"Die Kunst hat Waffen, die der analytische Verstand nicht hat": Reinhard Günthner während der "skulpturalen Verortung" zwischen seinen Figuren. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung von Rainer Günther: Landesakademie veranstaltet Finissage / Skulpturen unterschiedlich deutbar

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Dass eine Vernissage im allgemeinen eine "Eröffnung" ist – häufig einer Ausstellung – weiß man inzwischen, dagegen ist die "Finissage" wenig bekannt.

Es ist ganz einfach das Gegenstück zur Vernissage, also eine Schließung beziehungsweise das Ende einer Ausstellung. So hatte die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen Bad Wildbad zur Beendigung der Ausstellung von Rainer Günther zur Finissage eingeladen.

Dieses Ende fand jedoch keineswegs vor oder bei seinen künstlerischen Arbeiten im ersten Obergeschoss statt, sondern auf der Außenterrasse der Landesakademie. Hier waren insgesamt acht rund drei Meter hohe Skulpturen aus Douglasienstämmen zu sehen. Es war eine begehbare Installation, die seit Mai und während der großen Ferien von Rainer Günther mit Motorsäge und Farbe geschaffen wurde.

Günther ist Oberstudienrat und war bis zum Ende des vergangenen Schuljahres am Enztal-Gymnasium, nun unterrichtet er seit einigen Wochen am Goethe-Gymnasium Gaggenau. Die acht Skulpturen kann man unterschiedlich deuten: Baal und der Engel, Dialog zwischen den Geschlechtern, oder die vier Unbeweglichen.

Nach der Begrüßung durch Akademiedirektor Helmut Nagel vermittelte Günther, der sich mitten in seiner Werkstatt befand, seinen Eindruck über seine Arbeiten, die er als "Skulpturale Verortung" bezeichnet. Die Auseinandersetzung mit Kunst werfe Fragen und Antworten auf, denn "Die Kunst hat Waffen, die der analytische Verstand nicht hat."

Akademiereferentin Monika Meier lobte die Neugierde der Menschen, welche die Ausstellung besuchten, schließlich schaffe Kunst Unruhe. In der Einladung zur Open-Air-Veranstaltung war darum gebeten worden, dass die Besucher der Finissage ein Gedicht mitbringen und dieses vortragen sollten. So gab es einen lebhaften literarischen Wechsel in Gedichtform, der mit Hesses "Stufen" seinen Abschluss fand.

Die musikalische Umrahmung wurde von den Jugendlichen Kaspar Haas und Elea Wendel auf der Violine gestaltet, was der Finissage, die in Dunkelheit endete, einen besonderen Touch verlieh. Im Anschluss führte Günther zum letzten Mal durch seine mit zahlreichen Objekten geschaffene Ausstellung. Die Holzskulpturen können ab 10. Oktober im Chor der Stadtkirche Calw bewundert werden.