Inge Barth-Grözinger las im Forum König-Karls-Bad aus ihrem Buch "Etwas bleibt". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Erich Levi hat jüdischen Friedhof wieder herstellen lassen

B ad Wildbad. "Etwas bleibt" ist der Titel des von Inge Barth-Grözinger neu aufgelegten Buches. Sie las einige Passagen aus diesem und erzählte Hintergrundgeschichten. Das war fast interessanter als der Inhalt dieses Buches, welches vom Schüler Erich Levi zu Beginn des Dritten Reiches erzählt.

Faszinierende Wurzeln

Die Art und Weise, was Barth-Grözinger überhaupt zum Schreiben dieses Buches veranlasst hat und was sich daraus entwickelte, faszinierte. Die in Calmbach geborene Schriftstellerin war Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Peutinger-Gymnasium in Ellwangen. Da es in Ellwangen einen jüdischen Friedhof gibt, bot sie ihren Schülern im Jahr 2000 das Projekt "Jüdisches Leben in Ellwangen" an, da Holocaust und Konzentrationslager den Schülern durchaus bekannt war. Wie veränderte jedoch das ›Dritte Reich‹ das alltägliche Leben der jüdischen Mitbürger in der ostwürttembergischen Stadt?

Bei ihrer Recherche stießen die Schüler auf "Erich Levi", der nach dem Kriegsende als amerikanischer Offizier nach Ellwangen kam und dort den von den Nazis eingeebneten jüdischen Friedhof wieder herstellen ließ. Erich Levi – sein Vater war Viehhändler – war nämlich Schüler am gleichen Gymnasium gewesen, wie die ihm nachforschenden Projektteilnehmer. Und damit wurde dieser "Mitschüler" immer interessanter, was sich schließlich auf die Frage "Wer war Erich Levi?" konzentrierte.

Zur Ausstellung gekommen

Man wusste inzwischen, dass er noch 1938 mit seinen Eltern nach New York ausgewandert war. Lebte er noch? Was war aus ihm geworden? Die Recherchen in den USA brachten über viele Umwege Kontakte zum Sohn Michael des inzwischen verstorbenen Vaters.

2002 wurde das Projekt mit einer Ausstellung beendet, an der auch Michael Levi teilnahm. Barth-Grözinger verarbeitete Erich Levis Ellwanger Jahre mit einer gewissen schriftstellerischen Freiheit in ihrem Buch "Etwas bleibt", das in schlichter Sprache vor allem für junge Leser diese Zeit beschreibt.

Zielgruppe fehlt

Die Titelseite der Erstausgabe zeigt einen alten Reisekoffer. Das war das Einzige, was Erich Levi bei seiner Emigration aus Deutschland blieb. In Amerika begann für ihn ein neues Leben.

Viele Fragen gab es im Anschluss an die Lesung, die sicherlich für Schüler, die nicht anwesend waren, noch interessanter gewesen wäre.