Konrad Finke (rechts) wurde von Wolfgang Plappert zum Ehrenmitglied ernannt. Fotos: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Historie: Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal feiert mit Festakt sein 25-jähriges Bestehen

Seit 25 Jahren gibt es den Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal. Das Jubiläum ist am vergangenen Freitagabend im Forum König-Karls-Bad mit vielen Besuchern gefeiert worden.

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Zum Festakt waren Kompositionen des langjährigen Wildbader Badearztes und Heimatforschers Wilhelm Theodor von Renz zu hören. Renz wirkte von 1869 bis 1892 drei Jahrzehnte in Wildbad. Dass er auch komponierte, war bisher kaum bekannt. Marianne Hiebel (Sopran) und Elvira Schwabauer (Klavier) bewiesen jedoch mit ihren Liedvorträgen, dass Renz‘ Kompositionen romantisch und ansprechend waren.

In seiner Begrüßung würdigte Vorsitzender Wolfgang Plappert die heimatgeschichtlichen Aktivitäten des verunglückten Uli Blumenthal, dessen Trauerfeier und Beisetzung am gleichen Tag stattgefunden hatte.

Enge Verbindung zum Land

Der Verein veranstaltete Exkursionen, Ausstellungen, Besuche von Messen, Gedenktage und Vorträge. Außerdem kümmerte er sich um die Literatur zu Bad Wildbad sowie den Erhalt wichtiger historischer Dinge aus dem Oberen Enztal. Als Geburtstagswunsch äußerte Plappert die Schaffung eines Bädermuseums.

"Wer hat schon eine Tradition, die eng mit der Landesgeschichte verbunden ist? Wer kann schon auf ein Gedicht wie den ›Überfall im Wildbad‹ verweisen, der sich 2017 zum 650. Mal jährt?" fragte Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack. Für die Stadt, so Mack, sei der Heimat- und Geschichtsverein ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um das historische Erbe der Stadt gehe. Man müsse die bekannten historischen Fakten beleuchten und erklären, um daraus Zukunftsszenarien zu entwickeln, welche die Stadt weiterbringen. Es sei eine wichtige Aufgabe für alle, in die Schatztruhe der Geschichte zu greifen, Schätze zu heben und Verborgenes ans Licht zu bringen. Man könne Geschichte nicht wiederholen, jedoch erkennen, welche Konsequenzen menschliches Tun oder Unterlassen aufweise.

Mack dankte dem Jubilar für seine Aktivitäten und wünschte bei der Überreichung der Jubiläumsgabe der Stadt Bad Wildbad und der Gemeinde Höfen auch im Namen von Bürgermeister Holger Buchelt weiterhin eine gute Zusammenarbeit.

Der frühere Vorsitzende Volker Himmelein (1990-2000), ehemals Chef der beiden Landesmuseen in Karlsruhe und Stuttgart, bekannte zu Beginn seines Festvortrags, dass er zuvor nie etwas über den "Wildbader Vertrag" von 1715 gehört habe. Schließlich sei dieser am 18. Mai 1715 datierte Vertrag zwischen Herzog Ludwig Eberhard von Württemberg-Stuttgart und Herzog Leopold Eberhard von Württemberg-Mömpelgard zwar hier abgeschlossen worden, habe jedoch sonst keinen Bezug zu Wildbad. Inhalt dieses Vertrags war die Regelung der Erbfolge in Mömpelgard nach dem Tod von Leopold Eberhard, der keine standesgemäßen erbberechtigten Nachfahren hatte. Leopold anerkannte Ludwig als seinen rechtmäßigen Nachfolger, sodass Mömpelgard bei Württemberg blieb. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 fiel Mömpelgard an Frankreich, während Württemberg mit Besitztümern im eigenen Land entschädigt wurde: Rund 400 Quadratkilometer Land mit etwa 30 000 Bewohnern gingen mit Mömpelgard verloren, rund das Vierfache erhielt das Herzogtum Württemberg als Zugewinn, erklärte Himmelein.

Blick zurück in alte Zeiten

Das Engagement von Konrad Finke (80), der mit Fleiß und Nachdrücklichkeit sowohl die Faltblätter mit den Rundgängen als auch die heute an vielen historischen Bauten zu findenden Erklärungstafeln geschaffen hatte, würdigte Plappert mit der Ernennung von Finke zum ersten Ehrenmitglied des Vereins. Finke dankte für die Auszeichnung und streifte die langwierige Entstehungsgeschichte.

Dankesworte gab es von der stellvertretenden Vorsitzenden Barbara Hammann-Reister für alle, die bei den Vorbereitungen für das Jubiläum mitgewirkt und die Ausstellung im Raum der Volkshochschule des Forums König-Karls-Bad aufgebaut hatten. Fotos von früher sowie ein Modell des Stadtzentrums von 1820 vermitteln in dieser Ausstellung einen Blick zurück in "alte Zeiten", beginnend mit dem Bäderbüchlein aus dem 16. Jahrhundert bis zur Eröffnung der Stadtbahn in diesem Jahrhundert.

Einen Wildbadtaler aus Schokolade gab es für alle, die dem Verein seit seiner Gründung als Mitglied verbunden sind. Dies sind folgende Personen und Institutionen: Fritz Barth, Götz Bechtle, Karl Bechtle, Margarete Caruso, Ilse Frank, Walter Girrbach, Ernst Grässle, Barbara Hammann-Reister, Willi Heidler, Achim Hesse, Volker Himmelein, Hugo Hölz, Christa Jocubeit, Erwin Keppler, Hans Klaus, Hans Kübler, Roland Mayer, Gerda Noack, Kurt Neuweiler, Wolfgang Plappert, Regina Riexinger, Volksbank Pforzheim sowie die Gemeinde Enzklösterle.

Mit der gemeinsam gesungenen inoffiziellen Nationalhymne Württembergs, dem vom Wildbader Badearzt und Romantiker Justinus Kerner verfassten und vertonten Lied "Preisend mit viel schönen Reden" wurde die Jubiläumsfeier beschlossen.