Die gesetzlichen Änderungen haben Konsequenzen für die Fünf-Täler-Schule in Calmbach. Foto: Krokauer

Wegen der Einführung verschiedener Niveaus auf Realschulen wird das Gesetz geändert.

Bad Wildbad-Calmbach - Die jetzt verabschiedete Änderung im Schulgesetz ist einigen noch nicht ganz klar. In Realschulen soll künftig ab der siebten Klasse anhand der Noten entschieden werden, auf welchem Niveau ein Schüler unterrichtet wird.

Die Realschule wird in Zukunft ab der siebten Klasse in zwei unterschiedlich schwere Niveaus aufgeteilt. Das mittlere Niveau (M-Niveau) führt nach wie vor zum Realschulabschluss. Das grundlegende Niveau (G-Niveau) führt zum Hauptschulabschluss.

Somit verläuft die Realschullaufbahn wie folgt: Die fünfte und sechste Klasse werden auf M-Niveau unterrichtet. Am Ende der fünften Klasse können Schüler nicht mehr sitzen bleiben und am Ende der sechsten Klasse kann man im Fall eine gefährdeten Versetzung das Niveau wechseln.

Die Schüler machen eine ganz normale Realschullaufbahn. Wenn sich bereits nach der sechsten Klasse abzeichnet, dass der Schüler das gegebene Niveau nicht hält oder seine Versetzung gefährdet ist, kann er auf G-Niveau weiter unterrichtet werden.

In jedem Jahr ein Wechsel möglich

Es soll jedes Schuljahr ein Wechsel zwischen den Niveaus möglich sein – sofern die Noten stimmen auch ein Wechsel von G zu M.

Sollte ein Schüler, der auf M-Niveau unterrichtet wird, eine Klasse wiederholen, so kann er auch das Niveau wechseln. Auch bei zweimaligem Sitzenbleiben.

Nach der neunten Klasse des G-Niveaus, in der normalerweise der Hauptschulabschluss gemacht wird, kann ein Schüler, wenn seine Noten dem entsprechen, auch in die neunte Klasse des M-Niveaus versetzt werden und seinen Realschulabschluss machen. Bei sehr guten Noten soll eine Versetzung in die zehnte Klasse des M-Niveaus möglich sein.

"Durch den Wegfall der Grundschulempfehlung hat sich die Homogenität an unseren Schulen verändert," meint Tanja Insinna, Konrektorin der Fünf-Täler-Schule in Calmbach. Sie ist überzeugt, dass die Neuerung eine Verbesserung bedeutet. Die Schüler wählten quasi, auf welche Schule sie gehen wollten. Diese sei dann teilweise zu schwer. Sie würden überfordert. Die Änderung dagegen sichere die Schüler ab.

Erfolge schafften Motivation und der Wechsel auf ein anderes Niveau bringe machem Schüler den Erfolg, so Guido Störk, Konrektor der Fünf-Täler-Schule in Calmbach. Dort würden zwei Lehrer gleichzeitig die Schüler in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auf verschiedenen Niveaus unterrichten. Die Themen seien inhaltlich gleich doch unterschiedlich schwer. "Der Unterricht wird individueller", so Störk. Zudem würden die Schüler nicht aus ihrem Umfeld gerissen, wenn sie das Niveau wechselten. "Sie müssen nur in ein anderes Klassenzimmer statt in eine ganz andere Schule in einem anderem Ort".

Info

Tragende Säule des Systems

Susanne Eisenmann, die baden-württembergische Kultusministerin, sieht die Realschule als "eine der tragenden Säulen unseres Schulsystems", eine bewährte und erfolgreiche Schulart mit einem eigenen, besonderen Profil. Jedoch stehe sie vor der Herausforderung einer immer heterogeneren, also unterschiedlicheren, Schülerschaft. In diesem Schuljahr hatten rund 56 Prozent der Fünftklässler eine Realschulempfehlung, 19 Prozent eine Empfehlung für das Gymnasium und 25 Prozent kamen mit einer Empfehlung für die Haupt- und Werkrealschule. Das hängt mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zusammen.

 Stärkung ist erforderlich

Diese gemischte Schülerschaft mache deutlich, dass eine Stärkung der Realschule erforderlich sei. "Das neue Konzept ermöglicht den Realschulen, flexibler als bisher auf die Herausforderungen der zunehmend heterogenen Schülerschaft zu reagieren. Damit unterstützen wir die Realschulen, sich für die Zukunft stark aufzustellen", so die Kultusministerin weiter.

 Bessere Ausstattung

Zur Umsetzung dieses Konzeptes sollen die Realschulen bis 2021 auch besser ausgestattet werden. Zum einen steigt der Sachkostenbeitrag, da die Realschulen nun für das Viertel der Schüler mit Hauptschulempfehlung auch den höheren Werkrealschulsatz (1312 statt 797 Euro) bekommen. Zum anderen stehen den Schulen mehr Poolstunden und somit auch mehr Lehrer zur Verfügung. Berechnet auf die derzeit 429 öffentlichen Realschulen im Land entspricht der Anstieg der Poolstunden insgesamt 618 Lehrerdeputaten. Die Gesamtkosten für das Land bis zum Schuljahr 2020/2021 veranschlagt das Kultusministerium auf rund 42,9 Millionen Euro.