Bei den Vorträgen im Rahmen des Tourismus-Tages in Bad Wildbad blieben einige Plätze unbesetzt. Foto: Mutschler

Stephan Köhl enttäuscht über geringe Resonanz trotz hochkarätigen Programms. Mit Kommentar

Bad Wildbad - In Bad Wildbad fand der erste "Tag des Tourismus" statt – eine Veranstaltung für die Touristiker im Oberen Enztal. Trotz eines hochkarätigen Vortragsprogramms zeigte sich Stephan Köhl, Geschäftsführer der Bad Wildbad Touristik, etwas enttäuscht über die Resonanz.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung sagte Köhl, dass es maximal 144 Plätze im Großen Saal des Forums König-Karls-Bad gebe und er sich mehr als 100 Anmeldungen wünsche. Letztendlich wurden es dann 80 Anmeldungen. Bei den Vorträgen, so schätzt Köhl, waren es dann nur rund 60 Personen. "Das ist zu wenig", stellte er fest und gab unumwunden zu: "Ich bin schon enttäuscht."

Vor allem seien zu wenig Gastgeber dagewesen. "Sie haben die Chance nicht genutzt", so Köhl. Denn vor und nach dem strammen Vortragsprogramm präsentierten sich 21 Ausflugsziele aus dem Oberen Enztal und der Region an Tischen im Obergeschoss des Forums König-Karls-Bad. Die Vertreter der Ausflugsziele konnten mit Informationsmaterial und Aufstellern für sich werben und so mit den Gastgebern in Kontakt kommen. Gerade vor den Vorträgen waren die Tische nur spärlich besucht. Überrascht war Köhl davon, dass mehr Gastgeber aus Enzklösterle als aus Bad Wildbad da waren. Und denen, die da waren, gefiel die Veranstaltung durchaus. "Es gab geballte Informationen und Denkanstöße", fand Steffen Frey vom Enztalhotel in Enzklösterle. Er bezeichnete den Tourismus-Tag als "informativ und sehr umfangreich". Außerdem sei es interessant gewesen, Hansjörg Mair, den neuen Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, kennenzulernen.

Vor Beginn der fünf Vorträge erklärte Köhl, für wen der Tag des Tourismus gedacht sei. Die Veranstaltung richte sich "primär an Gastgeber, die mit Übernachtungsgästen zu tun haben". Er wünschte sich, dass diese Gastgeber sich "für die drei Stunden einmal im Jahr Zeit nehmen".

"Der Nordschwarzwald ist im Aufwind. Das kann ich für Bad Wildbad nur bestätigen", sagte Bürgermeister Klaus Mack dann in seiner Begrüßung. Man habe viel investiert, etwa in die Sommerbergbahn, und so auch private Investoren angezogen. Allein der Baumwipfelpfad locke in diesem Jahr rund 250.000 Besucher in die Stadt, dazu käme 2018 noch die Hängebrücke. Dieser Besucherzuwachs bringe aber auch neue Herausforderungen mit sich, sagte Mack und sprach Themen wie Verkehr, Einzelhandel und Übernachtung an. So habe man "ein Hotelentwicklungskonzept auf den Weg gebracht". Mack kann sich neue Angebote wie ein Baum- oder Waldhotel sehr gut vorstellen.

Bei der Infrastruktur gebe es zwei Schwerpunkte: neben den alten königlichen Bädern die Gebäude aus der Zeit der großen Kuren, wie etwa das Neue Eberhardsbad. Da müsse man schauen, wie man diesem "hässlichen Bau neues Leben einhauchen" könne. Dabei als Staatsbad auch immer das Land mit eingebunden werden, so Mack weiter.

Zudem solle man überlegen, wo man für den Tourismus neue Flächen bereitstellen könne, auch mit der kreiseigenen Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald. "Je mehr in der Region entsteht, desto mehr profitieren alle", sagte Mack.

Um die Stärkung der eigenen Marke ging es in Köhls Vortrag. "Wir wollen eine echte Marke werden", sagte er und erläuterte, dass "Marken verdichtete Spitzenleistungen" seien. "Qualität rauf, Preis rauf, das ist unser Ziel", so Köhl weiter. In dieser Entwicklung gehe es vor allem darum, ehrlich zu sich selbst sein: "Was können wir? Und was können wir nicht?" – diese Fragen sollten gestellt werden.

In einer Untersuchung wurden die Stärken der Enztal-Gemeinden Enzklösterle, Bad Wildbad und Höfen gesammelt und daraus Ziele und sogenannte "Ein-Wort-Werte" herausgearbeitet. Das Ziel der Touristiker in Bad Wildbad sei es, so Köhl, der "königlich-wildeste Thermen- und Natur-Genuss im Schwarzwald zu werden", als Ein-Wort-Wert wurde dabei "königlich-wild" entwickelt.

Enzklösterle will das "idyllische Heidelbeerdorf" im Schwarzwald sein, als Ein-Wort-Wert bietet sich hier idyllisch an.

Höfen soll das "lebenswerteste Fluss-Dorf im Oberen Enztal" mit dem Ein-Wort-Wert "Fluss-Romantik" werden.

Dies sei, so weiß der Touristik-Chef, ein langfristiger Prozess, den er mit einem Container-Schiff verglich. Man brauche viel Energie, um so ein großes Schiff in Bewegung zu setzen. Aber "wenn es fährt, ist es nicht mehr aufzuhalten", so Köhl. Ziel sei es, eine klare und nachhaltige Marken-Positionierung zu finden und "hoch attraktiv, aber wenig bekannt" zu werden, nach dem Motto: "Nicht jeder kennt mich. Aber die, die mich kennen, sind echte Fans und sind bereit, mehr zu bezahlen."

