Renate Laich-Knausenberger (Klavier), Birgit Wesolek (Sopran) und Steffi Böttger (Autorin und Schauspielerin) nach dem gelungenen Kammerspiel "Ein Frauenzimmer muss nicht componieren wollen" im Bad Wildbader Forum König-Karls-Bad (von links). Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kammerspiel zeigt Einblick in das Privatleben Schumanns

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Das siebte Clara-Schumann-Wochenende in Bad Wildbad bot eine besonders ansprechende Veranstaltung mit dem Titel "Ein Frauenzimmer muss nicht componieren wollen". Ein Stück, dass einen ganz anderen Blickwinkel auf die zu ihrer Zeit bekannteste und erfolgreichste Pianistin und Komponistin in Europa gab.

Es war sozusagen die Darstellung des Alltagslebens der Clara Schumann, die von 1819 bis 1896 gelebt hat.

Die Leipziger Schauspielerin, Sprecherin, Buchhändlerin und Autorin Steffi Böttger hat eine ganze Reihe von bekannten Frauen in ihren Lebenssituationen als "Kammerspiel" – einer Mischung aus Text, Musik und Gesang – beschrieben.

Und so geht sie auch auf die Spuren der Pianistin, wobei sie ihr umfangreiches Briefmaterial aufgearbeitet und in Szene gesetzt hat. Im gut besuchten Forum König-Karls-Bad erlebten die Zuhörer eine ganz andere Clara Schumann.

Es sind sehr persönliche Eindrücke von Clara Schumann, die unter anderem die "gute Gesellschaft" von St. Petersburg beschreibt oder, für uns Heutige äußerst humorvoll, den chaotischen Zustand des Düsseldorfer Orchesters. Auch der Tod ihres Mannes Robert Schumann im Juli 1856 wirft Clara nicht aus der Bahn, denn sie ist eine Frau, die von ihrem Vater gelernt hat, schwere Situationen durchzustehen. Sowohl an sich selbst als auch an die anderen stellt sie äußerst hohe Ansprüche. Nicht zuletzt deshalb, weil sie allein für den Unterhalt ihrer sieben Kinder zuständig ist, ein weiteres Kind starb bereits im Kleinkindalter.

In ihrem Ehetagebuch schreibt sie über Alltägliches. so gesteht sie zum Beispiel auch: "Ich habe kein Talent zum Kochen!" Als gebürtige Leipzigerin findet sie auch den rheinischen Dialekt furchtbar, dagegen das Sächsische – ihren eigenen Dialekt – weich und anschmiegsam. Großes Verständnis hat Clara gegenüber ihren Kindern, obwohl sie sehr häufig auf Tournee ist. Andererseits fordert sie von ihnen großen Fleiß. An ihren jüngsten Sohn Felix (1854-1879) stellt sie hohe Erwartungen, wobei sie den Jungen an das Können seines Vaters erinnert. Ihre Meinung über andere Völker und Städte sind interessant. Als sie 1864 in Moskau ist, verurteilt sie die dortigen Menschen auf eine "niedrige Zivilisationsstufe".

Dagegen teilt sie in einem Brief mit, wie sie sich die Arbeit an einer Musikhochschule vorstellt: jährlich 4000 Taler, fünf Monate Urlaub und völlige Freiheit als Künstlerin. 1878 wird sie zur Ersten Klavierlehrerin am neu gegründeten Konservatorium in Frankfurt berufen. Darauf ist sie durchaus stolz: "Ich lese nie etwas über mich, da ich die Journalisten verachte." Köstlich auch, wie Steffi Böttger Claras Urteil über Wagners Oper "Tristan und Isolde" vorträgt: "Widerlich, Tristan stirbt volle 60 Minuten, und diesen Liebeswahnsinn nennen die dramatisch!"

Natürlich gehört zum Leben von Clara Schumann Klaviermusik und Gesang dazu. Das Kammerspiel wird mit meist elegisch-romantischen Liedern nach Art von Gedichten wie Heinrich Heine und Friedrich Rückert. Vorgetragen wurden diese von der Leipziger Sopranistin Birgit Wesolek. Die Begleitung am Klavier erfolgt absolut gekonnt von Renate Laich-Knausenberger aus Calw, die außerdem frühe Klavierstücke von Clara Schumann wunderbar interpretierte. Insgesamt eine wirklich gelungene Vorstellung.

Die Zuhörer verfolgten das Geschehen mit großem Interesse, verstanden es doch die drei Mitwirkenden hervorragend, das andere Leben der Clara Schumann zu erleben und zu empfinden, was heute gar nicht mehr so einfach ist. Sie belohnten es mit lang anhaltendem, begeistertem Applaus.