Akademiedirektor Helmut Nagel beim Dank an Dorothée Sanwald, Manfred Saller und Jochen Volz (von links). Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Landesakademie: Ausstellung "Faszination Muscheln"

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Muscheln sammelt man, sofern man an einem Meeresstrand ist. Und wenn sie schön sind, nimmt man sie mit nach Hause, um sie dort aufzubewahren oder auszustellen. Ganz anders ist dies bei Dorothée Sanwald, Jahrgang 1942, pensionierte Schulleiterin, deren Leidenschaft in ihrer Freizeit die Unterwasserwelt und das Tieftauchen sowie das Gestalten von Radierungen sind.

Diese beiden Freizeitbeschäftigungen scheinen zuerst einmal nicht unter einen Hut zu bringen sein. Anders bei Sanwald, denn sie taucht, seit sie Hans Hass und seine Unterwasserpublikationen gesehen hat, regelmäßig im Meer nach Muscheln. Seit 1980 unternimmt sie weltweit Tauchreisen.

Die schönsten Muscheln, die sie dabei findet, nimmt sie mit und malt sie ab. Klingt ganz einfach, ist es aber nicht, da sie nicht auf Papier malt, sondern radiert: in eine Druckplatte aus Kupfer, die mit einem Lack beschichtet ist, wird mit der Ätznadel das gewünschte Bild durch den Lack auf die Kupferplatte eingeritzt (radiert). Dann wird der Lack entfernt, die eingeritzten Stellen eingefärbt und die Platte gedruckt.

Dass dies keineswegs leicht ist, erfuhr man bei der Vernissage von Sanwalds Ausstellung "Faszination Muscheln" in der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad. Akademiedirektor Helmut Nagel freute sich in seiner Begrüßung, dass man bis 19. Juni wieder einmal eine etwas ungewöhnliche Ausstellung in den Räumlichkeiten der Landesakademie präsentieren könne. Selbst gesucht, selbst gefunden, selbst radiert und selbst gedruckt, so könnte man die Radierungen der Künstlerin vereinfacht bezeichnen. Faszination, so Nagel, habe etwas mit Verzaubern zu tun, die Muscheln vermittelten Sehnsucht nach der Ferne. Rund 3000 Lehrer, die zur Fortbildung in der Akademie weilten, würden während der nächsten Wochen diese Radierungen betrachten und sich sicherlich auch verzaubern lassen.

Zur künstlerischen Einführung plauderte Manfred Saller, früherer Präsident des Oberschulamts Tübingen, mit der Künstlerin über die Technik der Farbradierungen und der mitgebrachten Muscheln, die in einer Vitrine ausgestellt sind. Muscheln, so Saller, seien durchaus etwas Besonderes, nicht nur wegen des Meeresrauschens. Sie würden auch als Musikinstrumente oder als Zahlungsmittel genutzt. Wie die Radierungen entstehen, zeigte Sanwald an einigen Beispielen, da sie von der gleichen Muschel bis zu fünf Radierungen anfertigt, bei denen Teile abgedeckt oder erweitert werden und diese dann unterschiedlich eingefärbt mit hoher Passgenauigkeit gedruckt werden. Damit würde jeder Druck anders werden, es entstünden Unikate.

"Radierungen und Muscheln passen zusammen", meinte Sanwald und erklärte, wie sie ihre Drucke anfertigt. Alle 40 Bilder dieser Ausstellung sind käuflich erwerbbar.

Der Dank von Akademiedirektor Nagel galt nicht nur der Künstlerin Dorothée Sanwald, sondern auch dem Moderator Manfred Saller und dem Gitarristen Jochen Volz aus Höfen, der die Vernissage mit "farbigen" Saitenklängen musikalisch umrahmte.

Die Ausstellung in der Landesakademie ist von Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.