Blick vom Schnürboden über die Bühne in den Zuschauerraum. Foto: Bechtle

Haus wechselte häufig den Besitzer. 1997 beinahe abgerissen. Förderverein setzt sich für Erhalt ein.

Bad Wildbad - Recht erfolgreich war der Tag der offenen Tür beim Königlichen Kurtheater Wildbad anlässlich des 150. Geburtstags des Gebäudes. Viele Einheimische, aber auch Tagesgäste freuten sich, einen Blick in das wiederhergestellte Schmuckstück werfen zu können.

Ein Blick zurück: Im 19. Jahrhundert stieg nach der Fertigstellung des Großen Badgebäudes (heute Palais Thermal) im Jahr 1847 die Zahl der "Fremden" in Wildbad stetig an. Um ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm zu ermöglichen, entschloss sich "gewisser Albert Hirsch" 1864 dazu, ein "Vaudeville-Theater" zu bauen. Im Grundbuch wurde später jedoch "Particulier F. Brenner" eingetragen. Das Haus wechselte anscheinend häufig den Besitzer. Als letzter Besitzer ist S. von Glotu bekannt, der es an den Staat verkaufte. 1888 erhielt es als "Königliches Kurtheater" einen neuen Namen und 1897/98 einen Umbau. Nach der letzten Vorstellung im Jahre 1967 wurde das Theater zweckentfremdet genutzt.

Die Gründung eines Fördervereins Kurtheater im Jahr 1987, eine private Initiative von Einwohnern der Stadt, brachte das langsam verrottende Gebäude wieder ins Gespräch, aber noch 1997 empfahl der Landesrechnungshof, das Theater aufzugeben. Da griff der Förderverein ein, der das Gebäude zum Anstandspreis von einer Mark übernahm und begann, das Theater wieder nutzbar zu machen. 2005 wurde es in einem sehr bescheidnen Rahmen bei "Rossini in Wildbad" erstmals genutzt. Am 10. Juli 2014 – 149 Jahre nach der Entstehung des Gebäudes – wurde mit der konzertanten Aufführung von Rossinis "Il viaggio a Reims" das "Königliche Kurtheater" wieder in den regulären Spielbetrieb übernommen.

Am Sonntag konnten die Besucher das ansprechende Innere, eine bunte Mischung verschiedener Stilrichtungen, bewundern und sich über die wieder hergestellte Bestuhlung freuen. Mancher Besucher suchte sogar "seinen" eigenen Theatersessel, denn mit 350 Euro konnte man einen Theatersessel erwerben, auf dem nun der Name des Förderers zu lesen ist. Die Besucher konnten auch einen Blick hinter die Kulissen werden. Dabei war vor allem die frühere Bühnentechnik zu sehen. Sie ist inzwischen denkmalgeschützt und darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr genutzt werden.

Für Musikfreunde gab es am frühen Nachmittag romantische Liedvorträge der Komponisten Beethoven, Mozart, Schubert und Schumann, die überaus gefühlvoll von Arnold Rauland (Tenor) vorgetragen wurden, wobei An- dreas Strittmatter am Klavier begleitete. Dank der ausgezeichneten Akustik im Theater, kann dabei im Allgemeinen auf technische Hilfsmittel verzichtet werden.

Seit mehr als einem Jahrzehnt führt Willi Heidler (85) ehrenamtlich und überaus kenntnisreich an den Wochenenden interessierte Besucher durchs Theater, erzählt über dessen Geschichte und den Förderverein. Das Interesse daran war erstaunlich groß.

Auch für die jüngsten Besucher war etwas geboten: Das Team um Thomas Käppler, ein Arbeitskreis der monatlich einmal tagt, bot für die Kinder einen Malwettbewerb an, bei dem es Eintrittskarten für die nächsten Veranstaltungen zu gewinnen gab.