Florian Götz und Judith Spiesser beim Kaleidoskop "...da ist Freiheit" im Rahmen des Eröffnungskonzerts des Schwarzwaldmusikfestivals in der Trinkhalle Bad Wildbad. Rechts Dirigent Mark Mast. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Klassik: Eröffnungskonzert des Schwarzwald Musikfestivals in Bad Wildbad steht ganz im Zeichen von Martin Luther

Martin Luther und 500 Jahre Reformation standen im musikalischen Mittelpunkt des Eröffnungskonzerts des 20. Schwarzwald Musikfestivals in der Bad Wildbader Trinkhalle.

Bad Wildbad/Nordschwarzwald. Für die Zuhörer waren die drei Konzertstücke auf der klanglichen und musikalischen Ebene durchaus konträr, begeisterten jedoch durch die Klangfülle der von Mark Mast, dem künstlerischen Leiter des Festivals, geführten Philharmonie Baden-Baden.

Durchaus gegensätzlich erklangen Felix Mendelssohn-Bartholdy 1830 komponierte 5. Symphonie, die aufgrund ihrer Themen als "Reformationssymphonie" bezeichnet wird, und das zum Konzertbeginn gespielte Werk "…da ist Freiheit", einem Kaleidoskop nach Texten von Martin Luther für Sopran, Bariton und Orchester von Enjott Schneider.

"…da ist Freiheit" ist ein Auftragswerk des Schwarzwald Musikfestivals, gefördert durch die evangelische Landeskirche in Württemberg. In Bad Wildbad erlebte dieses "Kaleidoskop" an Instrumentalmusik und Gesang, also kein Orchesterstück mit einem durchgehenden musikalischen Thema, nach Freudenstadt und Grafenhausen-Rothaus seine dritte "Uraufführung", die sicherlich für die Zuhörer nicht ganz einfach zu begreifen war, hat man doch im Allgemeinen von Konzertwerken eine durchaus andere Vorstellung.

Mark Mast betonte dazu im Vorgespräch: "Es geht bei diesem Werk um Reformation, nicht zum Verstehen, sondern zum Erträumen und Erfühlen."

Der in München wirkende Enjott Schneider (*1950) ist ein international renommierter moderner Komponist von Orchester- und Kammermusik, zahlreichen Filmmusiken, geistlicher Musik und Opern, dessen Werke weltweit aufgeführt werden. In "…da ist Freiheit" waren als Solisten Judith Spiesser (Sopran) und Florian Götz (Bariton) die ausgezeichneten vokalen Interpreten im Zusammenklang mit dem Orchester, wobei die Vokalstimmen sehr instrumental und klanglich eigenständig geführt wurden. Nach dem Vorspiel erklang der Dialog "…da ist Freiheit" und das Sopransolo "Von der Seele", denen die Choralvariationen "Wir glauben all" folgten. Das Zwischenspiel stand unter dem Thema Luther-Rose, dem wiederum ein Dialog der beiden Vokalisten "...erneut ins Paradies gesetzt" folgte.

Ergreifend ist das Baritonsolo "Ich kann nicht anderes – hier stehe ich", mit dem Finale "Von der Nächstenliebe." Man müsste dieses musikalisch-gesangliche Kaleidoskop eigentlich mehrmals hören, um es wirklich zu begreifen. Andererseits ist die Kraft, die das Werk ausstrahlt, beeindruckend.

Frenetischer Applaus für Alexej Gorlatch

Judith Spiesser und Florian Götz verstanden es, mit klaren und sehr wohlklingenden Stimmen die Luthersche Botschaft wunderbar zu interpretieren, wobei Dirigent Mark Mast, der die Baden-Badener Philharmoniker durchaus straff führte, den beiden Stimmen viel Eigenständigkeit einräumte, so dass dieses emotionale Werk begeisterte.

Seit mehreren Jahren ist der junge und sehr erfolgreiche Pianist Alexej Gorlatch bei der Eröffnung des Schwarzwald Musikfestivals dabei. Diesmal war er Interpret des 2. Klavierkonzerts von Frédéric Chopin, ein Konzert ganz und gar fürs Klavier, das Orchester blieb dabei stets vornehm im Hintergrund. Gorlatch, der weltweit musiziert und dessen Klavierspiel bereits mit vielen Auszeichnungen gewürdigt wurde, verstand es mit emotionalem Tiefgang und perfekter zum Teil atemberaubender Spieltechnik die Zuhörer zu begeistern. Er bot mit traumwandlerischer Sicherheit vom Majestoso bis zum feinsten Larghetto eine pianistische Meisterleistung – ein Genuss für die Zuhörer. Entsprechend war der frenetische Applaus, der mit zwei Klaiverzugaben (Etüde und Prelude, beides von Chopin) belohnt wurde.

Felix Mendelssohn-Bartholdys "Reformationssymphonie" ist ein romantisches Werk in vier Sätzen, das 1830 entstand. Die darin enthaltene Einfügung von Themen von Bachchorälen wie in dieser Symphonie war damals eigentlich nicht üblich.

Musikalisches Angebot der besonderen Art

Der zweite Satz (Allegro vivace), fast melodiehaft und heiter, hat kaum etwas mit der Reformation zu tun, während der dritte Satz (Andante), sozusagen ohne Eile und zurückhaltend, ohne Innehalten mit der Melodie von "Ein feste Burg", wunderbar interpretiert von der Querflöte, hineinführt in den vierten Satz. Dieser nimmt dann das musikalische Glaubensbekenntnis "Ein feste Burg ist unser Gott" thematisch auf, variiert und lässt es zum Abschluss im Allegro maestoso wirklich majestätisch ausklingen. Die Philharmonie Baden-Baden spielte die Symphonie weich und geschmeidig. Mark Mast führte die Musiker klar und mit zum Teil großen Gestus in diesen Konzertabschluss.

Anhaltender Applaus galt allen Interpreten des Eröffnungskonzerts, natürlich vor allem Mark Mast, der damit erneut bewies, dass man das Schwarzwald Musikfestival mit seinen unterschiedlichen Veranstaltungen als ein musikalisches Angebot der besonderen Art bezeichnen kann.