Die Pfarrer Gottfried Löffler, Ulrich Hilzinger und Martin Kohnle zusammen mit Reinhard Kafka und Ulla Reyle (Zweiter und Dritte von links) nach dem Vortrag über Demenz in Enzklösterle. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Themenreihe "Langes Leben lernen": Vorträge über das "Entrümpeln" und Verstehen von demenzkranken Menschen

Von Götz Bechtle

Oberes Enztal. Die Kirchengemeinden im Oberen Enztal, die Touristik Bad Wildbad sowie die Evangelische Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald laden zur Vortrags- und Gesprächsreihe zum Thema Alter mit dem Titel "Langes Leben lernen" ein. Gleich zwei Vorträge fanden jetzt statt.

Im Forum König-Karls-Bad sprach die Sozialfachwirtin Alexandra Werkmann zu "Im Alter muss man entrümpeln." Sie sah allerdings dieses Thema eher anders, nämlich das "muss" in "sollte" umzuwandeln. Wie kriegen wir Ordnung in unser Leben? Denn das zu "Entrümpelnde" berge Geheimnisse des Lebens, Dinge, die einem wertvoll seien und viele Erinnerungen enthielten.

Im Gespräch mit den rund 40 Zuhörern merkte man, dass alle das gleiche Problem hatten. Benötige ich diese Menge? Ist der Gegenstand noch zweckmäßig? ? Welche Geschichte gibt es dazu? Welche Dinge sind für Angehörige wichtig? Warum kann ich mich davon so schwer trennen? Die Referentin wies darauf hin, dass man auch eine innere Entrümpelung dabei durchführen müsse.

Loslassen, mit Angehörigen besprechen, verzeihen und auch aufschreiben – vieles davon befreie. Im praktischen Teil schlug Werkmann vor, die Familie, Freunde und Bekannte mit einzubeziehen und in kleinen Schritten vorzugehen – also nicht gleich den ganzen Haushalt wegzuwerfen. Die Entrümpelung birgt auch Chancen. Man kann vor allem selbstbestimmt sein Leben ohne Ballast in die Hand nehmen.

Ein lebhaftes Gespräch mit den Zuhörern zeigte deutlich, dass das Entrümpeln auch seelische Probleme bereiten kann, weil es ein Abschied von lieb gewordenen Dingen bedeutet.

Den zweiten Abend, der im evangelischen Gemeindehaus in Enzklösterle stattfand, gestaltete Ulla Reyle, Praxis für angewandte Alterswissenschaft und Supervision, aus Tübingen: "Umgang mit dem Unverständlichen – demenzkranke Menschen verstehen und begleiten". Ein Thema, das jeden betrifft, also nicht nur Senioren.

Demenz ist eine Erkrankung der Hochaltrigkeit. Meist erkennt der Betroffene seine Entwicklung selbst zuerst. Demenz hat eine Anlaufzeit von zehn bis zwölf Jahren, beim Erkennen sollte man sich selbst auf diese Lebensform einstellen.

Reyle stellte dar, dass das Geburtsjahr durchaus eine wichtige Rolle spiele. Demenz bringt als Übergangserfahrung mit sich, dass man relativ rasch den Überblick verliert, dagegen taucht Vergangenes als neues Thema wieder auf. Was kann man Hilfreiches tun? Den Betroffenen kann man nur wenig helfen, dagegen den Angehörigen. Kontakt mit ihnen aufnehmen, eine gute Abgrenzung empfehlen, nicht zu lange den an Demenz leidenden Menschen im häuslichen Umfeld versorgen, den richtigen Zeitpunkt der Veränderung (Heim) erkennen.

Häusliche Pflege ist das pure Gegenteil von "Kinderaufzucht", denn während beim Kleinkind tägliche Fortschritte in puncto Selbstständigkeit erfolgen, ist es beim an Demenz Erkrankten ein ständiger Abbau.

Wichtig ist es, auch den eigenen Blickwinkel zu verändern und versuchen mit den Menschen dorthin zu gehen, wo sie sich innerlich aufhalten, sich orientieren an noch vorhandenen Fähigkeiten und nicht an den Verlusten.

Im Anschluss an den Vortrag gab es viele Fragen, wobei Ulla Reyle die Aussage machte: "Eine gute Tochter pflegt nie allein," sondern nimmt Hilfe von außen in Anspruch und lernt dabei auch, gegenüber den eigenen Eltern Dinge abzulehnen. Reinhard Kafka, Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald, dankte der Referentin Ulla Reyle, Ortspfarrer Martin Kohnle schloss den sehr gut besuchten Abend.

Der nächste Abend der Themenreihe findet am 15. Oktober, ab 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Höfen statt. Das Thema lautet: "Im Alter haben wir eine Wohngemeinschaft gegründet".