er-Jahre wurde das Olgabad Thermal-Bewegungsbad, 20 Jahre später – nach Erwerb durch die benachbarte Kurklinik – eine Reha-Einrichtung.

Wie der Name "Ölsträßle" entstand? Mancher fragt sich, ob in Bad Wildbad wohl schon nach Öl gebohrt wurde, wenn der Name fällt. Aber an flüssigen Bodenschätzen ist bisher "nur" das seit mindestens dem 13. Jahrhundert genutzte Thermalwasser entdeckt. Der von Calmbach her am Meisternhang entlang ziehende Weg wurde im Zusammenhang mit dem 1959 bis 1961 erstellten Fernheizwerk ausgebaut.

Bis in die 1980er-Jahre wurde das Werk mit auf dieser Strecke herbeigefahrenem Schweröl betrieben, das den Namen gab. Seit etwa 30 Jahren wird die Heizenergie fast ausschließlich mit Hilfe von Ferngas gewonnen. Der – wie der benachbarte Entlüftungskamin des Meisterntunnels – über die Baumwipfel ragende Schlot entlässt nur gelegentlich Wasserdampf in die Luft.