Einer der wenigen verbliebenen Grenzsteine von 1580 mit dem Wort "Vorst" und dem Wappen Württembergs, auf der Rückseite befindet sich das badische Wappen. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit dem Heimatforscher Uli Blumenthal auf eine historische Reise gegangen

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. "Entlang der Grenze" ging es, vorbei an Grenzsteinen und Verteidigungsanlagen auf Bad Wildbads Sommerberg mit dem Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal. Auf dem Programm stand eine mehrstündige Wanderung, die Heimatforscher Uli Blumenthal führte.

Nach der Auffahrt auf den Sommerberg per Bergbahn begrüßte Vorsitzender Wolfgang Plappert die Teilnehmer, die sich sehr für diese "Grenzgegend" interessierten. Viel findet man allerdings nicht mehr, vor allem nicht direkt an den üblichen Wanderwegen. Manchmal muss man auch quer durch den Wald.

Viele Namen erinnern noch heute an die Zeit, als der damals noch recht lichte und mit Laubbäumen durchsetzte Wald als Viehweide diente: Bockstall, Saustallhütte, Grünhütte. Dabei gab es immer wieder Probleme zwischen den Forstleuten und den Viehhaltern, da erstere der Waldweide durchaus kritisch gegenüber standen. Schließlich fraß das Vieh die weichen Triebe der jungen Bäume ab, so dass der Baumwuchs sehr eingeschränkt war. Alte Bilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen auch deutlich, dass der Waldrand früher wesentlich höher lag als heute. Bisweilen wurden sogar von den Viehhaltern Grenzsteine versetzt, ein Vergehen, das schwer bestraft wurde.

Die Wanderung ging über den König-Emma-Weg, benannt nach der niederländischen Königin Emma, die vor dem Ersten Weltkrieg regelmäßig in Wildbad zur Sommerfrische war und auch für den Wegebau auf dem Sommerberg nach der Bergbahneröffnung 1908 einen finanziellen Beitrag leistete. Am heutigen Skihang wurde an die Georg-Steurer-Sprungschanze erinnert, die in den 1930er-Jahren ganz aus Holz errichtet worden war, jedoch Ende 19der 50er Jahre wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.

Über den "Unteren Bächlesweg" ging es dann zum Großen Wendenstein, einem Naturdenkmal, das auf schlankem Fuß eine sehr große Deckplatte hat. Wie auch der "Kleine Wendenstein" wurde er als Grenzmarke genutzt, und das jeweilige badische Wappen (mit dem Schrägbalken) und das württembergische Wappen (mit den drei Hirschstangen) sind zusammen mit dem Wort "Vorst" und der Jahreszahl 1580 heute noch zu sehen.

Nicht weit entfernt liegt die Alexanderschanze, eine "Redoute", deren Wälle man noch erkennen kann. Die Alexanderschanze gehörte zur mittleren Schwarzwald-Verteidigungslinie und entstand um 1700 während der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie diente vor allem als Beobachtungsanlage. Für das dort untergebrachte Militär diente auch der Soldatenbrunnen am Übergang zum Eiberg, der zwar heute noch recht gut erhalten ist, aber kein Wasser mehr führt. Die Bezeichnungen Kriegswaldebene, Linienweg und Blockhaus erinnern ebenfalls an diese kriegerischen Zeiten.

Am Weg zum Soldatenbrunnen findet man auch noch eine ganze Reihe weiterer Grenzsteine, die wiederum mit dem badischen und dem württembergischen Wappen, der Jahreszahl 1580 und einer fortlaufenden Nummerierung versehen sind. Leider sind inzwischen sehr viele Grenzsteine verschwunden, zum Teil abgebrochen und überwachsen, zum Teil jedoch auch ganz einfach gestohlen und dann auf dem eigenen Grundstück – absolut zweckentfremdet – aufgestellt.

Reste eines Teerschwelofens mitten im Wald wiesen darauf hin, dass hier neben Kohlebrennen und Flößen noch andere Waldberufe tätig waren. Harzreiches Kienholz wurde hier verschwelt, um Teer herzustellen, der für viele Zwecke – keineswegs zum Straßenbau – verwendet wurde.

Der Rückweg führte über den Steinweg mit der daneben liegenden Langlaufloipe zurück zur Saustallhütte, wo Wolfgang Plappert allen Teilnehmern und vor allem dem kenntnisreichen Führer Uli Blumenthal für viele interessante Informationen und fürs Durchhalten dankte.