Die Anlage des Sommerberghotels ist riesig – zugänglich ist aktuell aber nur das Café und Aussichtsrestaurant, das über die geschwungene Brücke direkt erreicht werden kann. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommerberghotel: Geschichtsträchtiges Haus derzeit "nur" Ausflugslokal mit einmaliger Aussichtsterrasse

Es ist das Panorama-Wohnzimmer von Bad Wildbad: das Sommerberghotel. Es hat eine bewegte, auch eine große Geschichte. Doch die vergangenen Jahrzehnte scheint es im Dornröschenschlaf zu liegen. Tilman Blezinger ist heute hier der Hausherr. Und der hat klare Ziele zur Zukunft seines Hauses.

Bad Wildbad. Es ist ein hinreißend schöner Tag auf dem Sommerberg – die Sonne strahlt schon von Früh von einem wolkenlosen Himmel. "Ich bin heute morgen rauf aufs Dach, mein Lieblingsplatz hier oben; von dort den Sonnenaufgang genießen", erzählt Tilman Blezinger. Er glüht geradezu, als er von diesem Erlebnis berichtet. Man spürt die ehrliche Begeisterung für diesen einmaligen Ort, der auch von der großen Terrasse aus schon einen einmaligen Blick runter ins Tal der Enz und über die Stadt Bad Wildbad erlaubt.

Gemeinsam mit seinem Vater hat Blezinger im Jahr 2003 das Sommerberghotel übernommen, es damals ersteigert. Es sei der seinerzeit dritte Versteigerungstermin der Bank gewesen, die zweimal erfolglos versucht hatte, das zuvor in Konkurs gegangene Haus loszuschlagen.

"Das Haus ist aber nicht an uns ›verschenkt‹ worden, wie immer wieder behauptet wird", erklärt Blezinger. "Wir haben einen Millionenbetrag dafür auf den Tisch gelegt." Eine gemeinsame Kraftanstrengung der gesamten Familie Blezinger, die seit vielleicht 400 Jahren bereits mit Bad Wildbad verbunden ist – als Hoteliers, Financiers, Bürger. "Mein Großvater hat einst die Bergbahn hier auf den Sommerberg mitfinanziert, damit im Gegenzug das Privileg einer eigenen Haltestelle an seinem damaligen Hotel erworben."

Daher habe man in der Familie Blezinger immer um den hohen Wert "dieser phänomenalen Immobilie Sommerberghotel" gewusst. Der Kauf damals sei daher auch eine sehr emotionale Entscheidung gewesen, die gewaltige Anlage für Bad Wildbad zu erhalten und zu reaktivieren. "Es schmerzte einfach, den Verfall und das Desinteresse von allen Seiten damals zu sehen."

Aber was nach 2003 folgte, gerade im Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung von Bad Wildbad, war auch reich an Konflikten. Viel böses Blut – bis heute. Im Gespräch weicht Blezinger diesem Teil der Geschichte des Sommerbergs nicht aus. "Das ist nicht alles glücklich gelaufen", sagt er. Ergänzt, dass er heute vielleicht einiges anders machen würde. Zum Beispiel "nicht das ganze vorhandene Geld wie damals für den Kauf aufwenden", sondern es den Banken geben, um so unter Umständen mehr Mittel zurück für Kauf und Reaktivierung des Sommerberghotels zu erhalten.

Zehn bis 15 Millionen Euro

"Unser Problem sind tatsächlich die Banken", die sich in der Folge für die Begleitung der notwendigen Investitionen ins Sommerberghotel weitgehend verweigerten. "Die haben sich hier oben wohl schon zu oft blutige Nasen geholt" – sprich: zu viel Geld mit früheren Betreibern verloren. Auf zehn bis 15 Millionen Euro schätzt Blezinger aktuell den dringendsten Investitionsbedarf in die betagte Anlage, die aus dem großen Restaurant-Bereich mit Terrasse und dem im Bogen errichteten Hotelbau besteht.

Aus eigener Kraft gelang es den Blezingers, "step by step" zumindest Restaurant und Terrasse soweit zu renovieren und sanieren, dass während der Sommersaison hier ein gar nicht so kleiner Gastbetrieb möglich ist – eben im Panorama-Wohnzimmer von Wildbad. Die Möbel sind neu, das Ambiente überraschend ansprechend. 200 bis 250 Plätze gibt es innen im Wintergarten und außen auf der Terrasse – Gruppen mit bis zu 135 Personen gleichzeitig können hier aus der Küche heraus bewirtet werden. Die Qualität der Speisen und Getränke ist ebenfalls überraschend gut, wobei Hausherr Blezinger klar sagt, dass das gesamte Angebot im unteren Preissegment angesiedelt sei. Tagesgäste müssen drinnen am Tresen ihre Bestellung aufgeben und bezahlen, serviert wird dann am Tisch.

Familie Bottega aus Stuttgart zum Beispiel. Die drei Generationen auf Familienausflug haben gerade Essen und Getränke drinnen geordert, warten nun auf den Mittagsschmaus – Schnitzel, Pommes, Soße für alle. Gemeinsam ist man derweil völlig hin und weg vom Ausblick von der Terrasse. "Wir sind das erste Mal auf dem Sommerberg, haben das Sommerberghotel gerade erst entdeckt. Das ist einfach der Wahnsinn!" Blezinger nimmt die Komplimente für sein Haus lächelnd entgegen, fühlt sich sichtlich bestätigt. Was kann er dafür, dass damals 2003 kein anderer an den unabänderlichen Wert dieses Juwels glauben wollte.

Doch wie sieht die Zukunft des Sommerberghotels – das heute ja eigentlich nur ein Restaurant und Ausflugslokal ist – aus seiner Sicht aus? Blezinger erzählt von seinem persönlichen Werdegang, seiner Arbeit im Bereich Immobilienentwicklung. Zum "Familien-Unternehmen" gehört auch Baden-Württembergs größte Töpferei, die von seinem Vater geführt werde. Eine komplette Reaktivierung des Sommerberghotels unter eigener Regie – das sei eher unwahrscheinlich. Ideal wäre aus seiner Sicht "ein Pächter mit einem guten, eigenen, richtig geilen Betreiberkonzept", mit dem man noch einmal den Gang zu den Banken wagen könnte. Bis dahin aber "reicht" Blezinger sein ganz außergewöhnliches Ausflugslokal Sommerberghotel, das seinen Mann ernähre.

Aber auch als Blezinger hört, dass der Bürgermeister von Bad Wildbad, Klaus Mack, ab und an von Investoren berichtet, die ein Auge auf das Sommerberghotel geworfen hätten, zeigt er sich zumindest Gesprächen darüber nicht völlig abgeneigt. "Reden kann man über alles", auch wenn er ganz klar sagt, sein Herz hänge sehr an dieser Immobilie: "Da kämpft die Vernunft mit der Emotion."

Und die Emotion – nun, man muss sich nur selbst einmal einen schönen Vormittag lang auf die Terrasse des Sommerberghotels gesetzt haben, leckeren Cappuccino aus den hauseigenen Majorica-Tassen genießen, um zu verstehen, was gemeint ist. Das Leben bekommt hier oben eine ganz andere Hoheit, ein entspannteres Tempo. Gepaart mit zügellose Euphorie ob des weiten Horizonts, der sich einem von hier bietet. Also – von wegen Dornröschenschlaf. Die Magie des Sommerberghotels ist absolut zugänglich und erlebbar fürs (zahlende) Publikum. "Und der neue Hype des Sommerbergs hat ja gerade erst begonnen."