Tanja Schnaars und Ludwig Franz im Rollenspiel als pflegende Angehörige beim ersten Abend der Vortragsserie "Langes Leben lernen" im Gemeindehaus Calmbach. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrags- und Gesprächsreihe zum Thema Alter / Eröffnungsveranstaltung

Bad Wildbad-Calmbach (cht). Die Kirchengemeinden im Oberen Enztal, die Touristik Bad Wildbad sowie die Evangelische Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald führen eine Vortrags- und Gesprächsreihe zum Thema Alter mit dem Titel "Langes Leben lernen" durch.

Gemeinsam mit Fachleuten werden Informationen, Impulse und Ideen vermittelt, die helfen sollen, das Älter- und Altwerden bei sich selbst und bei Angehörigen besser vorzubereiten, zu verstehen und zu akzeptieren. Um die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Eröffnet wurde die Vortragsreihe im Gemeindehaus Calmbach mit dem Thema "Ich möchte niemandem zur Last fallen", das von Ludwig Franz moderiert und gemeinsam mit Tanja Schnaars in Gespräch und Rollenspiel eindrücklich dargestellt wurde.

Ludwig Franz ist stellvertretender Landessprecher Baden-Württemberg der "Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin" in Neuhausen-Schellbronn, Tanja Schnaars arbeitet als Krankenschwester in Freudenstadt und hat ihre Angehörigen im Alter zuhause versorgt und gepflegt.

Die Lebenserwartung der Menschen ist in den vergangenen 100 Jahren erheblich gestiegen. Es gibt jedoch auch mehr Langzeitkranke, alte, behinderte und pflegebedürftige Menschen, wobei in Baden-Württemberg mehr als die Hälfte zuhause in der Familie wohnen und versorgt werden. Was Schnaars mit ihren Großeltern und ihrem Vater erlebte und mitmachte, eine durchaus typische Pflegegeschichte, zeigte deutlich, dass man heute zwar für alles Mögliche vorsorgt, das eigene Alter jedoch ausklammert.

Das eigene Ableben und was damit zusammenhängt wird oft wenig beachtet und geplant. Sterbende, so Franz, haben andere Bedürfnisse. Sie wollen "Dinge noch zu Ende bringen", nicht allein sein, an einem sicheren Ort sein, ohne Schmerzen sterben. Und sie brauchen Menschen, die es ertragen, wenn der Sterbende alles in Frage stellt.

Für die Angehörigen ist es wichtig, dem Verlust eines Menschen einen neuen Platz zu geben und darüber zu reden. Dabei sollte man durchaus die Hilfe anderer holen und akzeptieren, Unterstützung zulassen – jede Schulter, die trägt, annehmen. Pflegende Angehörige sollten "Palliative Care" in Anspruch nehmen, ein ganzheitliches Betreuungskonzept mit der Einbindung von ärztlichem und pflegerischem Personal, ehrenamtlichen Helfern (Hospizgruppe), Geistlichen und Sozialarbeitern. Für den Landkreis Calw gibt es das Palliative & Intensiv Care Team Nordschwarzwald in Pfalzgrafenweiler als möglichen Ansprechpartner für Angehörige, die unheilbar Schwerstkranke zuhause betreuen.

In der sich an den Vortrag anschließenden Gesprächsrunde mit zahlreichen Besuchern wurde darauf hingewiesen, dass es die Lösung für die Pflegesituation nicht gibt. Wichtig für Angehörige sei, dass sowohl eine Vorsorge-Vollmacht als auch eine Pflege- und Patientenverfügung vorliege. Erste Anlaufstelle könnte außerdem der Pflegestützpunkt beim Landratsamt Calw sein, der wichtige Informationen vermittelt.

Abschließend dankte Reinhard Kafka, Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald, den beiden Vortragenden und lud zur nächsten Veranstaltung am heutigen Mittwoch ab 19.30 Uhr ins Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad ein, wo das Thema "Im Alter muss man entrümpeln" angesprochen wird.