Eine Szene aus dem Bilderzyklus zur Uhland-Ballade, der im Bad Wildbader Rathaus zu sehen ist. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläumsjahr: Bürger dürfen Holz-Eber verzieren

Bad Wildbad. Das Jubiläumsjahr "650 Jahre Überfall im Wildbad" hat natürlich auch ein Maskottchen: einen Eber. Weil Dichter Ludwig Uhland – der den Überfall auf Graf Eberhardt II. zur Zeit der deutschen Romantik mit seinem gedichteten Epos populär gemacht hat – dabei auch den Gründungs-Mythos der Bad Wildbader Thermen erzählt: "Ein angeschoßner Eber, der sich die Wunde wusch, Verrieth voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch". Erinnert arg an die fast gleichlautende Legende der Bad Teinacher Heilquellen. Dort soll es ein edler Hirsch gewesen sein, der in gleicher Form die dortigen heilenden Wässer offenbarte. Aber Bad Wildbad ist eben "wilder", da passt der Eber als Sinnbild wohl besser.

Wobei Historikerin Marina Lahmann treffend darauf hinweist, das der Eber ja irgendwie auch im Eberhardt II. steckt. Und einer von dessen Angreifern war ein gewisser Wolf von Eberstein, was ja ebenfalls saumäßig gut zu dieser hübschen Legende passen will.

Weshalb die Stadt Bad Wildbad in den vergangenen Tagen einige Dutzend prächtige Eber aus Holz von einer hiesigen Schreinerei anfertigen ließ, die nun allerdings noch ein bisschen nackt dastehen. Und für deren Verzierung sich das Wildbader Rathaus die Hilfe der Bürger wünscht.

Dunkler Wald, magische Quelle, badische Römer

Die können sich (nach Anmeldung) beim Bauhof einen dieser Holz-Eber abholen, nach eigenem Gusto gestalten, dann beim Bauhof wieder abgeben – und der kümmert sich dann um die Verteilung als Jubiläums-Deko in der gesamten Innenstadt.

Wer dafür noch ein wenig Inspiration braucht: im Wildbader Rathaus gibt es den bekannten Bilderzyklus zur Uhland-Ballade, quasi der "Überfall-Comic" zum historischen Geschehen. Ein Schelm, wer dabei zwangsläufig an die Comic-Reihe der Gallier "Asterix und Obelix" denken muss – nicht zuletzt wegen der vielen Wildschweine, die bald die ganze Stadt unsicher machen werden, und die in den Comics stets zu dutzenden verputzt werden.

Nebenbei bemerkt: Irgendwie scheint der Vergleich zwischen der Kurstadt und dem Comicdorf gar nicht so weit hergeholt. Die Kurstadt, inmitten dunkler Wälder mit einer Quelle, der Heilkräfte nachgesagt werden, ist ziemlich nah an der Geschichte der unbeugsamen Gallier – die ebenfalls umringt von Wald leben und statt einer Quelle einen Zaubertrank haben, der Superkräfte verleiht. Oder?

Dann wären – um im Bild zu bleiben – "die aus Baden", die damals den Überfall auf den armen Grafen ausführten, quasi die "Römer" in dieser Geschichte, mit welchen sich Asterix und Co. herumschlagen müssen – und die sich ebenfalls stets eine ordentliche Abreibung abholen.

Unterm Strich: So dramatisch damals das Geschehen war – es gab Tote und Verletzte – das Geschehen heute zu feiern, macht allen Beteiligten schon jetzt einen "wilden" Spaß. Und das große Festwochenende mit mittelalterlichem Markt, der übrigens ganz ohne Wegezoll (Eintrittsgeld) besucht werden darf, großem historischem Festumzug und Festakt samt nachgespieltem Überfall wird – darauf kann man wohl wetten – einfach saugut.