Beleidigungen wie "dick, unbehülflich, enormer Hintern", "Waldschrat" oder "leicht stumpert" waren plötzlich inklusive Namen der beleidigten Sängerinnen im Internet zu lesen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Beleidigende Notizen des Intendanten landen nach Castings im Netz. Bürgermeister spricht von "unglücklicher Panne".

Bad Wildbad - Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack nennt es eine "unglückliche Panne". Es hätte nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfen. "Das ist schlecht gelaufen", so das Stadtoberhaupt. Doch Jochen Schönleber (57), Intendant des Festivals "Rossini in Wildbad", habe sich umgehend bei den Teilnehmern entschuldigt. Die Angelegenheit sei erledigt.

Was war geschehen? Laut Bericht des Südwestrundfunks (SWR) hat es eine Panne beim Opernfestival gegeben.

Beleidigende Notizen des künstlerischen Leiters Schönleber zu Sängerinnen bei Castings seien versehentlich im Internet für Dritte zugänglich gewesen.

Er habe interne, zum Teil herabsetzende Bewertungen versehentlich in einem Datenspeicherungsdienst im Internet halb öffentlich gemacht. In dem Dokument der "Dropbox" würden die Sängerinnen bei Castings in Berlin und Wien beispielsweise als "Waldschrat" oder "leicht stumpert" beschrieben.

Offenbar etwas geändert

Bei einer anderen Kandidatin sei vermerkt worden: "dick, unbehülflich, enormer Hintern". Diese Kommentare seien mit den Namen der Sängerinnen für Dritte zugänglich gewesen und stammten von Schönleber selbst. Gegenüber dem SWR habe der künstlerische Leiter erklärt, dass er interne Notizen nicht kommentiere. Die Dropbox habe offenbar etwas geändert, so dass eine Datei, die nicht lesbar sein sollte, nach dem Hochladen noch lesbar gewesen sei.

Vertreter der Künstler- und Musiker-Organisation "art but fair" hätten beklagt, dass die Notizen erst eine Woche nach dem ersten Schreiben an Schönleber aus dem Internet genommen worden seien.

Wie Mack sagte, habe sich die Organisation an die Stadt gewandt – innerhalb von zwei Tagen seien dann die Kommentare verschwunden.

Eine Rossini-Pressereferentin ließ am Montag gegenüber unserer Zeitung wissen, dass es von Schönleber, der zurzeit in Italien weile, keine Stellungnahme gebe.

Weltweit renommiert

"25 Jahre … Musik und Szene", nannte sich das im vorigen Jahr ausverkaufte "Überraschungsprogramm", das den beiden Rossini-Koryphäen Jochen Schönleber und Reto Müller gewidmet war.

Schönleber feierte sein 25-jähriges Jubiläum als künstlerischer Leiter und Intendant des Opernfestivals "Rossini in Wildbad". Er hat das Festival nicht nur zu einem internationalen Treffen junger Künstler gemacht und damit Bad Wildbads musikalischen Ruf in die Ferne getragen, sondern es auch zu einer weltweit renommierten Experimentier-Stätte für das gesamte Belcanto-Repertoire gemacht. Dazu gehört seit vielen Jahren die Akademie BelCanto, die jährlich junge Sänger aus aller Welt anlockt.