Die überwiegend dem Balletttanz zugeneigte Teilnehmerschar. Auf dem Tisch als Dritte von rechts sitzt Leiterin "Melle". Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Gruppe aus Karlsdorf-Neuthard in Kurstadt

Von Hans Schabert

Bad Wildbad. Die S-Bahn am Sonntagabend nach Bad Wildbad war besonders gut besetzt: 27 mit Rollkoffern und Schlafsäcken ausgestattete junge Leute saßen in dieser bis zur Endhaltestelle.

Dann ging es per pedes und wohlgelaunt zum Turnerheim des TSV Wildbad. Mit der Leiterin der Ballettschule von Karlsdorf-Neuthard nahe Bruchsal, Melanie Niedermayer, verbringt die Gruppe dort eine sechstägige Freizeit. Die meisten gehören zu den 120 Schülern, die den Balletttanz erlernen.

In Bad Wildbad geht es nicht ums Tanzen. Im vierten Jahr werden ökologische Fragen und Gesichtspunkte "erforscht". Manche sind Bekannte der Balletteleven. Einige sind von Anfang an dabei und genießen das Gemeinschaftsleben. Alle kommen aus Karlsdorf-Neuthard oder der engeren Umgebung. Das ungewöhnliche Angebot in Verbindung mit einer Ballettschule resultiert aus dem ehrenamtlichen Engagement von deren Leiterin, die einfach alle "Melle" nennen. Sie ist ehrenamtlich im Naturschutzverein ihrer Heimatgemeinde engagiert.

Beim Besuch unserer Zeitung sind die jungen Leute und das vierköpfige Betreuerteam bei der Arbeit in mehrere Gruppen um das Thema Kleidung eingeteilt. Es wird gezeichnet, diskutiert und auch gelacht. Die Lebensmittelproduktion, Energie und Bäume/Wald waren Themen in anderen Jahren. Ziel ist, die offensichtlich für Ökologisches sensible, diszipliniert wirkende Gruppe an Probleme der modernen Zeit heranzuführen. Was tragen Menschen in verschiedenen Regionen? Wie werden die Kleider hergestellt?

Ein Mädchen zeigt ihren gezeichneten Eskimo. Melle: "Schreib‘ doch zu dem Bärenfell einfach dazu, dass es ein solches ist." Aufgegriffen werden auf Teilen des Erdballs dabei vor allem mit Billigprodukten verbundene Probleme und was dagegen getan werden kann. Zusammenhänge sollen aufgezeigt und kritisch hinterfragt, Denkanstöße gegeben, der Blick geöffnet und erweitert werden. Meist war die Freizeitgruppe bisher größer. Aber in diesem Jahr fiel der Termin in die Grippe- und Faschingszeit. Eine Reihe der jungen Leute sind während des Faschings gebunden, der in ihrer Heimat größere Bedeutung hat als im Enztal. Aber der Spaß kommt auch hier nicht zu kurz.

Bei der Themenreflexion in Sketchen und durch "Fernsehsprecher" aus den eigenen Reihen geht es abends immer recht lustig zu. Nachdenklich machen dagegen manchmal Dokumentationen.

Wie kommt eigentlich die Gruppe nach Bad Wildbad? Die Antwort von Melanie Niedermayer klingt wie eine Liebeserklärung: "Vor Jahren habe ich Bad Wildbad entdeckt mit seinem wunderschönen, natürlichen Kurpark." Mit dem Turnerheim gebe es unweit davon eine ausgezeichnete Möglichkeit für eine ökologisch orientierte Selbstversorgergruppe. Deshalb komme sie immer wieder gerne. Jetzt muss sie rasch nach dem Brot schauen, das im Backofen im Werden ist.