Lea Ammertal repräsentiert in Bad Wildbad die berühmte Pianistin Clara Schumann. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Spaziergang mit Lea Ammertal als Pianistin Schumann / Wechselnde Schwerpunkte

Von Steffi Stocker

Bad Wildbad/Oberreichenbach. Historisch dokumentiert war Clara Schumann 1859 zu einem sechswöchigen Kuraufenthalt wegen Rheumatismus in Bad Wildbad. In jüngster Vergangenheit kommt die berühmte Pianistin alle zwei Jahre zurück in die Kurstadt.

Und das in Person von Lea Ammertal, die bei Spaziergängen in stilechtem Kostüm dem bekannten Kurgast vergangener Tage Leben einhaucht. "Es geht auf die Initiative von Marina Lahmann zurück. Ich konnte mir das gut vorstellen, weil die Musik und Literatur dieser Zeit der Romantik mich von jeher angesprochen hat", fasst Ammertal im Gespräch mit unserer Zeitung zusammen. Sie erinnert in diesem Zusammenhang beispielsweise an den "Frühlingsglauben" von Ludwig Uhland oder Werke aus der Feder von Justinus Kerner, seinerzeit Badearzt in der Kurstadt an der Enz.

Natürlich machte Ammertal während ihrer Klavierstunden in Kindertagen Bekanntschaft mit den Stücken aus dem Hause Schumann. Doch erst die Briefe, die Clara Schumann unter anderem im Kurpark von Bad Wildbad schrieb, brachten sie der Pianistin näher. "Nicht zuletzt, wie sie sich als Künstlerin ernsthaft mit der Materie auseinandersetze, faszinierte mich und gibt mir Antrieb, mich mit der eigenen Lyrik dauerhaft und konsequent, auch wenn es unbequem wird, zu identifizieren", so die Künstlerin.

Unweigerlich tauchte Ammertal in die Literatur über Clara Schumann ein. Beispielsweise mit dem Buch ihrer Tochter Eugenie, das siebte von insgesamt acht Kindern. "Der Bereich ihrer Kinder ist gleichwohl ein unglücklicher Aspekt im Leben der Pianistin", weiß die Darstellerin zwischenzeitlich. Hatte sie doch einen psychoanalytischen Aufsatz diesbezüglich gelesen und durch die Vorträge von Wolfgang Seibold hilfreiche Blicke und Ausführungen erhalten.

SchweizerStammgäste

Dieser vielseitige Hintergrund und inzwischen sogar Stammgäste aus der Schweiz bewogen Ammertal, die Spaziergänge mit wechselnden Schwerpunkten auszurichten.

"An diversen Stationen werden deshalb immer wieder andere Blicke und Themen angesprochen. Und mir ist es gelungen, die Brücke zur Jugend zu schlagen", verwies sie auf einen Workshop, der vor den Ferien stattfand. Demnach ließ sie die Jugendlichen ein fiktives Tagebuch von Marie, der ältesten Schumann-Tochter, schreiben. Gegenüberstellung des Zeitgeistes von 1859 mit dem heutigen Leben und die Gegebenheiten mit Geschwistern flossen dabei ein.

Außerdem lenkte Ammertal die Schüler des Enztalgymnasiums an das Ufer der Enz oder die Räume des König-Karls-Bades, um möglichst authentische Bedingungen zu schaffen. "Als dann das Rauschen des Wassers als Musik erkannt wurde, waren sie auf der Ebene der Empfindungen der Schumannschen Welt", berichtet Ammertal. Ein Ergebnis war unter anderem das Gedicht einer Schülerin, das die Künstlerin wiederum den Gästen aus der Schweiz vortrug.

Faszinierende Begegnungen

In faszinierenden Begegnungen werde ihre eigene Inspiration genährt, erzählte sie. Beim letzten Spaziergang in diesem Jahr gab sich unter den Besuchern dann mit Ellian Schiedmayer eine Verwandte des Klavierbauers Lorenz Schiedmayer zu erkennen, der einst ein Pianoforte für Clara Schumann nach Bad Wildbad lieferte, damit sie üben konnte.

"Mein Wunsch ist es, dass sich die Verbindung von Clara Schumann und Bad Wildbad weiterentwickelt", sieht Lea Ammertal Potenzial für weitere Präsentationen.