Seit 2003 fährt die AVG auf der Enztalbahn auch bis in den Bad Wildbader Kurpark. Foto: Kugel

Bahn wurde am 11. Juni 1868 in Betrieb genommen. Festakt und geschmückter Triebwagen am 10. Juni 2018.

Bad Wildbad - Die Enztalbahn feiert 2018 ihr 150-jähriges Bestehen. Der Festakt zur Feier des Jubiläums findet am 10. Juni in Bad Wildbad statt. Stadtverwaltung und Touristik GmbH organisieren die Feier gemeinsam. Derzeit laufen Gespräche über die Detailplanung.

Auch wenn ein Großteil der Planungen noch offen ist, nannte Touristik-Chef Stephan Köhl einige bereits feststehende Details. So werden die Hauptfeierlichkeiten inklusive des Festaktes in Bad Wildbad stattfinden. Außerdem wird ein Sonderzug im Rahmen des eng getakteten Fahrplans eingesetzt, der mit einem festlich geschmückten Triebwagen von Pforzheim nach Bad Wildbad fahren wird.

Auch der Verein der Eisenbahnfreunde Enztal wurde angefragt, ob er sich an dem Fest beteiligen und die Bewirtung übernehmen möchte, bestätigte Bernd Melzer, der Webmaster des Vereins.

Dass es dieses Jubiläum 2018 überhaupt zu feiern gibt, verdankt die Enztalbahn der Bedeutung Bad Wildbads als bevorzugtes Kurbad der württembergischen Könige im 19. Jahrhundert. Bis in die 1850er-Jahre, so ist es in der Chronik auf der Webseite der Eisenbahnfreunde Enztal nachzulesen, reichten die Bemühungen des Königreichs Württemberg zum Bau einer Eisenbahnstrecke nach Wildbad zurück.

Durch den Bau der Eisenbahnstrecke sollte den adligen Herrschaften die Anreise so angenehm wie möglich gemacht und die Bedeutung Wildbads als mondäner Kurort gefördert werden.

Schwierigkeiten bereitete jedoch die Tatsache, dass, damals aufgrund des technischen Entwicklungsstands der Eisenbahn die Bahn im Enztal nur über das badische Pforzheim führen konnte, sodass der Bau der Enztalbahn in einem Staatsvertrag zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden geregelt werden musste. Der Bau der Bahn wurde dann am 17. November 1865 durch Gesetz beschlossen, die Arbeiten begannen noch im selben Jahr. Die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahn errichtete dabei in Pforzheim einen eigenen Flügelbahnhof südwestlich der Anlagen der badischen Staatsbahnen.

Am 11. Juni 1868 wurde die Enztalbahn dann eröffnet. Zunächst war sie vom übrigen Streckennetz der württembergischen Staatsbahn isoliert: Reisende von Stuttgart nach Wildbad mussten zwischen Mühlacker und Pforzheim die Züge der Großherzoglich Badischen Staatsbahnen benutzen.

Erst nach Eröffnung der Nagoldtalbahn im Jahre 1874 ergab sich eine alternative Verbindung von Stuttgart über Weil der Stadt, Calw und Brötzingen nach Wildbad. Diese gegenüber der anderen Strecke verkehrsmäßig und topografisch wesentlich ungünstigere Verbindung hatte aus württembergischer Sicht den Vorteil, dass ausschließlich württembergische Eisenbahnstrecken befahren werden mussten. Zur Erleichterung dieser Fahrten wurde eine Verbindungskurve zwischen Enz- und Nagoldtalbahn unter Umgehung des Brötzinger Bahnhofs gebaut. Sie wurde später Königskurve beziehungsweise württembergische Königskurve genannt.

In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens entwickelte sich der Verkehr auf der Enztalbahn sehr positiv.

Prominente Kurgäste reisten mit dem Zug an

Mehrere prominente Kurgäste, so beispielsweise 1903 die damalige niederländische Königin Wilhelmina, reisten eigens mit der Bahn zur Kur nach Wildbad. Neben dem Personenverkehr, für den zeitweise sogar Schnellzüge eingesetzt wurden, entwickelte sich der Güterverkehr zum zweiten Standbein der Strecke. Vor allem der Transport von Holz und Holzprodukten trug hierzu bei.

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm die neu gegründete Deutsche Reichsbahn die Strecke, die sie der Direktion Karlsruhe unterstellte. In den dreißiger Jahren veranstaltete die nationalsozialistische Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) an Wochenenden mehrere Ausflugsfahrten nach Wildbad.

Dadurch, dass die Enztalbahn im Gegensatz zu anderen Schwarzwaldstrecken keine Verbindungsbahn darstellte und auch keine militärische Bedeutung besaß, blieb sie während des Zweiten Weltkriegs von Kampfhandlungen weitgehend verschont. Versuche, die Brücke bei Neuenbürg zu bombardieren, scheiterten. Stattdessem schlugen die Bomben auf dem nahe gelegenen Schlossberg ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb auf der Enztalbahn bereits am 10 Juli 1945 wieder aufgenommen.

Die Strecke verlor in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. Gründe hierfür waren die größer werdende Konkurrenz durch den Auto- und Lastwagen-Verkehr, der Rückgang des traditionellen Touristikverkehrs nach Wildbad sowie die Aufgabe wichtiger Gewerbebetriebe. Der Rückgang des Bäderverkehrs nach Bad Wildbad führte zu einer Aufgabe der Schnellzugverbindungen. Der Verlust des Güterverkehrs sowie die geringen Fahrgastzahlen führten dazu, dass die Strecke von der Stilllegung bedroht war.

Durch die Initiative der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) ergaben sich neue Perspektiven für die Strecke. Nach dem Vorbild der benachbarten Albtalbahn von Karlsruhe nach Bad Herrenalb schlug sie ab März 1995 die Einführung eines Stadtbahnbetriebes vor. Zur Attraktivitätssteigerung sollte die Strecke in Bad Wildbad bis zum Kurpark verlängert werden.

Nachdem die AVG die Bahn übernommen hatte, wurde der Stadtbahnbetrieb eröffnet. Am 14. Dezember 2002 fuhr die erste Bahn zwischen Pforzheim und Bad Wildbad. Am 4. Oktober 2003 wurde die Verlängerung bis zum Kurpark fertig gestellt.