Im Bad Wildbader KiWi erläuterte Horst Walther vom Institut für Kino und Filmkultur der Kursstufe 2 des Enztal-Gymnasiums die Machart und Ideologie des NS-Propagandafilms "Hitlerjunge Quex". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Propaganda: "Hitlerjunge Quex" gezeigt

"Es ist ein Konzert, jeder spielt ein Instrument – und ich gebe die Melodie vor." Dies ist eine Aussage des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels zu Beginn der 1930er-Jahre.

Bad Wildbad. Damals gab es fast nur gleichgeschaltete Medien – und diese verbreiteten nur die offiziellen Botschaften. Kritik oder Kommentare, die anderer Meinung waren, wurden nicht geduldet, sondern geahndet.

Unter dieser Vorgabe muss man den 1932 gedrehten Film "Hitlerjunge Quex" sehen, der der Öffentlichkeit und am darauf folgenden Vormittag den Schülern der Kursstufe 2 (Abiturklasse) des Enztal-Gymnasiums im KiWi (Kino in Wildbad) gezeigt wurde. Dieser Film, der sich heute im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung befindet, wurde 1945 von den Alliierten verboten und darf auch heute nur "unter Vorbehalt" gezeigt werden. Dies bedeutet, dass ein Mitarbeiter des Instituts für Kino und Filmkultur Köln einen einführenden Vortrag hält, und anschließend bei einem Gespräch die Besonderheiten, die Wirkung und die Aussage dieses nationalsozialistischen Propagandafilms erörtert werden.

Krass überzeichnet

Zum Inhalt: 1930 gibt es vor allem in den Großstädten – im Film ist es Berlin – Straßenkämpfe zwischen Kommunisten und Faschisten. Heini ist der Sohn eines sozialistischen Arbeiters, der sich zur Hitlerjugend (HJ) hingezogen fühlt, dort mitmacht und schließlich von den Kommunisten ermordet wird und damit den "Heldentod" stirbt.

Die Gegensätze werden dabei krass überzeichnet, sowohl in den Filmfiguren als auch in der Lebensform. Die Kommunisten sind lasterhaft und vulgär, die HJ ist brav und vaterlandstreu.

Vom Institut für Kino und Filmkultur war dessen Gründungsmitglied Horst Walther anwesend, der in den "Film voll Opfergeist" einführte. Er stellte dabei zuerst deutlich klar, dass die Informationsmöglichkeiten jener Zeit überaus eingeschränkt waren. Es gab weder Fernsehen, Internet noch Handys oder Auslandspresse. Es gab zudem kaum Auslandsreisen – und wenn, dann nur für sehr Wohlhabende und Zuverlässige. Es gab keinen Schüleraustausch, kein Auslandsstudium, keine Städtepartnerschaften. Es war eine geschlossene und einseitig informierte Welt, die den Menschen und vor allem den jungen Leuten in Deutschland damals zur Verfügung stand. So wurde das Filmschaffen überwiegend für Rassismus, Antisemitismus, Durchhalten und Propaganda für das NS-Regime genutzt. Ausländische Filme wurden nur dann gezeigt, wenn sie den Interessen der Regierenden entsprachen.

Die Jugend wurde so früh wie möglich in die Organisationsstruktur der Partei einbezogen – bei den Jungen war es die Hitlerjugend, bei den Mädchen der "Bund deutscher Mädels". Die Jugend wurde dabei, entsprechend dem Führerprinzip, gegliedert und körperlich und ideologisch geschult. Vorrangige Erziehungsziele waren Befehl, Gehorsam, Kameradschaft, Disziplin und Selbstaufopferung für die Volksgemeinschaft. Diese Dinge wurden im Film durchaus subtil aufgezeigt. In der sich anschließenden Diskussion stellte Walther die filmische Machart vor, wobei er deutlich hervorhob, dass in den 1920er-Jahren die höchste Filmkunst zu verzeichnen war. Er zeigte die persönliche Einengung der Individuen auf, und gleichzeitig die filmischen Besonderheiten, welche diese Formen zeigten. Für viele der teilnehmenden Schüler war diese Einengung in der damaligen Zeit nahezu unbegreiflich.