Die Gruppe des Kreisgeschichtsvereins – geführt von Altbürgermeister Willi Rutschmann (roter Pullover) – schaut sich im Schlosshof von Ottenhausen um. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Altbürgermeister Willi Rutschmann führt Kreisgeschichtsverein durch Straubenhardt

Bei den Herzogswiesen auf der Höhe über Schwann in Richtung Dennach sollen die aufständischen Ritter aus den Reihen der Martinsvögel 1367 ihre Soldaten zum Attentat auf den zum Baden in Wildbad weilenden Grafen Eberhardt, den Greiner, gesammelt haben.

Bad Wildbad/Straubenhardt (hms). Der Angriff ist zwar misslungen, aber hinterlässt den Nachweis einer 650-jährigen Badekultur.

Die Stadt Bad Wildbad feiert das Jubiläum in diesem Jahr (wir berichteten). Der Kreisgeschichtsverein Calw (KGV), der aus diesem Anlass das Buch "Das Wildbad im Schwarzwald – seit mehr als 650 Jahren baden und heilen" herausgegeben hat, besuchte bei seinem jüngsten Treffen die Enzkreis-Gemeinde Straubenhardt. Durch diese führte deren früherer Bürgermeister Willi Rutschmann die wissbegierige Gruppe.

Am Treffpunkt Schwanner Warte blieb im Rahmen der Begrüßung der KGV-Vorsitzende Hans Schabert zunächst bei der jüngeren Geschichte. Die sechs bei der Gebietsreform im Land in den 1970er-Jahren zu Straubenhardt zusammengeschlossenen Dörfer Conweiler, Feldrennach, Ottenhausen, Pfinzweiler, Schwann und Langenalb (einziger badischer Ort) entwickelten sich im Umland von Pforzheim inzwischen zu einer Gemeinde mit 11 000 Einwohnern.

Burg verschwunden

Das württembergische Gebiet wurde im – nach den napoleonischen Kriegen 1806 entstandenen – Königreich dem Oberamt Neuenbürg zugeordnet. Der Zusammenschluss der Bezirke Neuenbürg, Nagold und Calw führte 1938 in den Landkreis Calw. Der Kreis verlor im Rahmen der Gebietsreform 1973 in Baden-Württemberg – als einziger im Land verkleinert – neben der ehemaligen Oberamtsstadt im Enztal auch das dieser benachbarte nördliche Gebiet bis an die Pforzheimer Stadtgrenze.

Rutschmann wusste zu berichten, dass die Burg Straubenhardt oberhalb von Schwann verschwunden ist. Sie wurde nach dem Angriff auf den Greiner in Wildbad zerstört und nach weiteren Streitigkeiten der Herren der kleinen Raumschaft mit den Württembergern 1392 geschliffen.

Conweiler ist durch den Neuenbürger Oberamtsrichter Wilhelm Ganzhorn berühmt: Der Autor münzte das vertonte Gedicht – Im schönsten Wiesengrude" mit Sicherheit auf das Tal in Richtung Feldrennach. Denn dieses zieht sich hinter dem "Rössle" mit stetigem Blick auf die Kirche des Nachbarortes hin, wo er die junge Tochter der Wirtsleute ehelichte.

In der Nähe dieses Tälchens wurde vor mehr als 400 Jahren bei Feldarbeiten der im Landesmuseum aufbewahrte drei Meter hohe römische Dreigötterstein gefunden. Eine Nachbildung – das Original wurde dem von 1568 bis 1593 regierenden Herzog Ludwig übergeben – kann gleich gegenüber vom zu Ehren des dichtenden Richters erbauten Brunnen bewundert werden. Der Fund steht wohl im Zusammenhang mit der hier vorbeiführenden Römerstraße von Ettlingen über Pforzheim nach Cannstatt.

Bei einem Abstecher nach Ottenhausen wurde von außen das alte Schloss mit Wappen der Straubenhardter über dem Eingang und Brunnen aus dem 18. Jahrhundert besichtigt. Die Gebäude um dieses dienen heute einem Pferdehof. In den Ortsteilen der Gemeinde ist immer wieder Kunst mit Bezug zur Vergangenheit im Straßenbild zu finden. So stehen als Plastik in Feldrennach der "Fuhrmann" und die "Marktbesucher", in Schwann der "Rechenmacher" oder in Conweiler der "Schindelmacher". Sie und ihre von Rutschmann erzählten Geschichten dazu waren einen Halt wert.