Ein Bild, das bald Geschichte sein wird: Das MVZ in Bad Wildbad soll geschlossen werden. Foto: Ziegelbauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Medizin: Keine Nachfolger gefunden

Von Sebastian Bernklau

Mit Optimismus war das Medizinische Versorgungszentrum in Bad Wildbad 2015 gestartet. Doch jetzt die Ernüchterung. Trotz deutschlandweiter Suche fand sich kein Arzt, der das MVZ übernehmen wollte. Die Konsequenz: Betreiber Klinikverbund Südwest schließt die Einrichtung Ende Juni.

Bad Wildbad/Calw. In einer Sondersitzung hat der Aufsichtsrat der Kreiskliniken Calw gGmbH der Stilllegung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Bad Wildbad zum 30. Juni diesen Jahres zugestimmt. Grund hierfür ist die erfolglose Suche nach Fachärzten, welche gewillt sind, die Praxis für Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin nach dem Renteneintritt der bisherigen Mediziner Hagen Strohhäker und Uve Sievers im Frühjahr weiter zu führen.

Zunächst habe man sich unter Ärzten innerhalb des Klinikverbunds auf die Suche gemacht, berichtet Ingo Matheus, Pressesprecher des Klinikverbunds, auf Anfrage unserer Zeitung. Zunächst habe es auch einige Interessenten gegeben, doch die seien alle wieder abgesprungen, so Matheus. Daraufhin habe man den Posten auf allen Kanälen und deutschlandweit ausgeschrieben. Mit einem ernüchternden Ergebnis: "Es gab keine einzige Rückmeldung", muss Matheus konstatieren. "Das macht das Problem des ländlichen Raums in Sachen Ärzteversorgung nur allzu deutlich."

Die beiden niedergelassenen Ärzte hatten als vormalige Praxiseigentümer bereits über mehrere Jahre ebenfalls vergeblich nach adäquaten Praxisnachfolgern gesucht, bevor dann im April 2015 das Kreisklinikum Calw-Nagold den Vorstoß wagte, die endgültige Praxisschließung abzuwenden und das medizinische Angebot vor Ort durch die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums zu sichern.

Bei MVZs handelt es sich um ambulante Gesundheitseinrichtungen. Anders als niedergelassene, selbständige Ärzte, die das volle unternehmerische Risiko tragen und ihre Praxis mitsamt Personal und Interieur aus eigener Kraft finanzieren müssen, bietet ein MVZ Medizinern einen Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis. In Anbetracht der Tatsache, dass die Mehrheit der Studienabsolventen im Bereich der Medizin seit Jahren weiblich ist, sowie angesichts der Aussicht auf geregelte Einkommensverhältnisse und Arbeitszeiten, haben sich MVZ in den vergangenen Jahren bundesweit als Ergänzung zu herkömmlichen Praxen etabliert.

Als Arbeitgeber, sprich Träger eines MVZ, kommen von Gesetzes wegen neben Ärzten auch Krankenhausbetreiber und Kommunen in Frage.

Mack hat Zweifel am Konzept des MVZ

Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack bedauert die Entwicklung zwar, sieht aber dadurch nicht das Ende des Abendlandes gekommen: "Dadurch wird der Gesundheitsstandort Bad Wildbad nicht in Frage gestellt", sagte Mack gestern gegenüber unserer Zeitung. Denn die Situation in den Gesundheitseinrichtungen der Stadt sei "nicht so schlecht", sagte Mack, der das Problem des Projekts eher in der Größe der Praxis und möglicherweise im Konzept des Klinikverbunds sieht. "Da kann man sich schon fragen, ob dieses Konzept gepasst hat", so Mack, der bei der Präsentation davon ausgegangen war, dass man von den Kliniken des Verbunds Mediziner in die Praxis abordnen würde. "So wie das jetzt aussieht, hat man sich aber eher auf die Suche nach Nachfolgern fokussiert."

Klinikverbund-Geschäftsführer Martin Loydl verteidigt derweil das Konzept der MVZ: "Mit den bestehenden MVZ in Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Nagold hat der Klinikverbund Südwest bislang untermauert, dass es uns ein großes Anliegen ist, auch zukunftsweisende und tragfähige ambulante Versorgungsstrukturen in enger Absprache mit den Landkreisen und Kommunen und im Einklang mit den niedergelassenen Medizinern zu etablieren", verdeutlicht der Geschäftsführer die große Verantwortung, in der sich der Verbund nach wie vor auch abseits der stationären, klinischen Versorgung sieht.

Grundsätzlich solle, so Loydl, an der Grundidee festgehalten werden, perspektivisch eine chirurgische Praxis im nördlichen Landkreis Calw vorzuhalten. Die medizinische Versorgung chirurgischer und unfallchirurgischen Patienten aus der Region Bad Wildbad – im Speziellen auch der BG-Patienten (berufsgenossenschaftliche Patienten in Folge eines Arbeitsunfalles) – übernehmen mit Stilllegung des MVZ Bad Wildbad die Kliniken Calw.