Rundgang durch die Ausstellung über Ludwig Marum mit Hans-Heiner Soppa, Monika Pohl, Harald Denecken und Clemens Rehm (von links). Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung über Reichstagsabgeordneten in der Landesakademie / Opfer der Nazi-Zeit

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Wer war Ludwig Marum? Die Antwort auf diese Frage bekommt man in der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad. Dort wurde in der vergangenen Woche eine Ausstellung mit dem Titel "Ludwig Marum – Mensch, Politiker, Opfer" eröffnet.

Mit dem Begriff "Überzeugungstäter", und zwar positiv besetzt, wird man Ludwig Marum am ehesten gerecht. Er beugte sich nicht dem nationalsozialistischen Terror und wurde deshalb im März 1934 im KZ Kislau bei Bruchsal ermordet. Ein Blick auf Marums Leben zeigt einen überaus talentierten und weltgewandten Politiker, einen freigeistigen und geselligen Menschen sowie einen liebevollen Ehemann und Vater.

Der 1882 in Frankenthal in der Pfalz geborene Ludwig Marum wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, er schaffte dank Intelligenz und Eifer den Karrieresprung in die Politik. Als Jurist wie auch als Landtags- und Reichstagsabgeordneter galt er als liberaler Verfechter der jungen Weimarer Republik. Vor allem auch als Anwalt der Schwächeren, vielleicht auch deshalb, weil er selbst Jude war. Er engagierte sich als langjähriges Mitglied des Bürgerausschusses der Stadt Karlsruhe, war Vorsitzender des Badischen Arbeitersängerbundes, 14 Jahre lang Abgeordneter der SPD im Badischen Landtag. Er war aktiv bei der Novemberrevolution 1918, dann badischer Justizminister in der ersten provisorischen Regierung, zehn Jahre lang Staatsrat und von 1928 bis 1933 Abgeordneter des deutschen Reichstags in Berlin.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er im März 1933 in "Schutzhaft" genommen, obwohl er als Reichstagsabgeordneter Immunität genoss. Er kam in das KZ Kislau und wurde dort ein Jahr später, am 29. März 1934, umgebracht. Das wurde als Selbstmord dargestellt. Die am Mord Beteiligten wurden 1948 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Bei der Eröffnung bezeichnete Hans-Reiner Soppa, Vorstandvorsitzender der Landesakademien Baden-Württemberg, dies als eine Ausstellung der besonderen Art, die einem außergewöhnlichen Menschen gewidmet sei.

Harald Denecken, Leiter des Forums Ludwig Marum, wies in seinen Worten darauf hin, dass man die dunkeln Jahre Deutschlands nicht einfach übergehen dürfe, und dass man mit dieser Ausstellung der Forderung von Marums Frau Johanna gerecht würde, die bei seiner Beerdigung forderte: "Vergesst ihn nicht." So gibt es heute in Karlsruhe die Ludwig-Marum-Straße, vor dem Gefängnis in Kislau steht ein Gedenkstein, und das Gymnasium in Pfinztal-Berghausen trägt seit 1987 den seinen Namen. "Ludwig Marum – ein Lebensbild" heißt ein Buch von Monika Pohl, die über Marum forschte und promovierte. Sie war bei der Eröffnung anwesend.

Die von Studierenden in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv erarbeitete Ausstellung kann bis 12. November von Montag bis Freitag (8 bis 17 Uhr) besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.