Überraschung: Lea Ammerthal als Lisbeth Munk (Mitte) nimmt die Geschichte vom Holländer Michel und dem Glasmännlein als Beispiel, dass man das Gute tun und kein kaltes Herz haben soll. Foto: Bechtle

Neue Attraktion auf Sommerberg begeistert Jung und Alt.  Kosten in Höhe von 150.000 Euro.

Bad Wildbad - Im Oktober 2016 erfolgte der Spatenstich, nun ist er fertig: der Märchenpfad "Das kalte Herz" auf dem Bad Wildbader Sommerberg.

Jetzt wurde er offiziell von Bürgermeister Klaus Mack in Anwesenheit einer großen Anzahl interessierter Gäste eingeweiht. Und alle waren begeistert – Kinder und Erwachsene.

Mack, der bereits an der oberen Bergbahnstation die Teilnehmer begrüßt hatte, dankte unter dem großen Zugangsschild "Märchenpfad" direkt neben dem Turm des Baumwipfelpfades allen, die zum Gelingen dieser neuen Attraktion auf dem Sommerberg beigetragen hatten: der Verwaltung des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, die 60 Prozent der Gesamtkosten von 150.000 Euro bezuschusste, Revierförster Andreas Wacker und seinen Mitarbeitern von der Städtischen Forstverwaltung für die Wegeführung und die neuen Aussichtspunkte sowie Peter Neudert von "Impuls-Design" Erlangen für die Konzeption, die grafische Gestaltung und die entsprechende Umsetzung.

Macks Dank galt aber auch Jule Oberhauser von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg für ihre Studentenarbeit, welche die Grundlage für den "Märchenweg" bildete, und Marina Lahmann vom Stadtmarketing für Inhalte, Fotos und Ausgestaltung des Märchenwegs, der die schönsten Punkte des Sommerbergs (Aussicht, Grillplatz Saustallhütte) verbindet.

Das "kalte" Herz ist nicht nur in Wilhelm Hauffs 1827 veröffentlichtem Märchen zu finden, sondern auch in den Rückenlehnen der 31 vom Forst hergestellten Bänken. Auf den aus hartem Enztalgranit vom Bad Wildbader Steinmetz Andreas Thill zum Selbstkostenpreis gemeißelten Herzen findet man die Namen der Sponsoren der Bänke.

3,2 Kilometer lang

Nach dem offiziellen Teil konnten die Attraktionen des Wegs selbst erkundet werden. Interessant sind die einzelnen Stationen, an denen nach kräftigem Kurbeln nicht nur die Schwarzwaldsage "Das kalte Herz" zu hören ist, sondern man auch verschiedene Informationen über den Schwarzwald lesen kann.

So werden die Köhlerei, die Flößerei und das Glasmachen vorgestellt, die Bäume im Schwarzwald werden gezeigt, man erfährt etwas über die Geologie der Gegend, kann über Mythen, Märchen und Aberglauben lesen, aber auch über Spezialitäten wie Schwarzwälder Schinken und Schwarzwälder Kirschtorte.

3,2 Kilometer lang ist die Märchentour, die geschotterte Wege aufweist und mit Kinderwagen und Rollstuhl befahrbar ist. Dies gilt nicht für die an drei Stellen vom Hauptweg abzweigenden unbefestigten "Glasmännleinpfade", die vor allem für Kinder eine spannende (vom Hauptweg einsehbare) Variante bilden. Der Hauptweg ist etwa in einer Stunde zu bewältigen. Die Glasmännleinpfade waren durch Helfer des "Vereins für soziale Rechtspflege" Pforzheim in mehrmonatiger Arbeit geschaffen worden.

Auch für eine Überraschung war die erste Begehung gut: Schon nach einer kurzen Wegstrecke begegneten die Teilnehmer Kohlen-Munk Peters Ehefrau Lisbeth, dargestellt von Lea Ammerthal. Sie stellte nicht nur die Kräuter (für Tee und Heilung) des Waldes in ihrem Körbchen vor, sondern rief gemeinsam mit den Kindern und Erwachsenen den Vers "Schatzhauser im grünen Tannenwald", mit dem Peter Munk, der an einem Sonntag geboren war, das Glasmännlein zu sehen bekam. Jedoch waren bei den Rundgangteilnehmern zu wenig Sonntagskinder, sodass diesmal das Glasmännlein nicht erschien.

Auf dem weiteren Weg war ein riesiger geschälter Baumstamm einer Weißtanne zu sehen, über den Andreas Wacker Interessantes erzählte: 160 Jahre alt, 25 Meter lang, 13 Festmeter Masse, eine sogenannte 80er-Tanne, die früher vom Schwarzwald bis Holland geflößt wurde.

Eine weitere Überraschung gab es an der Auchhalderkopf-Hütte oberhalb des Startplatzes der Gleitschirmflieger: Der Familientreff Karussell, der sich auch bei der Gestaltung des Märchenwegs einbrachte, hatte für alle Teilnehmer ein Vesper vorbereitet.

Eiserne Umrisse

Das nächste Projekt in diesem Bereich, die Seilbrücke über die Bärenklinge, war das Thema von Roland Haag, Projekt- und kaufmännischer Leiter der Firma Eberhardt-Bewehrungsbau.

Haag erläuterte beim Rundgang den Bau der 1,20 Meter breiten Brücke, die durchaus einen Blick direkt in die Tiefe zulasse. Er rechnet mit einer Länge von 390 bis 400 Meter und einer Bauzeit von sechs Monaten. Sollten die Genehmigungsverfahren bald erledigt sein, so will die Firma bereits im Herbst mit dem Bau beginnen, sodass die Eröffnung in der ersten Hälfte des nächsten Jahres stattfinden könne.

Den Rückweg zur Bergbahn machte ein Teil der Märchenwegfreunde über den neuen Grillplatz Saustallhütte, um über den Liebigweg auf den Tafeln sieben bis zehn den letzten Teil der Geschichte des Peter Munk in "Das kalte Herz" zu hören und die Informationen über den Schwarzwald und den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord sowie das Glück zu lesen. Ziel waren schließlich die drei unterschiedlich großen eisernen Umrisse des riesigen Holländer Michel und des kleinen Glasmännleins, zwischen denen Peter Munk steht, am Beginn des Märchenwegs "Das kalte Herz".