Als Neuigkeit hatte er zu vermelden, dass das Magazin Focus Gesundheit die Stadt im November-Heft als einen von 70 "Top-Kurorten" auszeichnet.

Stephan Köhl beendete seinen Vortrag, indem er von seinem Traum erzählte, "dass wir im Enztal vertrauensvoll zusammenarbeiten. Denn die Gäste kommen nicht wieder, wenn wir uns gegenseitig schlechtreden."

Der nächste Tag des Tourismus soll zu Beginn der nächsten Saison am 18. April stattfinden. "Es braucht ein bis zwei Mal, bis es läuft", ist Köhl optimistisch.

Kommentar: Chancen nutzen

Von Bernd Mutschler

Enttäuscht zeigte sich Bad Wildbads Touristik-Chef Stephan Köhl von der Resonanz auf den ersten »Tag des Tourismus«. Gedacht war eigentlich, dass die Gastgeber, die sich um die Urlauber kümmern, mit den Mitarbeitern der Ausflugsziele in der Region ins Gespräch kommen. Somit können sie ihren Gästen bessere Tipps für ihren Aufenthalt geben. Daraus wurde nur wenig, weil die Gastgeber, vor allem die aus Bad Wildbad, der Veranstaltung fernblieben. Von der erhofften Zahl von mehr als 100 Anmeldungen war man weit entfernt – lediglich rund 60 Zuhörer bei den Vorträgen waren zu wenig, um erfolgreich netzwerken zu können. Bei den Reden wurde deutlich, dass alle, die in der Region in der Tourismus-Branche tätig sind – und das sind nicht wenige – voneinander profitieren können, wenn sie zusammenarbeiten. Diese Chance sollte man nutzen.

Seite 2: Antrittsbesuch in Bad Wildbad

Bad Wildbad - Hansjörg Mair, der neue Chef der Schwarzwald Tourismus GmbH mit Sitz in Freiburg, nutzte den Tag des Tourismus in Bad Wildbad, um seinen Antrittsbesuch im Nordschwarzwald zu machen.

Da die anderen Vorträge bereits eine übergroße Fülle an Informationen boten, hielt sich der neue "Mister Black Forest", wie ihn der Bad Wildbader Touristik-Chef Stephan Köhl nannte, relativ kurz: "Ich hasse euch, ihr habt es mir so schwer gemacht", rief er dann seinen Vorrednern auch im Spaß zu. Der Südtiroler, der 20 Jahre lang in seiner Heimat an der Tourismus-Marke Südtirol mitgearbeitet hat, wollte seine Vision nahebringen: "den Schwarzwald zum begehrtesten Lebensraum Deutschlands machen." So sollten die Menschen sagen, wenn sie hier Urlaub gemacht haben: "Eigentlich wäre das der Raum, in dem ich Leben möchte."

Um das zu erreichen, brauche es Leuchtturmprojekte und beim Marketing Mut zur Auswahl, um mit Exzellenzprodukten zu werben. Dabei bräuchten die Objekte rund um die Leuchttürme keine Sorge haben, dass sie dann zu kurz kämen. Denn der Leuchtturm gebe lediglich die Richtung vor und zeige, wo es hingehe. Leuchttürme würden aber auch die Umgebung beleuchten, so dass alle profitieren.

Info: Verein

(boom). Die Stadt Bad Wildbad ist seit diesem Jahr Mitglied im Verein Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus, einem Zusammenschluss von aktuell 43 Kommunen aus der Metropolregion Stuttgart. Ziele des Vereins sind unter anderem die überzeugende Darstellung und Vermittlung der vorhandenen Standortvorteile sowie die Profilierung gegenüber starken Mitbewerbern, eine klare Markt-Positionierung, Imagegewinn im In- und Ausland und die Steigerung des Gästeaufkommens (Übernachtungsgäste und Tagesbesucher).

Im I-Punkt präsent

Geschäftsführer Armin Dellnitz gab Informationen darüber, wie Bad Wildbad – und Bad Liebenzell – in Stuttgart präsentiert werden. So gibt es zum Beispiel drei I-Punkte mit touristischen Informationen auch über Bad Wildbad. Allein den I-Punkt in der Königstraße besuchen, so Dellnitz, 600 000 Besucher im Jahr, darunter 55 Prozent Einheimische, auf der Suche nach touristischen Zielen für Tagesausflüge und Kurzurlaube.

 Fernsehturm-App

Auch wer den Fernsehturm besucht, kann Informationen über Bad Wildbad bekommen. Mit Hilfe der Fernsehturm-App für das Smartphone werden Infos über die Stadt eingeblendet, wenn der Benutzer sein Telefon in Richtung des Nordschwarzwaldes dreht.

Keine Konkurrenz

Dellnitz betonte, dass man mit Regio Stuttgart nicht in Konkurrenz zum Schwarzwald treten möchte – im Gegenteil: "Stuttgart und der Schwarzwald gehören eng zusammen." Wichtig sei es, an einem Ausflugsziel Angebote anzubieten, mit denen die Besucher drei bist vier Stunden beschäftigt seien. Dann würden sie auch eine einstündige Fahrt auf sich nehmen. Dellnitz zeigte sich begeistert von der Region, in der er übrigens von 1990 bis 1993 in Bad Wildbad seine Ausbildung absolvierte und seither eine besondere Verbindung dorthin hat: "Der Schwarzwald ist ein unglaublich attraktives und heiles Stück Welt."