Tania Kambouri sprach über ihr Buch "Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin". Moderator Jerome Brunelle (links) und CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Blenke sprachen mit der Autorin. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Tania Kambouri berichtet über Gewalt gegen Polizeibeamte

Bad Wildbad. Im Rahmen des Semesterthemas der Volkshochschule, "Innere Sicherheit", stellte die Polizeibeamtin Tania Kambouri im Bad Wildbader König-Karl-Forum ihr Buch "Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin" vor.

Darin berichtet die 34-Jährige, die in Bochum im Streifendienst arbeitet, über den immer schlimmer werdenden Arbeitsalltag von Polizisten in Deutschland. Sie schildert ihre Erfahrungen mit Migranten in Problemvierteln und sagt, Probleme würden vor allem junge Männer aus muslimisch geprägten Ländern machen. Als Polizistin und Frau sei sie den Angriffen auf der Straße besonders häufig ausgesetzt und werde als Frau diskriminiert. "Wir haben im Ruhrgebiet viele Stadtteile, in denen ich schon schief angeschaut werde, wenn ich das Haar offen trage". Tätliche Angriffe und übelste Beleidigungen seien an der Tagesordnung.

Das Land fange an zu kippen, sagt sie. Einige der Flüchtlinge würden diese Probleme verschärfen. Die Probleme hätten sich durch die Zuwanderung von 2015 potenziert, und diese Tatsache werde oft verharmlost. Es sei nicht positiv, was hier eingewandert sei, "und wenn wir keine klaren Grenzen setzen, kann man die Entwicklung nicht mehr aufhalten", warnt sie. Gleichzeitig verwies Kambouri auf positive Beispiele der Integration. Mit ihrem Buch habe sie sich Gehör verschaffen wollen, denn sie fühle sich allein gelassen von der Politik. Die Justiz sei in vielen Fällen zu lasch. "Die können machen, was sie wollen und es passiert nichts". Sie sei körperlich angegriffen worden, doch das Verfahren sei eingestellt worden.

"Ich würde mir eine Null-Toleranz-Strategie wünschen", sagte ein Gast. Es müsse doch den Politikern klar werden, dass hier etwas gäre, fügte er hinzu. In punkto Sicherheit werde viel versprochen, doch dann werde nichts gemacht. Von dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke wollte er wissen, was die Politik zu tun gedenkt. Blenke sagte, "mit Null-Toleranz sprechen sie mir aus dem Herzen".

"Law and Order" kein Schimpfwort

Für ihn sei "Law and Order" kein Schimpfwort. Man habe durch die jüngste Änderung des Strafgesetzbuchs den Schutz von Vollstreckungsbeamten gestärkt. Bodycams würden jetzt eingeführt. Die Schutzausstattung der Beamten sei verbessert worden. Außerdem sollen 1500 zusätzliche Stellen bei der Polizei geschaffen werden.

Zur Lesung aus dem Buch kam die Autorin nicht, denn es entwickelte sich mit den rund 40 Gästen schnell eine lebhafte Diskussion über das Thema Respektlosigkeit und Gewalt gegen die Polizei. Viele steuerten Erfahrungen aus ihrem eigenen Umfeld bei. Mehrere Polizeikollegen, eine Krankenschwester und eine Betriebsprüferin des Finanzamts erzählten von ihren Erfahrungen mit der von Kambouri benannten Klientel.

Einer der Teilnehmer verwies aber auch auf die Krawalle im Umfeld von Fußballspielen. Auch hier gebe es Beleidigungen und Gewalt gegenüber der Polizei. Hier seien die Täter keine Ausländer, sondern Deutsche.

Nach rund zweistündiger Diskussion, moderiert von Hörfunkjournalist und Lehrer Jerome Brunelle, blieb ein bedrücktes Publikum zurück. Trotz allem Frust sei die Autorin jedoch überzeugt: "Polizistin ist ein Superberuf, den ich nur empfehlen kann".